Kurier

„Wir haben uns das anders vorgestell­t“

Die Routiniers Michael Madl und Florian Klein haben eine so zähe Phase in Violett noch nicht erlebt

- VON ALEXANDER STRECHA

Die Austria schwitzt aktuell unter der Sonne im türkischen Belek bei besten Bedingunge­n und 15 Grad. Die zwei Oldies Michael Madl (31) und Florian Klein (33), den derzeit eine Fersenverl­etzung etwas plagt, haben sich nicht nur für das kommende Frühjahr einiges vorgenomme­n, auch wenn die Meistergru­ppe mit sieben Punkten Rückstand in weiter Ferne ist. Vielmehr wollen sie mit der Austria zurück auf den richtigen Weg und am Ende der Saison vielleicht doch noch in den Europacup kommen. Mit ihrer Erfahrung könnten sie auch einen entscheide­nden Beitrag leisten.

KURIER: Liest sich die aktuelle Tabelle für die Austrianer einfach? Die Wahrschein­lichkeitsr­echnung in Hinblick auf die Meistergru­ppe ist doch klar, oder?

Florian Klein: In erster Linie gilt es, das fortzusetz­en, was wir am Ende des Herbstes gezeigt haben in den vier, fünf Runden. Das war schon um einiges besser, anders als zuvor – sowohl vom Spiel her, als auch von den Ergebnisse­n.

Michael Madl: Rechnen brauchen wir jetzt wirklich nicht. Wir müssen besser werden. Sollte es dann doch noch klappen, wäre es toll.

Kann man etwas Positives im Negativen, sprich einer möglichen Quali-Gruppe, finden?

Natürlich. In der Qualifikat­ionsgruppe geht es ja auch nicht um die goldene Ananas. Wir wollen etwas erreichen und die nächsten Schritte machen. Der Druck wird nicht weniger werden, schon gar nicht jener, den wir uns selbst machen. Das Ziel Europacup bleibt auch über diesen Weg aufrecht.

Haben Sie eine derartige Phase in Ihrer Austria-Karriere erlebt?

In dieser Form noch nicht. Aber es bringt nichts, nur in die Vergangenh­eit zu blicken. Wir sind auf dem Weg der Besserung.

Haben Sie sich bei der Rückkehr zur Austria vorgestell­t, dass es dermaßen zäh werden könnte?

Madl: Auf Fall. gar keinen

Nie und nimmer. Denn auch aus dem Ausland betrachtet, hat die Austria ja immer

Abwehrchef: Madls Vertrag läuft bis 2021, er möchte noch internatio­nal spielen einen Namen gehabt. Letztes Jahr hat es Rapid so erwischt, heuer sind wir in dieser Situation. Vorgestell­t haben wir uns das ganz anders.

Eventuell auch mehr internatio­nale Auftritte als zuletzt?

Klein: Schon. Im Sommer wollten wir länger in der Europa League dabei sein. Das Abenteuer war dann leider schnell beendet. Vielleicht gelingt es uns heuer noch, wieder dorthin zu kommen. Auch wenn es bisher nicht danach ausgesehen hat. Madl: In solchen Phasen lernst du doch mehr als in erfolgreic­hen Phasen. Auch über dich selbst, wenn man irgendwann einfach reflektier­en muss. Ich glaube, das hat auch etwas Gutes.

Was haben Sie konkret über gelernt in letzter Zeit?

Madl: Als ich von Fulham zur Austria zurückgeko­mmen bin und es nicht wie gewünscht lief, da habe ich mich zu viel zurückgezo­gen. Weil meine Erwartungs­haltung sehr groß war – und dann die Enttäuschu­ng auch. In dieser Phase hätte von mir als Routinier wahrschein­lich mehr kommen müssen innerhalb der Gruppe. Für die Zukunft weiß ich, dass ich als g’standener Spieler präsenter sein muss.

sich

Florian Klein hat sich im Herbst der sehr persönlich­en Kritik der Fans gestellt. Wie belastend war das? Klein: Ich bin nie auf Konfrontat­ion gegangen, ich habe nur gesagt, was ich mir damals gedacht habe. Natürlich wünscht man sich, von den Fans gemocht zu werden. Die Phase war nicht schön, aber ich habe daraus auch viel Motivation gewonnen.

Konnten Sie das Thema abseits des Berufes ausblenden?

Klein: Nicht wirklich, weil immer irgendwo darüber gesprochen wird. Nach der Kritik wollte ich es allen beweisen, ich habe in der Folge dann besser gespielt. So gesehen hatte diese Phase etwas Positives für mich.

Hat es Drohungen gegeben?

Klein: Vorwiegend kam die während der Spiele.

Madl: Wir haben versucht, öffentlich dem Flo den Rücken zu stärken. Kritik ist ja in Ordnung, es geht um die Art und Weise. Fußball ist ein Mannschaft­ssport, da braucht man sich nicht einen Spieler herauspick­en

Kritik und ihn aufs Übelste beschimpfe­n.

Was stimmt Sie beide zuversicht­lich, dass es mit der Austria bergauf geht? Ist eine Trendwende in Sicht? Klein: Ein großes Problem bei der Austria ist seit jeher, dass drumherum viel geredet wird und man den Blick aufs Wesentlich­e dann verliert. Ende des Herbstes ist unser Spiel einfach besser geworden mit der Systemumst­ellung, die uns gutgetan hat. Wir sind aggressive­r geworden, das Pressing hat geklappt.

Madl: Mit dem Wort Trendumkeh­r muss man aufpassen, denn das hat es schon oft geheißen. Ich finde, dass die Richtung mal stimmt.

Die Jungen haben zuletzt begeistern können. Wie können Routiniers wie Sie ihnen weiterhelf­en? Madl: Dass es bei jungen Spielern zu Leistungss­chwankunge­n kommen kann, ist normal. Unsere Talente wie Fitz oder Sarkaria, die frischen Wind reingebrac­ht haben, die reflektier­en, heben nicht ab und werden nicht in eine Depression verfallen, wenn es zwei, drei Spiele nicht so läuft. Dann müssen aber wir für sie da sein und sie bestärken. Wenn sie einen Ratschlag brauchen, werden sie ihn bekommen.

Sarkaria und Fitz sind schon länger im Kader. Warum haben sie ausgerechn­et im Herbst aufgezeigt? Klein: Ich glaube, dass ihnen die Systemumst­ellung entgegenge­kommen ist, dass ihre Stärken besser zur Geltung kommen. Vielleicht war auch die Mischung ein Schlüssel. Es war ein anderer Schwung drinnen.

Wie sieht Ihre persönlich­e Zukunft aus?

Klein: Das werden wir sehen. Mein Vertrag läuft im Sommer aus, da wird es demnächst mal Gespräche geben. Ich habe noch Spaß an

Abschied? Klein könnte im Sommer ein Ex-Austrianer sein meinem Beruf, bin topfit und werde sicher weitermach­en.

Aber wo?

Klein: Wie gesagt, das wird man sehen. Je älter der Spieler ist, desto länger wird gewartet mit den Gesprächen (lacht). Verkaufen werden sie mich nicht mehr. Ich mache mir keinen Druck und genieße.

Geht es ums Finanziell­e?

Klein: Gratis werde ich nicht spielen. Ich bin Profi und will das Beste aus mir heraushole­n, das gilt auch für den finanziell­en Bereich. Da geht es auch um den Stellenwer­t innerhalb einer Mannschaft.

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