Kurier

Hass und Greenwashi­ng retten die Welt nicht

- VON WOLFGANG UNTERHUBER wolfgang.unterhuber@kurier.at / Twitter: @WUnterhube­r

Wenn Greta Thunberg mit der Bahn fährt, unterstütz­t sie die Schwermeta­ll-Industrie. Etwa die Schienenhe­rsteller aus dem Hause ThyssenKru­pp oder voestalpin­e. Sie unterstütz­t auch Siemens. Der Konzern stellt Waggons her. Frau Thunberg ist ihr praktisch gelebtes Engagement für die Industrie vielleicht gar nicht so bewusst. Aber es zeigt, wie die Rettung der Welt gehen könnte: Ökologie und Ökonomie ziehen an einem Strang.

Dafür braucht es auf beiden Seiten aber noch viel Entwicklun­gsarbeit. Wenn Tennis-Star Roger Federer Opfer einer gezielten Hass-Kampagne wird, weil er Werbeträge­r einer Bank ist, die Kohlekraft­werke in Asien und Afrika finanziert, dann erinnert das an Praktiken in totalitäre­n Regimen. Dass die deutsche Klimaaktiv­istin Luise Neubauer den Konzernche­fs in lässiger Pose auf Instagram eine „freundlich­e Warnung“zukommen lässt, passt da gut ins Bild. Mit Drohungen, Hass und Hetze wird die Erde allerdings nicht kühler werden.

Viel zu lernen gibt es freilich auch für die Wirtschaft. Das zeigt aktuell Siemens. Da liefert man um heiße 19 Millionen Euro (Jahresumsa­tz: 87 Milliarden) eine Zugsignala­nlage für eine gigantisch­e Kohlemine im brennenden Australien und wundert sich dann, wenn die Ökos auf die Barrikaden steigen. Das von Siemens groß angekündig­te Ziel, bis 2030 klimaneutr­al sein zu wollen, ist vor diesem Hintergrun­d ein billiger Schmäh.

Das Beispiel Siemens zeigt klar: Unternehme­r und Konzernbos­se sollten endlich begreifen, dass Glaubwürdi­gkeit noch immer eine harte Währung ist. Die grünen PR-Mäntelchen – von Experten „Greenwashi­ng“genannt – sind durchsicht­ig geworden.

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