„Gangster sind nicht glamourös“
Im Kino. Am 27. Februar kommt Guy Richties neuer Film „The Gentlemen“in unsere Kinos. Kurier.tv traf die Stars Matthew McConaughey und Hugh Grant zum Doppelinterview.
Regisseur Guy Ritchie hat wie Quentin Tarantino seinen eigenen Stil. Seine Filme sind nicht nur vom Thema, sondern auch von der Art der Inszenierung leicht zu erkennen. „The Gentlemen“ist keine Ausnahme: ein Gangsterdrama mit humorvollem Einschlag und jeder Menge Verbrechen. Der Humor ist schwarz und sehr britisch – auch wenn der in Texas geborene Matthew McConaughey eine Hauptrolle spielt. Im Interview erzählen er und Co-Star Hugh Grant von der Arbeit mit ihrem Regisseur und reden über Gentlemen und Gangster:
KURIER.TV: Was ist Ihre Definition eines Gentleman?
MC CONAUGHEY: Ein Gentleman ist jemand, der die Grenzen des Anderen respektiert. Und jemand, der nicht das Lob seiner Umwelt braucht, oder die Bewunderung seiner Identität. Ein Gentleman hasst Gossip und wird dir auf die Frage „Was weißt du über sie oder ihn?“stets antworten: Das ist nicht meine Geschichte, das geht mich nichts an. Und dabei weißt du, dass er alle Geheimnisse
kennt, aber sie sind bei ihm sicher. GRANT: Es hat sicher nichts mit Nadelstreif und Nelke im Knopfloch zu tun. In meinem Leben bezeichne ich diejenigen als Gentlemen, die mir das Geld zurückzahlen, das ich ihnen geliehen habe. Und die sind in der Minderheit. Ein Gentleman ist auch jemand, der nicht nach unten, sondern nach oben tritt.
Wie haben Sie denn für den Film Ihren inneren Gangster gefunden?
MC CONAUGHEY: Es waren richtig lustige Dreharbeiten, und das sieht man ja im Film. Als ich das Drehbuch geschickt bekommen habe, habe ichsoforterkannt:Dasisteintypischer Guy-Ritchie-Film. Er schreibt diese Charaktere so, dass man im Grunde einen eigenen Film für jede einzelne Figur kreieren könnte. Ich wollte sofort ein Teil davon sein.
Die Gewalttätigkeit ist immer ein großer Teil von Ritchies Filmen…
MC CONAUGHEY: Ja, die Kugeln fliegen und tun weh, aber es ist alles mit einem Augenzwinkern erzählt, nicht wirklich ernst gemeint. Mehr eine Satire.
Was macht einen guten Gangster aus?
MC CONAUGHEY: Wir reden im Film ja über eine völlig überhöhte Realität. Über eine Gruppe von Leuten, die ihr Außenseitertum selbst kreiert haben und nach ihren eigenen Regeln leben. Wirkliche Gangster sind nicht glamourös oder leicht erkennbar, die leben unter uns, sind irgendwie mittendrin und begehen Verbrechen, für die sie nie gefasst werden.
Sie sind beide Gangster, aber Hugh ist der wirklich widerlichste Bösewicht seit Langem. Hat das Spaß gemacht? GRANT: Ich fasse das als großes Kompliment auf! Es war wunderbar. Mit zunehmendem Alter finde ich diese abstoßenden Typen, die man mir als Rollen anbietet, immer attraktiver. Je widerwärtiger, desto besser.
Sie haben zu Beginn Ihrer Karriere immer so nette Männer gespielt. Sind die Bösen interessanter?
GRANT: Fragen Sie mal Richard Curtis (Autor von „Notting Hill“) zu diesem Thema. Er findet es lachhaft, dass die Leuteglauben,ichwäreeinnetter Mensch. Er kennt die ganze, schmutzige Wahrheit, weshalb er es auch so genossen hat, die Rolle in „Bridget Jones“für mich zu schreiben.
Basiert die Rolle in „The Gentlemen“auf einer wahren Person?
GRANT: Nicht unbedingt auf einer Person, aber erinnern Sie sich: Es gab da ja einige besonders grässliche Privatdetektive, die für die Yellow Press arbeiten und vor ein paar Jahren mein Handy gehackt ha
ben, in meine Wohnung eingebrochen sind und meine medizinischen Dokumente gestohlen haben. Vor Gericht habe ich ja dann einige von denen gesehen, und meine Kostümierung im Film ist ihnen sehr ähnlich. Die Anzüge, die Frisur, die Sonnenbrillen.
Wie ist Guy Ritchie als Regisseur?
MC CONAUGHEY: Sehr spontan würde ich sagen! Dadurch, dass er auch der Drehbuchautor ist, weiß man nie, was ihm in letzter Sekunde einfällt. GRANT: Ja, man bekommt jeden Morgen neue Drehbuchseiten! Mit Guy muss man f lexibel sein.
MC CONAUGHEY: Und dann ändert er auch zwischen Take 2 und 3 noch mindestens fünf Zeilen. Man kann dann auch nicht mit ihm diskutieren, man kann nur hoffen, dass man es perfekt hinbekommt, auch wenn man die Dialoge drei Sekunden bevor die Kamera rollt zum ersten Mal gelesen hat.
Gab es keine Proben?
MC CONAUGHEY: Oh ja, wir haben die Seiten für den Tag immer in der Früh am runden Tisch durchgelesen, aber ich hatte den Eindruck, dass es für Guy immer das erste Mal mal, dass er hörte, was er geschrieben hat. Und oft sagte er dann, „Oh Mann, das ist totale Scheiße, das muss umgeschrieben werden!“Er arbeitet auf eine Weise, die ich noch bei keinem meiner Filme erlebt habe.
Matthew, Sie sind der einzige Nicht-Brite im Film. Mögen Sie England?
MC CONAUGHEY: London war immer meine sechstliebste Stadt, jetzt ist sie meine zweitliebste, nach New York. Ich kenne ja jetzt auch die britische Aristokratie, denn wenn du mit Mister Ritchie arbeitest, wirst du zu ein paar Soirées eingeladen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Ich finde die Rituale der Aristos sehr witzig, von den strikten Dresscodes bis zu all den Dingen, die von einem erwartet werden, wie etwa, dass man Tontauben schießen kann. Und ich weiß jetzt, wie eine Fuchsjagd abläuft.
GRANT: Ich finde das als Britejaallesentsetzlichabstoßend.
Diese steife Adeligengesellschaft, die nichts tut, außer sich selbst zu bewundern.
Sie haben oft Adelige gespielt und klingen wie einer. Ist das nicht ein Widerspruch?
GRANT: Ich weiß, das ist sehr verwirrend. Aber ich bin nicht in der Oberschicht aufgewachsen. Ich schätze mich glücklich, dass ich eine halbwegs gute Erziehung genossen habe und durch meinen Job gutes Geld verdiene. Aber ich habe auch gelernt, dass man nicht aus Geldgründen Jobs annehmen darf. Das fällt immer auf einen zurück. Denken Sie nur an einige meiner Filme. Ohne jetzt bestimmte Titel zu nennen, Sie können sich ausrechnen, von welchen ich rede.
Hugh, Sie werden heuer 60. Wie werden Sie feiern? GRANT: Ich werde in die Schweiz fahren und mich in diese Klinik namens Dignitas begeben, wo sie dein Leben beenden. Die machen das sehr sanft. Ja, ich bin da etwas negativ, aber das ist mein Plan (lacht).