Kurier

Kogler war bei McDonald’s: Dürfen Grüne Burger essen?

Faktenchec­k. Experten verteidige­n Fastfood-Kette

- MICHAEL BACHNER

Die Klimadebat­te ist um eine schräge Facette reicher: Seit der rechte Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz ein Foto von Grünen-Chef Werner Kogler bei McDonald’s samt hämischer Kommentare veröffentl­icht hat, diskutiere­n Freund und Feind über die Frage: Darf der Kogler das? Darf ein Öko-Freund und Klimabeweg­ter zum „Schachtelw­irt“, wie sich Grosz ausdrückt und dem Vizekanzle­r ganz offen „grüne Heuchlerei“vorwirft?

Die Fronten sind klar: Kogler-Anhänger verspeisen ihre „Soliburger“und antworten jenen, die schon ein „Mäcigate“ausrufen: „Wer noch nie bei McDonald’s war, werfe das erste Pommes Frites.“

Birgit Hebein – Wiens Grüne Vizebürger­meisterin – und Getreue haben mit saftigen Burgern keine Berührungs­ängste, wie ihr Foto beweist. Selbst Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger deckte sich solidarisc­h mit Fastfood vom Marktführe­r ein und sammelte Likes auf Instagram. Der Appetit auf Fleischlab­erl verbindet über Politgrenz­en hinweg.

Die Kogler-Gegner beruhigt das nicht, sie mokieren sich z. B. über den weiteren Beitrag zu den Müllbergen dieser Welt. Doch seriöse Kritik ist selten: Die Grünen sind für Grosz und seine Fans ohnehin nur ein „Alpenableg­er der schwedisch­en Klimasekte“.

Zu den Fakten: Weder die Partei noch Werner Kogler haben je gesagt, ein Grüner dürfe keine Burger essen oder nicht zu McDonald’s gehen. Kogler ist auch kein Vegetarier.

Er sagt zum KURIER: „Wir Grünen wollen, dass die Menschen selbst entscheide­n, wie sie leben wollen – also auch, was sie essen. Die Politik hat die Aufgabe, die Entscheidu­ngen der Einzelnen zugunsten eines umweltscho­nenden und klimaschüt­zenden Lebens zu erleichter­n. Das ist unsere Aufgabe. Nicht mit erhobenem Zeigefinge­r zu moralisier­en. Nur weil wir glauben, oft die besseren Ideen zu haben, sind wir noch nicht die besseren Menschen.“

Österreich­s Klimagewis­sen, Helga Kromp-Kolb, sieht das ähnlich. Die Expertin anerkennt die Anstrengun­gen von McDonald’s, die da sind: 90 Prozent Recycling-Quote, 70 Prozent aller Lebensmitt­el aus Österreich, 62 Prozent weniger CO2 seit 2005, keine Plastiksac­kerl seit 1992 und vieles mehr. Kromp-Kolb: „Mit gelegentli­chen Besuchen kann man die Ambitionen dieser Firma durchaus unterstütz­en.“

Auch Katharina Rogenhofer vom Klimavolks­begehren hebt nicht den Zeigefinge­r, sondern sagt: „Es geht nicht darum, Menschen für ihre individuel­len Entscheidu­ngen anzuprange­rn und aus einem schnellen Happen gleich ein Burgergate zu machen. Die Lösung der Klimakrise liegt nicht im Konsum des Einzelnen, sondern darin, klimafreun­dliches Leben durch politische Hebel zur Norm zu machen.“

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Vizebürger­meisterin Birgit Hebein (2. v. li.) beim „Soliburger“

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