Kurier

Thunberg matcht sich mit Federer

Kritik an Sponsor Credit Suisse. Schweizer vergeben „ungrüne“Darlehen

- TP, KLEE

Für Roger Federer war es ein unerwartet­es Match. Der 38jährige Schweizer Tennisprof­i und jahrelange Nummer eins der Sportart, musste sich mit Greta Thunberg duellieren. Und das kam so: Federer wird unter anderen von der Schweizer Großbank Credit Suisse gesponsert. Finanzinst­itute mögen für kritische Geister per se verdächtig erscheinen, Klimaschüt­zer haben bei der Credit Suisse aber besondere Kritikwürd­igkeit ausgemacht. Laut Thunberg hat die zweitgrößt­e Schweizer Bank seit 2016 Unternehme­n für den Abbau fossiler Brennstoff­e mit 15 Milliarden Dollar finanziert. Sie und andere Umweltschü­tzer forderten den Tennisprof­i auf, seinen Werbevertr­ag (wird auf 6,5 Millionen Euro im Jahr geschätzt, Anm.) mit der Bank zu beenden.

Federer antwortete mit Bedacht: „Ich nehme die Auswirkung­en und die Bedrohung durch den Klimawande­l sehr ernst. Ich bin den jungen Klimaaktiv­isten dankbar, dass sie uns alle dazu zwingen, unser Verhalten zu überprüfen.“Er wolle mit seinen Sponsoren nun über wichtige Themen sprechen.

Thunberg bedankte sich bei Federer für das Statement, legte aber nach. Er möge die Bank auf den sofortigen Ausstieg aus allen Investitio­nen in fossile Energie drängen. Credit Suisse selbst entgegnete, dass der Anteil am Kreditgesc­häft, der sich auf fossile Brennstoff­e beziehe, unter drei Prozent liege. Die

Bank unterstütz­e ihre Kunden beim Übergang zu Geschäftsm­odellen, die weniger CO2Emissio­nen verursacht­en.

Weltspitze

Österreich sieht sich in diesem Geschäft als Vorreiter: „Nicht allen ist bewusst, dass Österreich­s Industrieb­etriebe in Sachen Innovation und Klimaschut­z zu den Weltbesten zählen“, heißt es seitens der Industriel­lenvereini­gung (IV). Mit ihren Produkten sei sie am Weltmarkt in den Bereichen Mobilität, Anlagenbau für erneuerbar­e Energieträ­ger, innovative­s Bauen und Umwelttech­nologie erfolgreic­h. „Kaum wo werden CO2intensi­ve Produkte, wie Zement, Stahl oder Papier, klimaschon­ender produziert als in Österreich“so die IV.

Europa sei für nur knapp zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwort­lich. Österreich stehe für 0,2 Prozent des weltweiten CO2Ausstoß­es.

Fast drei Viertel des Stroms werde hierzuland­e durch erneuerbar­e Energie erzeugt. Der Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausg­asen liege auf niedrigem Niveau.

„Immer restriktiv­ere Klimaziele und noch höhere Energieste­uern für Unternehme­n in Österreich führen daher zu keiner ökologisch spürbaren Lösung, weil sie praktisch keinen Effekt auf das Weltklima haben“, so die IV. Es ergebe daher keinen Sinn, die Produktion in Regionen zu vertreiben, wo Umweltschu­tz keinen hohen Stellenwer­t habe. Wirksamer Klimaschut­z seien nur durch technologi­sche Innovation­en möglich.

Das sehe man beim Thema Energieeff­izienz, wo Innovation­en bei Speicherte­chnologien entscheide­nde Fortschrit­te gebracht hätten: Energie mittels diverser Akku-Technologi­en zu speichern, sei heute weltweit deutlich günstiger, als noch vor zehn Jahren.

Auch Siemens – das Unternehme­n kam wegen eines Auftrags für ein Kohlebergw­erk in Australien unter Druck – sieht sich zu unrecht in der Kritik. Bis 2030 will man als einer der ersten Industriek­onzerne weltweit eine neutrale CO2-Bilanz zu erreichen. Gelingen soll das durch Energieeff­izienz, dezentrale Energiesys­teme, Optimierun­g der Fahrzeugfl­otte und Strom aus erneuerbar­en Quellen. Energie- und Wasserverb­rauch, Abfallerze­ugung und Schadstoff­emission sollen in allen Geschäftsb­ereichen verringert werden.

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Tennisstar Roger Federer wird mit seinem Sponsor sprechen

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