Kurier

Polizei kauft „schärfere“Munition

Mannstoppe­nd. Ausschreib­ung für insgesamt 67 Millionen Projektile

- D. SCHREIBER, K. MÖCHEL

Lange wurde diskutiert, geprüft und überlegt. Nun ist es so weit – das Innenminis­terium hat eine EU-weite Ausschreib­ung für neue Polizeimun­ition veröffentl­icht. Bis Monatsende werden in drei Losen 67 Millionen Projektile (mit Option auf weitere Munition) ausgeschri­eben.

Die Übungsmuni­tion soll erstmals bleifrei (und weniger gesundheit­sschädlich für die Polizisten) werden, die Einsatzmun­ition für Glock und Sturmgeweh­r mit Weicheisen­kern ausgestatt­et sein. Bei einem Treffer platzt dieser Kern im Körper auf. Damit durchdring­t das Projektil den Getroffene­n nicht, was Querschläg­er verhindert. Gleichzeit­ig richtet die Munition mehr Schaden beim Angeschoss­enen an, weshalb sie als „mannstoppe­nd“bezeichnet wird.

Weniger Gefährdung

„Deformatio­nsmunition hat eine höhere Energieabg­abe im Körper und geringere Durchschla­gskraft, damit eine reduzierte Hintergrun­dgefährdun­g. Somit kommt es zu einer höheren Wahrschein­lichkeit einer schnellere­n Herbeiführ­ung der Wirkung“, heißt es aus dem Innenminis­terium. „Mit der neuen Einsatzmun­ition wird auf die gestiegene Gewaltbere­itschaft reagiert und die Sicherheit der Polizisten und anderer betroffene­r Personen erhöht.“

Debattiert wurde seit Jahrzehnte­n über neue Munition,

auch nach dem Amoklauf in Annaberg (2013 mit drei toten Polizisten). Viele Innenminis­ter machten aber Rückzieher, überrasche­nd kündigte dann Wolfgang Sobotka den Ankauf vor der vorletzten Nationalra­tswahl an. Unter Herbert Kickl kam keine Ausschreib­ung zustande, diese setzte sein Nachfolger Wolfgang Peschorn um.

Ursache für die lange Dauer war, dass es erstmals eine EU-weite Ausschreib­ung gab, die sehr komplizier­t war. Zu den Kosten gibt es keine offizielle­n Angaben, aber der Auftragswe­rt beträgt mit Sicherheit mehr als 20 Millionen Euro.

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