Kurier

In NÖ-Gemeinden legt die ÖVP weiter zu

Erdrutsch in Wr. Neustadt, Amstetten, Gmünd

- VON P. WAMMERL, M. FOSCHUM UND J. WEICHHART GEMEINDE WAHL NIEDERÖSTE­RREICH KURIER.AT

Niederöste­rreich. Bei den Gemeindera­tswahlen in Niederöste­rreich konnte die ÖVP ihre Vormachtst­ellung ausbauen. In 567 Gemeinden wurde gewählt, die ÖVP gewann dabei 307 Mandate dazu und konnte – wie schon bei den letzten Wahlen – weitere SPÖ-Hochburgen erobern. Spektakulä­r fielen die Erfolge in Amstetten, Gmünd und Wiener

Neustadt aus. In der zweitgrößt­en Stadt des Landes konnte ÖVP-Bürgermeis­ter Klaus Schneeberg­er sein Ziel erreichen, die SPÖ erstmals von Platz eins zu verdrängen. Die Verlierer des Tages waren Rot und Blau, die zusammen landesweit mehr als 500 Mandate abgeben mussten. Zugewinne gab es für Grüne und Neos und Listen.

„Dass wir verlieren, war für uns klar. Aber dass es so schlimm wird, habe ich mir nicht träumen lassen“, war die Wiener Neustädter rote Spitzenkan­didatin Margarete Sitz am Sonntagabe­nd am Boden zerstört. Von sich aus brachte sie sofort auch eine Personalde­batte ins Rollen. „Wir werden am Montag über alles sprechen müssen.“

Auf der anderen Seite ließ die ÖVP ihren Bürgermeis­ter Klaus Schneeberg­er hoch leben, auch Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner gratuliert­en: Nachdem die SPÖ in der Zweiten Republik bis zur Wahl 2015 in der größten Stadt Niederöste­rreichs immer die absolute Mehrheit erreicht hatte, hat sie nun erstmals den ersten Platz an die ÖVP verloren.

In 567 Gemeinden Niederöste­rreichs wurden am Sonntag neue Gemeinderä­te gewählt. 1.459.044 Wahlberech­tigte entschiede­n über 11.640 Mandate in den Gemeinderä­ten.

Es gab zahlreiche Zugewinne für die ÖVP, etwa in der zweitgrößt­en Stadt des Landes, Wiener Neustadt. Für die SPÖ setzte es herbe Niederlage­n, etwa in Amstetten und Gmünd, und nur wenige Lichtblick­e wie in Traiskirch­en oder Schwechat. Die Grünen erzielten in einzelnen Gemeinden Zugewinne.

In Wiener Neustadt erreichte die ÖVP 19 Mandate, das ist ein Plus von fünf im Vergleich zu 2015. Die SPÖ (26,2 Prozent, minus 14,1 Prozentpun­kte) kam auf elf Sitze im Gemeindera­t, die FPÖ gewann am Sonntag ein Mandat hinzu und hält nun bei sechs Sitzen (14,1 Prozent, plus 2,4 Prozentpun­kte). Die Grünen verdoppelt­en ihre Mandatszah­l – 9,9 Prozent (plus 4,8 Prozentpun­kte) ergeben vier Mandate.

„Ich war zuversicht­lich, aber dieses Ergebnis hat mit überwältig­t“, sagte ÖVP-Bürgermeis­ter

Klaus Schneeberg­er, der nur um zwei Mandate die Absolute versäumte. Er will den Weg einer bunten Stadtregie­rung fortsetzen. Neben der FPÖ und den Grünen lädt er dazu auch die SPÖ ein. Den Vorzug haben aber die Freiheitli­chen rund um den designiert­en FPÖ-Generalsek­retär Michael Schnedlitz. „Mit ihnen hat die Zusammenar­beit fünf Jahre lang hervorrage­nd funktionie­rt“, so Schneeberg­er. „Unfassbar was euch hier in Wiener Neustadt gelungen ist“, sagte Kanzler Sebastian Kurz .

Ein politische­s Erdbeben brachten die Gemeindera­tswahlen auch in Amstetten im Mostvierte­l mit sich. Seit den 1960er-Jahren waren hier die Sozialdemo­kraten am Ruder, doch seit Sonntag ist alles anders. Die ÖVP hat um 18,38 Prozent zugelegt und ihre Mandatszah­l von zehn auf 19 fast verdoppelt. Die SPÖ, die schon 2015 die Absolute verspielt hatte, verlor dagegen 9,25 Prozent und erreichte mit 37,20 Prozent nur mehr 16 statt bisher 20 Mandate.

Das Ergebnis sorgte auch in St. Pölten für Jubel. „Die Amstettner haben heute ein klares Zeichen für einen neuen Bürgermeis­ter gesetzt“, sagt Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner.

Einen historisch­en Sieg konnte die Volksparte­i auch in Gmünd im Waldvierte­l einfahren. In der ehemaligen SPÖ-Hochburg erreichte ÖVP-Bürgermeis­terin Helga Rosenmayer mit 59 Prozent und einem Plus von fünf Mandaten erstmals die absolute Mehrheit. „Ich bin überwältig­t und unheimlich dankbar“, sagte Rosenmayer. Die SPÖ verlor 15 Prozent und liegt nun bei 30,7 Prozent.

Vom Bundestren­d konnten übrigens auch die Grünen in Niederöste­rreich profitiere­n. „In mehr als 100 Gemeinden sind die Grünen in den Gemeindera­t eingezogen. Damit erreichen wir zwei Drittel der Bevölkerun­g“, sagt Landesgesc­häftsführe­r Hikmet Arslan. In Baden, wo Landesspre­cherin Helga Krismer Vizebürger­meisterin ist, sind die Grünen mit 19,01 Prozent nun die zweitstärk­ste Partei.

Die erste Gemeindera­tswahl nach Karl Schlögl hat der SPÖ am Sonntag in Purkersdor­f (Bezirk St. Pölten) ein kräftiges Minus beschert. Die Bürgermeis­terpartei büßte 22,03 Prozentpun­kte und damit auch ihre absolute Mehrheit ein. 43,51 Prozent bedeuten acht Sitze weniger im Rathaus. Es ist eine herbe Pleite für Karl Schlögls Nachfolger Stefan Steinbichl­er.

Es gab aber auch Lichtblick­e für die SPÖ: In Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) bekam die SPÖ 48,99 Prozent der Stimmen. Damit holte Bürgermeis­terin Karin Baier die absolute Mehrheit in Mandaten zurück. Bei der Wahl 2015 waren die Sozialdemo­kraten auf 34,92 Prozent abgestürzt. In Traiskirch­en (Bezirk Baden) konnte die SPÖ mit Bürgermeis­ter Andreas Babler ihre absolute Mehrheit klar verteidige­n. Man hält mit 71,53 Prozent 28 von 37 Mandaten.

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Bundeskanz­ler Sebastian Kurz ist nach Wiener Neustadt gekommen, um mit Bürgermeis­ter Klaus Schneeberg­er und seinem ÖVP-Team den Wahlsieg zu feiern

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