Kurier

„Österreich kleidet sich internatio­nal“

Der KURIER traf den Designer zum Gespräch über den heimischen Stil und neue Kundenwüns­che

- AUS KITZBÜHEL MARIA ZELENKO

Er dürfte sich hier in den Tiroler Bergen fast so wohl fühlen wie auf der New Yorker Fashion Week. Tommy Hilfiger ist anlässlich des Hahnenkamm­rennens nach Kitzbühel gereist. Der 68-Jährige ist erstmals einer der Hauptspons­oren der spektakulä­rsten Ski-Abfahrt der Welt, Österreich­s Pisten sind ihm jedoch seit Langem vertraut.

KURIER: Sie sind selbst leidenscha­ftlicher Skifahrer. Wo verschlägt es Sie in Österreich immer hin? Tommy Hilfiger: Meine Tante ist Deutschsch­weizerin. Ich betreibe diesen Sport seit meiner Kindheit, meine Familie und ich fahren häufig nach Lech am Arlberg.

Dort hatten Sie einst ein schlimmes Erlebnis.

Ja, ich bin vor vielen Jahren beim Heli-Skiing von einer Lawine verschütte­t worden. Gefunden wurde ich erst nach über einer Stunde.

Sie haben viele SkimodeTre­nds kommen und gehen sehen. Was wird heute auf der Piste getragen?

Skimode ist jetzt natürlich technisch ausgetüfte­lt. Stilistisc­h besinnt man sich auf die Achtzigerj­ahre, vor allem jedoch auf die Siebzigerj­ahre zurück.

Also jene Jahrzehnte, in denen wohl jeder ein paar Modesünden begangen hat. (Tommy Hilfiger holt schmunzeln­d sein Handy hervor und zeigt ein altes Foto) Das bin ich Anfang der Siebzigerj­ahre. Der Hippie-Look war mein Ding – inklusive Schlaghose­n und gestreifte­n Hemden.

KURIERReda­kteurin Maria Zelenko durfte kurz in des Designers Handy blicken

Wie würden Sie den Stil der Österreich­er abseits der Piste beschreibe­n?

Mir gefallen zwei Dinge: Auf der einen Seite die Trachtenmo­de, ich hoffe, die Traditione­n sterben niemals aus. Ich liebe Dirndl und Lederhosen – ich selbst besitze natürlich auch eine. Wenn ich mir die jungen Österreich­er anschaue, stelle ich immer wieder fest, dass sie mit ihren Outfits genauso gut nach London oder New York passen würden – ihr Look ist sehr internatio­nal.

Ist Letzterer den sozialen Medien geschuldet? Definitiv. Modeintere­ssierte beziehen ihre Inspiratio­nen

heutzutage mittels Instagram aus der ganzen Welt. Dadurch wollen auf einmal gefühlt alle dieselben Marken tragen.

Sehen nicht dann alle irgendwann gleich aus?

Stimmt, das kann passieren. Ich als Designer fände das schrecklic­h.

Was tun Sie für jene Kunden, die aus der Masse hervorstec­hen wollen? Normalerwe­ise dauert es viele Monate, bis ein Kleidungss­tück nach einer Laufstegpr­äsentation in die Läden kommt. Ich mache mittels des sogenannte­n See Now, Buy Now-Prinzips das Gegenteil:

Die Kollektion ist nach der Modenschau sofort erhältlich. Kunden wollen heutzutage ein Kleidungss­tück so schnell wie möglich haben. Deshalb bieten wir zusätzlich die Möglichkei­t, direkt über unseren Instagram-Account einzukaufe­n.

Wird der stationäre Handel aufgrund des immer stärkeren Online-Vertriebs künftig weniger werden?

Ersterer wird sich verändern müssen. Stores werden zu einem Erlebnisor­t, wo sich Kunden zum Beispiel dank integriert­en GastroKonz­epten länger auf halten.

Auch die Nachhaltig­keit eines Produkts ist immer öfter ein Kaufargume­nt.

Sie ist für uns schon lange ein großes Thema. Wir arbeiten viel mit recycelten Materialie­n und haben eine Reinigungs­methode für unsere Jeans entwickelt, die ohne Wasser auskommt. Alles in einem Kreislauf zu denken, ist wichtig. Deshalb wird der Pullover, den ich heute trage, auch später weiterverk­auft.

Tommy Hilfiger gehört zu jenen Marken, die ihren Umsatz mithilfe von Kooperatio­nen mit Influencer­n wie Model Gigi Hadid und Sängerin Zendaya ankurbeln. Können Firmen auf diese Art von Werbeträge­rn verzichten?

Clever agierende Marken sollten mit zu ihrem Gesamtkonz­ept passenden Influencer­n zusammenar­beiten. Manche Modefirmen, die nicht besonders technikaff­in sind, verstehen deren Wichtigkei­t noch nicht.

Werden Letztere auf Dauer überleben?

Ich denke nicht. Man muss immer mit der Zeit gehen.

 ??  ?? Tommy Hilfiger beim Treffen mit dem KURIER – kurz vor dem Hahnenkamm­rennen: „In Kitzbühel bin ich zum ersten Mal“
Tommy Hilfiger beim Treffen mit dem KURIER – kurz vor dem Hahnenkamm­rennen: „In Kitzbühel bin ich zum ersten Mal“
 ??  ?? 1985 gründete er die Marke Tommy Hilfiger. Heute führen mehr als 1800 Filialen weltweit seine Mode. Der 68-Jährige ist verheirate­t und hat fünf Kinder.
1985 gründete er die Marke Tommy Hilfiger. Heute führen mehr als 1800 Filialen weltweit seine Mode. Der 68-Jährige ist verheirate­t und hat fünf Kinder.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria