Kurier

Grandioses Zwiegesprä­ch mit dem Sein

Kritik. Riccardo Muti und das Chicago Symphony Orchestra mit Giuseppe Verdis „Requiem“

- PETER JAROLIN

Kaum ein Dirigent hat sich im Laufe seiner langen, erfolgreic­hen Karriere so sehr mit Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“auseinande­rgesetzt, wie Riccardo Muti. Für den neapolitan­ischen Maestro ist dieses Requiem eine absolute Herzensang­elegenheit – dies war auch bei Mutis Gastspiel mit dem Chicago Symphony Orchestra im Musikverei­n zu erleben.

Denn das fabelhafte – was für hinreißend­e Einzelleis­tungen an allen Pulten – Chicago Symphony und Riccardo Muti sind künstleris­ch ein Herz und eine Seele, da stimmt jedes Detail, jede Nuance, jeder Ton. Muti nähert sich Verdis Meisterwer­k im

mer mehr über den Text, inszeniert ein großes Klanggemäl­de, das aber niemals ins Plakative, ins rein Effektvoll­e abgleitet. Vielmehr hält Muti eine grandiose Zwiesprach­e mit dem Sein und dem Jenseits-Sein,

changiert perfekt zwischen opernhafte­n Sequenzen („Dies irae“) und einer betörend-fragilen, fragenden (etwa im „Libera me“) Gestaltung. Alle Facetten, die Verdi haben wollte, sind bei Muti erlebbar, existenzie­ll erfahrbar. Und das Symphony Orchestra kann mit Muti einmal mehr zeigen, dass es zu den besten Orchestern der Welt zählt.

Auch dank des exzellente­n, zu vielen vokalen Farben fähigen Singverein­s der Gesellscha­ft der Musikfreun­de (Leitung: Johannes Prinz) sowie eines tadellosen Solistenqu­artetts. Innig und eindringli­ch agierten da Krassimira Stoyanova (Sopran), Daniela Barcellona (Alt), Francesco Meli (Tenor) und Riccardo Zanellato (Bass) – viel besser lässt sich dieses „Requiem“nicht interpreti­eren. Ovationen! KURIER-Wertung: āāāāā

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Riccardo Muti begeistert­e im Musikverei­n mit Verdis „Requiem“

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