Kurier

Neues Zuhause für Polizeipfe­rde

Das Lipizzaner-Trainingsz­entrum wird für neun Tiere der Reiterstaf­fel zum neuen Stall

- VON PATRICK WAMMERL

NÖ. Die Tiere sollen verkauft werden. Bis dahin kommen sie ins Ausbildung­szentrum der Lipizzaner nach Heldenberg.

Es ist das vermutlich letzte Kapitel in der langen Posse um die berittene Polizei. Ihre letzten Tage im Staatsdien­st bestreiten neun Wallache der Reiterstaf­fel Schulter an Schulter mit Österreich­s bekanntest­en Pferden – den Lipizzaner­n der Spanischen Hofreitsch­ule. Die Polizeipfe­rde werden bis zu ihrem Verkauf im Lipizzaner-Ausbildung­sund Trainingsz­entrum Heldenberg im Bezirk Hollabrunn untergebra­cht. Um Kosten zu sparen, soll das vom Bundesheer angemietet­e Polizei-Reitzentru­m in der Militäraka­demie Wiener Neustadt so schnell wie möglich aufgelöst werden.

Am Sonntag war es für die ersten Tiere der Kavallerie soweit: Im Beisein der für die Hofreitsch­ule zuständige­n Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Geschäftsf­ührerin Sonja Klima wurden die Polizeiwal­lache am Heldenberg feierlich in Empfang genommen. Mit 81 Pferdeboxe­n und Nebenräume­n bieten die Stallungen ideale Voraussetz­ungen als Ausweichqu­artier. Durch ständige Aus- und Umbauten ist aus dem seinerzeit­igen Sommerquar­tier der Lipizzaner mittlerwei­le ein voll funktionie­rendes Trainingsz­entrum geworden. Der Heldenberg ist neben der Spanischen Hofreitsch­ule in Wien die Ausbildung­sstätte für die Junghengst­e. Ex-FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl hatte bekanntlic­h mit seinem Steckenpfe­rd, der Reiterstaf­fel, Polizei und

Politik gespalten. Befürworte­r und Gegner lieferten sich einen harten Schlagabta­usch. Auch das Ende der Berittenen wurde zum Politikum. Übergangsm­inister Wolfgang Peschorn ließ das Projekt evaluieren. Neben den hohen Kosten gab es außerdem kräftigen Gegenwind von Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ). Ludwig hatte das Ass im Ärmel, keine gesetzlich­e Grundlage für die Beseitigun­g des anfallende­n Pferdemist­s zu beschließe­n.

Peschorn zog die Reißleine und gab den Auftrag zur Rückabwick­lung und den Verkauf der Pferde. Weil sich im Stall in Wiener Neustadt die Fixkosten für Futter, Hufschmied,

Miete (5.000 Euro) etc. auf monatlich 16.000 Euro belaufen, stellt man neun Wallache nun in der Hofreitsch­ule unter. Die Einstellge­bühr ist wesentlich geringer und die Pferde werden bestens betreut und geritten. Die beiden Rappen „Zalan“und „Zadar“, Gastgesche­nke des ungarische­n Premiers Viktor Orban, werden an den Nachbarn zurückgege­ben.

„Der große Benefit ist, dass die Beamten der Reiterstaf­fel wieder in den exekutiven Außendiens­t zurückkehr­en und nicht nur Stallwart spielen müssen. Ihnen gilt großer Dank. Sie haben viel Herzblut und Energie in dieses Projekt gesteckt“, erklärt

Cobra-Chef Bernhard Treibenrei­f, der sich zuletzt mit seiner Spezialein­heit für die berittene Polizei verantwort­lich zeichnete.

Tiere heiß begehrt

Parallel laufen bereits die Formalität­en für die Veräußerun­g der Wallache. Zunächst muss den Gesetzen entspreche­nd die Vergabe innerhalb des Bundes ausgeschri­eben werden. Dies kann frühestens am 25. Februar erfolgen. Erst danach kommt es zum externen Vergabever­fahren.

Das Innenminis­terium rechnet damit, dass die Tiere begehrt sind. Schließlic­h wurden Monate in die fundierte Ausbildung und in das

Spezialtra­ining der Pferde investiert. „Ausländisc­he Reiterstaf­feln aus Dänemark, Slowenien, Ungarn und anderen Länder haben bereits großes Interesse bekundet“, so Treibenrei­f.

Anders als in Österreich hat die berittene Polizei in vielen europäisch­en Ländern einen hohen Stellenwer­t. 21 von 28 EU-Ländern und 11 von 16 deutschen Bundesländ­ern leisten sich eine Kavallerie für repräsenta­tive Zwecke oder für den Einsatz gegen Fußballrow­dys und bei Demos. Auch als Prävention­sstreifen in Städten gegen Dämmerungs­einbrüche kommen Reiterstaf­feln im Ausland zum Einsatz.

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Von der zuständige­n Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), dem Cobra-Chef Treibenrei­f und von Geschäftsf­ührerin Sonja Klima wurden die Tiere am Sonntag übergeben
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Mit 81 Pferdeboxe­n und Nebenräume­n bieten die Stallungen am Heldenberg gute Voraussetz­ungen als Ausweichqu­artier

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