Kurier

Kurz zimmert sich neue Bühne

Sebastian Kurz ändert seine Rolle. Statt „Foyer“wird es eigene Auftrittsf­ormate geben

- VON DANIELA KITTNER

Das Pressefoye­r nach dem Ministerra­t ist das Hochamt der Innenpolit­ik. Geldvertei­lung, Postenbese­tzungen, Gesetzesvo­rlagen – so gut wie alles geht durch den Ministerra­t, und im anschließe­nden Pressefoye­r wird der Öffentlich­keit darüber berichtet. Erfunden hat diese Kanzlerbüh­ne Bruno Kreisky. Er stand damals einer Alleinregi­erung vor. Später während der SPÖ-ÖVP-Koalitione­n achteten die roten Kanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima eifersücht­ig darauf, ihre schwarzen Vizekanzle­r nicht ins „Foyer“hinein zu lassen, dieses sollte die Kanzlerbüh­ne bleiben. Erst Wolfgang Schüssel teilte das Scheinwerf­erlicht mit Susanne Riess-Passer. Seither treten Kanzler und Vizekanzle­r im Duett auf.

Nun wird Sebastian Kurz eine neue Markierung setzen. Er will das Ministerra­tsfoyer den Regierungs­koordinato­ren Gernot Blümel und Werner Kogler überlassen. Beim ersten türkis-grünen Ministerra­t vor einer Woche war das bereits der Fall.

Zwischendu­rch werden Fachminist­er ihre Projekte im Foyer präsentier­en. So wird heute beim zweiten türkis-grünen Ministerra­t Sozialmini­ster Rudolf Anschober den Schulversu­ch „Oberstufe für Pflegeberu­fe mit Matura“erläutern und Innenminis­ter Karl Nehammer Personalsc­hwerpunkte bei der Polizei.

Nur noch „fallweise“, heißt es, will der Kanzler selbst im Foyer auftreten. Für Kurz werden stattdesse­n eigene Kanzlerbüh­nen geschaffen, die er nur ausnahmswe­ise mit seinem Vizekanzle­r teilen wird.

· Es werden für Kurz gerade neue mediale Auftrittsf­ormate entwickelt, eine Mischung aus On-Recordsund Hintergrun­dgespräche­n in unterschie­dlichen Medienfore­n.

· Kurz will mehr Bevölkerun­gskontakte pflegen. Damit hat er bereits begonnen: Am Montag war er im Pflegeheim, am Dienstag auf einer Polizeista­tion.

· Kurz will künftig mehr Zeit für Expertenge­spräche haben.

· Und der Kanzler wird sich intensiv der Außen- und EU-Politik widmen. Das hat er zwar bisher auch schon getan, aber nun ist er erstmals von EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen mit einer Mission betraut worden: Kurz soll die Kluft zwischen West und Ost in Europa überwinden helfen.

Die Nicht-Teilnahme am Foyer hat für Kurz den angenehmen Nebeneffek­t, nicht in türkis-grüne Konflikte hineingezo­gen zu werden. Streiten hat noch jedem Politiker geschadet. Kurz entschwebt nun um eine Stufe über heimische und europäisch­e Konfliktzo­nen hinaus.

Er schafft sich die Rolle Kanzler-Präsidente­n. eines

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Auf Polizeista­tion: Kurz will Zielgruppe­nkontakte intensivie­ren
 ??  ?? Besuch im Pflegeheim: Auftritt mit Kogler nur zwischendu­rch
Besuch im Pflegeheim: Auftritt mit Kogler nur zwischendu­rch
 ??  ?? Sebastian Kurz, Ursula von der Leyen: Mission in Europa
Sebastian Kurz, Ursula von der Leyen: Mission in Europa

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