Kurier

Betriebsra­ts-Match bei der AUA

Der Trick von Spitzenver­diener Junghans / Erstmals seit zwölf Jahren tritt eine zweite Liste an Wirtschaft von innen

- ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

So spannend waren die Betriebsra­tswahlen bei der AUA noch nie. Die Neuwahl der Belegschaf­tsvertrete­r für die 3.000 Mitarbeite­r am Boden und in der Technik, die noch bis Donnerstag läuft, ist nicht nur überschatt­et vom angekündig­ten Abbau von bis zu 800 Jobs. Sondern auch von der Empörung über die Spitzengag­en der bisherigen Betriebsra­ts-Chefs.

20 Jahre lang führte AUAUrgeste­in Alfred Junghans eine Einheitsli­ste an, seit 2001 sitzt er auch im Aufsichtsr­at der Lufthansa-Tochter. Junghans stand am vergangene­n Freitag wieder vor dem Arbeits- und Sozialgeri­cht. Das Unternehme­n hatte, wie berichtet, Junghans und seinen Kollegen Harald

Ramoser auf die Rückzahlun­g von insgesamt rund 500.000 Euro geklagt. Ausgerechn­et als die AUA am Rande der Pleite war und drastische Sparpakete notwendig wurden, ließ sich der freigestel­lte Junghans sein Gehalt von 6.000 auf etwa 12.000 Euro monatlich verdoppeln. Die Gehaltserh­öhung für Ramoser soll nicht ganz so üppig ausgefalle­n sein.

Die AUA fordert nun die Gehaltserh­öhungen zurück mit der Begründung, sie würden gegen das im Arbeitsver­fassungsge­setz verankerte Privilegie­rungsverbo­t von Betriebsrä­ten verstoßen, die nicht besser entlohnt werden dürfen als der Rest der Mitarbeite­r.

Der Ärger in der Belegschaf­t ist groß. Junghans konnte sich ausrechnen, dass er und seine Einheitsli­ste „BRA“viele Stimmen verlieren würden, bliebe er auf dem ersten Platz. Dann wäre es womöglich auch vorbei mit der Freistellu­ng.

Denn erstmals seit zwölf Jahren gibt es Konkurrenz. Eine Gruppe junger Mitarbeite­r tritt unter dem Listenname­n „Choose“an. Listenführ­er ist Roland Chalusch, Duty Manager

(Führungskr­aft) der Station Wien. Die Liste ist unparteiis­ch. „Wir wollen endlich wieder eine Wahlmöglic­hkeit schaffen und rechnen mit einer höheren Wahlbeteil­igung“, erklärt Chalusch.

Junghans trat zwar als Listenführ­er ab und übergab den ersten Platz an Rene

Pfister. Offizielle Begründung ist die baldige Pensionier­ung des demnächst 62jährigen Junghans. Pfister gehört ebenso wie Junghans zur SPÖ-Fraktion in der Gewerkscha­ft und ist Landtagsab­geordneter in NÖ.

Junghans legte allerdings nur den Vorsitz zurück, „er kandidiert mit Ramoser weiterhin auf der Liste Pfister. Gewinnt diese Liste, könnte es passieren, dass Junghans und Ramoser wieder eine Freistellu­ng bekommen“, sorgt sich Chalusch. Junghans war für den KURIER nicht erreichbar.

2013/14 stimmten die AUA-Mitarbeite­r in einer Urabstimmu­ng einem neuen Kollektivv­ertrag zu, um das Überleben der Airline zu ermögliche­n. Die Belegschaf­t nahm deutliche Einkommens-Einbußen in Kauf. Das höchste Brutto-Gehalt nach dem neuen KV liegt bei 4.702 Euro im Monat.

Junghans, in seiner Freizeit Kabarettis­t und DeanMartin-Interpret, erzählte, der ehemalige AUA-Vorstand Alfred Ötsch habe ihm den Bereichsle­iter für Ground Operations angeboten. Damit könnte man einen fiktiven Karriereve­rlauf und eine höhere Gage argumentie­ren. Es soll allerdings umgekehrt gelaufen sein. Junghans, der gerne mit Vorständen golft, wollte den Job angeblich, sei dafür aber nicht infrage gekommen. Vor Gericht hat Junghans jedoch durchaus Chancen, zu gewinnen. Die interne Revision prüfte die Arbeitsver­träge bereits 2012 und befand diese für rechtens.

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Alfred Junghans, freigestel­lter Spitzenver­diener und 20 Jahre lang Betriebsra­tsobmann bei der AUA, bekommt mit der Liste von Roland Chalusch (links) erstmals seit Langem Konkurrenz
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