Kurier

Phishing-Betrüger stahlen 200.000 Euro vom Konto eines Wieners

Internetba­nking. Bankkunde ist Opfer von Kriminelle­n geworden, sein Geld wurde auf ein Konto einer Firma in der Türkei umgeleitet

- K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Das neue Jahr sollte für Herbert W. erfreulich beginnen. Ein Wohnungsve­rkauf sollte ordentlich Geld in die Kasse spülen. Deshalb loggte sich Herr W. mehrmals mit einem SMS-TAN über das E-Banking-System in sein Konto bei der Bank Austria ein, um den Zahlungsei­ngang zu prüfen.

So auch am Abend des 4. Jänner. Herr W. erhielt eine für ihn „völlig unverdächt­ige“TAN-Nachricht, aber das Einloggen gelang erst beim zweiten Versuch. Danach erhielt er eine SMS mit der Aufforderu­ng, er solle ein Einmalpass­wort zur Aktivierun­g seiner Bank-Austria-Bank-Card für Apple Pay eingeben. Das schien Herbert W. aber dann doch verdächtig und er loggte sich wieder aus. Am Morgen des 8. Jänner 2020 erhielt Herr W. dann einen Anruf seiner Kundenbetr­euerin.

Dubiose Überweisun­g

„Sie eröffnete meinem Mandanten, dass unbekannte Dritte von seinem Konto 200.000 Euro abgehoben hätten“, behauptet Anwalt Christian Winternitz im Gespräch mit dem KURIER. Laut Kontoauszu­g vom 7. Jänner 2020 sind von Herbert W.s Konto 200.000 Euro auf ein Konto der angebliche­n Außenhande­lsfirma Sabanci Dis Ticaret A. S. in der Türkei geflossen. Für die Überweisun­g buchte ihm die Bank 400 Euro Spesen ab.

„Mein Mandant wollte lediglich in sein Konto Einsicht nehmen und keine Überweisun­gen durchführe­n“, sagt Winternitz. Er weist auch darauf hin, dass sein Mandant auf diesem Konto sogar ein persönlich­es TAN-Limit in Höhe von 1.500 Euro eingezogen hat, aber trotzdem 200.000 Euro in einer Einzeltran­saktion abgebucht wurden. „Offenbar ist es gelungen, diese Limit-Konfigurat­ion aufzuheben“, meint der Anwalt.

Ablauf undurchsic­htig

Unklar ist weiterhin, wie die „Auslandsüb­erweisung“auf das Konto der türkischen Außenhande­lsfirma tatsächlic­h zustande kam. Anwalt Winternitz sagt, sein Mandant sei sich überhaupt keiner Schuld bewusst. „Die Bank trifft für diesen Betrugsfal­l die volle und uneingesch­ränkte Haftung“, behauptet Winternitz. Laut Zahlungsdi­enstegeset­z müsse die Bank, fährt er fort, den Kontostand seines Mandanten berichtige­n und auf den Stand vor der nicht autorisier­ten Überweisun­g bringen.

„Meinem Mandanten ist keine wie immer geartete Sorgfaltsp­flicht anzulasten“, sagt der Anwalt. „Er hat weder gegen die Sicherheit­shinweise

noch gegen die Warnungen der Bank verstoßen.“

Tatsächlic­h findet sich auf der Homepage der Bank Austria eine lange Warnliste betreffend betrügeris­che eMails und SMS-Phishing. Die vorerst letzte Warnung stammt vom 7. Jänner 2020.

Zum konkreten Fall gibt sich die Bank Austria aber überaus zugeknöpft. Sie ersucht um Verständni­s, dass sie „ohne Entbindung vom Bankgeheim­nis keine Auskunft erteilen könne“. Laut Kundenbetr­euerin hat die Bank den Fall an ihre Ombudsstel­le weitergele­itet und die Abteilung Auslandsza­hlungsverk­ehr darüber informiert.

 ??  ?? Der Wiener Herbert W. ist seit 7. Jänner 2020 um 200.000 Euro ärmer. Kriminelle haben den Betrag in die Türkei geschleust
Der Wiener Herbert W. ist seit 7. Jänner 2020 um 200.000 Euro ärmer. Kriminelle haben den Betrag in die Türkei geschleust

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