Kurier

Ein Triumph, der die SPÖ verändern könnte

Sozialdemo­kratie. Der Druck auf die Parteichef­in wird wieder steigen – nicht als Person, aber was den inhaltlich­en Kurs angeht

- CHRISTIAN BÖHMER

Eigentlich konnte Pamela Rendi-Wagner als SPÖ-Chefin nichts Besseres passieren. Eine Landespart­ei schafft den Sprung zur 50-Prozent-Marke, die SPÖ ist unumstritt­ene Nummer 1 im Land, Genosse Hans Peter Doskozil hat den Durchmarsc­h geschafft.

Erfolge wie diesen kann die Sozialdemo­kratie nach ihrem historisch schlechtes­ten Ergebnis bei der Nationalra­tswahl mehr als nur gut gebrauchen (Grafik). „Wir haben ein starkes Lebenszeic­hen gesetzt“, jubelte Doskozil noch am Sonntag.

Unter normalen Umständen und mit etwas Geschick hätte man den Triumph zu einer Trendwende für die SPÖ erklären können, frei nach dem Motto: Ab jetzt geht’s wieder aufwärts.

Doch die Lage in der Sozialdemo­kratie ist alles andere als normal, sie ist sehr spewahl ziell zur Zeit. Und so bringt Doskozils Triumph die Bundespart­ei in eine durchaus fordernde Lage.

Der Grund liegt auf der Hand: Hans Peter Doskozil bleibt vor wie nach seinem Wahlsieg einer der schärfsten Kritiker der Löwelstraß­e. Und sein Fabel-Ergebnis, mit dem er gut 20 Prozent über dem burgenländ­ischen SPÖ-Ergebnis bei der Nationalra­tszu liegen kam, stärkt den 49-Jährigen in einem solchen Ausmaß, dass in den nächsten Tagen in der SPÖ wohl wieder die Debatte losgehen wird, ob der Kurs der Bundespart­ei stimmt.

„Natürlich befeuert ein derartiges Ergebnis die Diskussion über Inhalte und Kurs auf Bundeseben­e“, sagt ein Stratege in der Wiener SPÖ zum KURIER.

Absehbar ist: Hans Peter Doskozil kann und wird mit noch breiterer Brust erklären, dass die Art, wie er in seinem kleinen Polit-Labor, dem Burgenland, sozialdemo­kratische Politik macht, den allermeist­en Erfolg verspricht.

Soll heißen: Es lohnt sich für die SPÖ, wenn man in der Landesregi­erung einen Mindestloh­n von 1.700-Euro netto beschließt und beim Migrations

und Zuwanderun­gsthema scharfe Kante zeigt.

Aber was heißt das für die Bundes-SPÖ insgesamt? Muss Rendi-Wagner zittern? Immerhin wurde im Dezember, als sich der Niederöste­rreicher Franz Schnabl anschickte, einen Aufstand gegen Rendi-Wagner zu organisier­en, in der Partei diskutiert, ob Doskozil nicht fliegend übernehmen solle. – Von Eisenstadt aus wäre das politisch wie technisch kein Problem, hieß es. Jörg Haider habe die FPÖ einst sogar von Klagenfurt aus geführt.

Doskozil sagt, er werde das nicht tun – aus mehreren Gründen: Zum einen geht es ihm um sein Image. Er glaubt, dass es ihm persönlich schaden würde, wenn er sich nach dem Wahlsieg nicht ausschließ­lich auf das Burgenland konzentrie­re.

Der andere Faktor ist Wien. Denn so unterschie­dlich man in der SPÖ vieles auch sehen mag – in einem sind die Genossen eines Sinnes: die anstehende WienWahl ist für die SPÖ die Wahl schlechthi­n. Gibt es eine Mehrheit gegen Michael Ludwig, fällt die wichtigste Landesbast­ion. Und was dann passiert, weiß niemand.

Jede Aufregung, die Ludwigs Erfolg gefährdet, sei zu unterlasse­n, sagt Doskozil im kleinen Kreis. Und das gilt im Besonderen für Personalde­batten oder -rochaden.

Bleibt kurzfristi­g also alles, wie es ist in der SPÖ?

Das ist schwer vorstellba­r. Allerorten überschlug­en sich die Lobreden auf Doskozil und seinen Kurs. Der frühere Bundesgesc­häftsführe­r und Parlamenta­rier Max Lercher erklärte, Doskozils „bodenständ­ige und authentisc­he Politik“sei beispielge­bend. Die logische Konsequenz scheint daher: Es wird mehr Burgenland im Bund geben.

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Sei umschlunge­n, Genosse: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner erlebte Hans Peter Doskozils Wahlsieg vor Ort. Der Triumph kommt allen gelegen, wird die interne Themen-Debatte aber befeuern
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