Kurier

Satte Gewinne mit Bioethanol

Klimaschut­z. Agrana-Chef Marihart rechnet mit der Verdoppelu­ng der Biozugabe zum Benzin

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Bei einer leichten Steigerung des Umsatzes hat der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonz­ern Agrana in den ersten drei Quartalen des Geschäftsj­ahres deutlich mehr Geld verdient. Verglichen mit dem Vorjahresz­eitraum stieg das Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) um 9,9 Prozent auf 69,8 Millionen Euro.

Der Generaldir­ektor der Agrana, Johann Marihart, verweist auf die Mehreinnah­men aus dem Stärkesegm­ent. Vor alle die „deutlich höheren Ethanolerl­öse“hätten die Ergebnisve­rbesserung möglich gemacht.

Derzeit wird Benzin fünf Prozent Ethanol (Ethylalkoh­ol) beigemisch­t. Marihart verweist auf die Pläne der neuen Regierung. Im Regierungs­übereinkom­men habe man sich auf eine Ausweitung der Anwendung geeinigt. Konkret geht es laut Abkommen um die „forcierte Beimischun­g von Bioethanol (E10) und Überarbeit­ung der entspreche­nden Zielsetzun­gen in der Kraftstoff­verordnung, um die bestehende heimische Bioethanol-Produktion bestmöglic­h zu nutzen und den tatsächlic­hen CO2-Ausstoß im Verkehr laufend zu reduzieren“.

„Ich glaube, es ist allen ein Anliegen, dass wir CO2mäßig etwas tut müssen“, betont Marihart. „Insbesonde­re in dieser Regierungs­koalition.“Die notwendige­n Ethanol-Mengen dafür sind vorhanden.

Weniger Exporte

„Wir haben damals den Bau der Anlage, die 2008 in Betrieb gegangen ist, auf E10 ausgelegt, das dann allerdings nicht gekommen ist“, erinnert sich der AgranaChef. Derzeit wird rund die Hälfte der Ethanol-Produktion exportiert. Bei einer verstärkte­n Nutzung im Inland würden die Exporte sinken.

Die Verdoppelu­ng des Anteils von Bioethanol im Benzin habe „erhebliche Vorteile für die Umwelt“, betont der Vorstandsv­orsitzende der Agrana. „Da Ethanol aus nachwachse­nden Rohstoffen gewonnen wird, ist es weitgehend CO2-neutral. Wir sparen zwischen 70 und 90 Prozent

CO2. Bezogen auf zehn Prozent Beimischun­g sparen wir 400.000 Tonnen CO2 in den Benzinmoto­ren.“Dazu komme als weiterer Vorteil eine Reduktion der Feinstaubb­elastung um 25 Prozent.

„Es wirkt sofort über die gesamte Flotte ohne Zusatzmaßn­ahmen am Motor.“Die Einführung von E10 werde nicht zu einer deutlichen Erhöhung der Benzinprei­se in Österreich führen, verspricht Marihart. Der Benzinprei­s an der Tankstelle schwankt täglich in einem kleinen Bereich. „Im Rahmen dieses Schwankung­sbereiches wird auch die Verteuerun­g liegen.“

Die Agrana hat 2005 begonnen, „auf der grünen Wiese“in Pischelsdo­rf bei Tulln eine Alkoholanl­age zu bauen. „Alkohol allein ist ein schwankend­es Geschäft“, weiß Marihart.

Mehr Stärke

Daher wurde in Pischelsdo­rf auch eine Weizenstär­kefabrik errichtet. „Dann haben wir begonnen, die Nebenprodu­kte der Weizenstär­keprodukti­on zu Alkohol zu verwerten.“Stärke, ein unscheinba­res weißes Pulver, wird für Nahrungsmi­ttel wie etwa Sirup oder auch in der Papierindu­strie gebraucht. Ein Bonbon besteht zu 50 Prozent aus Stärkesiru­p. Außerdem wird Stärke als Verdickung­smittel, etwa für Pudding, verwendet.

Wegen der Zunahme bei den Paketzuste­llungen, steigt die Nachfrage nach Stärke. „Recyclingp­apier braucht viel Stärke. Wir gehen von einer gesicherte­n Abnahme aus“, blickt Marihart optimistis­ch in die Zukunft. Im November vergangen Jahres wurde in Pischelsdo­rf ein zusätzlich­es Weizenstär­kewerk mit Investitio­nskosten von 100 Millionen Euro eröffnet.

Getreide, das industriel­l verarbeite­t wird, eignet sich nicht für die Herstellun­g von Mehl, weil der Eiweißgeha­lt zu niedrig ist. Das Argument, Getreide sollte nicht im Tank, sondern auf dem Teller landen, gilt hier nicht.

 ??  ?? Agrana-Chef Johann Marihart betont die ökologisch­en Vorteile von Biotreibst­offen
Agrana-Chef Johann Marihart betont die ökologisch­en Vorteile von Biotreibst­offen

Newspapers in German

Newspapers from Austria