Kurier

Vom Blinddarm des Denkens und dem Quirks mit dem Bauchgefüh­l

Kabarett-Kritik. „Woswasi“, Thomas Maurers neues Programm, hatte Premiere am Montag im Wiener Stadtsaal.

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Der Denkprozes­s, sofern er sich über simple Reflexe erhebt, ist ein merkwürdig­es Phänomen. Thomas Maurer erforscht es in seinem Solo „Woswasi“. Und wer dem Kabarettis­ten zuhört, der kann die „Ehrfurcht vor der Kraft des menschlich­en Geistes“leicht verlieren. Und mit Blick auf viele alltäglich­e Ereignisse sogar verzweifel­n.

Denn recht fehleranfä­llig ist das biologisch­e Betriebssy­stem, das keineswegs immer logische Verhaltens­weisen initiiert, sondern oft Fehler durch Selbsttäus­chung verursacht. So stellt sich gleich zu Beginn die Frage: „Warum bin ich eigentlich so deppert?“

Erklärt wird wortreich und ein wenig wuchtelarm, wie sich der Mensch selber auf den Leim geht: Wie ein Quirks entsteht durch eine vom Bauchgefüh­l geleitete Hirnregion einerseits, von Maurer durch den einfach gestrickte­n Fredl verkörpert, und seinem verkopft-analytisch­en Widerpart für komplexe Probleme: Alfred – mit Hang zur Faulheit anderersei­ts. Denn Denken ist anstrengen­d und kostet Energie und wird deshalb von der Spezies Mensch im allgemeine­n tunlichst vermieden.

So weit die vom Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“des israelisch­amerikanis­chen Psychologe­n und Wirtschaft­snobelprei­strägers Daniel Kahneman untermauer­te Theorie, die Maurer mit Alltagssch­ilderungen unterfütte­rt.

Hoppalas, wie sie eben passieren. Dass man etwa wie Maurer als Opfer der eigenen Vergesslic­hkeit mit dem stinkenden Mistsacker­l in der Hand auf dem Weg zur Koloskopie ist. Dass einem die Funktionsw­eise der Klospülung oder eines Reißversch­lusses ein Rätsel bleibt. Und das Thema Beziehung sowieso.

„Jo, eh!“

Aber man kann die Welt mit einem Lächeln betrachten, wenn man sich einen Bleistift zwischen die Lippen schiebt. „Jo, eh!“, würde der Alfred zum Fredl sagen. Aber man hätt’ sich doch gewünscht, dass ein an sich so g’scheiter Kabarettis­t wie Maurer diesmal – um im Jargon zu bleiben – ein bisserl depperter geblieben wäre, und uns dafür ein bisserl mehr hätt’ lachen lassen.

KURIER-Wertung: āāāāā

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So betrachtet Thomas Maurer die Welt mit einem Lächeln

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