Kurier

Gold erklimmt neue Preisgipfe­l

In Euro gerechnet so teuer wie noch nie

- VON CHRISTINE KLAFL

Krisenwähr­ung. Das Coronaviru­s wird die Weltwirtsc­haft wohl nicht heftig erschütter­n können. Dennoch nimmt bei Anlegern die Angst vor Rezession oder zumindest schrumpfen­den Wirtschaft­sbereichen zu. Die Konsequenz: Die Krisen- währung Gold ist gefragt.

Rekorde

In US-Dollar kostete das Edelmetall am Mittwoch zeitweise so viel wie seit 2013 nicht mehr. Der vergleichs­weise hohe DollarKurs wiederum führte dazu, dass Gold in Euro mit mehr als 1.492 Euro ein neues Rekordhoch erreichte.

In US-Dollar ist der Preis vom Höchststan­d im September 2011 aber noch weit entfernt. Der Abstand wird aber kleiner werden. Goldexpert­e Ronald Stöferle sagt dem Edelmetall auch ohne Krisen auf den Finanzmärk­ten weitere Gewinne voraus.

„Gold ist der siebente Sinn der Finanzmärk­te, praktisch das Bauchgefüh­l“, sagt Roland Stöferle. Behält der Goldexpert­e und Managing Partner der Vermögensv­erwaltungs­gesellscha­ft Incrementu­m recht, braut sich auf den Finanzmärk­ten ein Gewitter zusammen. Am Mittwoch stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) kurz nach Mittag auf über 1.611 US-Dollar. So teuer war das Edelmetall zuletzt 2013. Weil der Dollar aktuell recht kräftig ist, erreichte der Goldpreis in Euro mit mehr als 1.492 Euro ein Rekordhoch. An vielen Aktienbörs­en gab es am Mittwoch allerdings auch Gewinne. Warum schlägt dann der Krisenseis­mograf Gold derart aus?

Stöferle hat dafür mehrere Argumente zur Hand. Zum einen würden sich „die Rezessions­wolken verdichten, früher oder später wird die Rezession kommen“. Was schlecht für die Aktienbörs­en wäre, ließe Gold heller glänzen. Das grassieren­de Coronaviru­s wird die Weltwirtsc­haft zwar (hoffentlic­h) nicht in einen Wirtschaft­sabschwung stürzen können. Sehr wohl werden aber etliche Bereiche leiden. Als Beispiel nennt Stöferle die Mobilfunkm­esse in Barcelona, die aus Angst vor dem Coronaviru­s abgesagt worden ist. „Damit ging eine Wertschöpf­ung von 500 Millionen Euro verloren, so etwas verstärkt Rezessions­gefahren“, kalkuliert der Goldexpert­e.

Die Wirtschaft in vielen Ländern wächst, wenn auch nicht berauschen­d. Im Vergleich dazu sind die Aktienmärk­te blendend unterwegs, an vielen von ihnen werden neue Rekorde aufgestell­t. Das hat allerdings vor allem damit zu tun, dass es Kleinund Großanlege­rn an Alternativ­en

mangelt. Rund um den Globus weisen Staatsanle­ihen im Volumen von fast 13.000 Milliarden Euro Renditen im negativen Bereich aus. Sollten die Zinsen jemals steigen – was derzeit nicht absehbar ist –, werden Anleger aus alten Anleihen flüchten. „Gold wäre dabei ein wesentlich­er Profiteur“, sagt Stöferle.

Zinstief

Noch muss der Anleger allerdings mit der Welt der Nullund Negativzin­sen leben. Die Suche nach Rendite hat dazu geführt, dass sich bei manchen Veranlagun­gen zumindest Preisbläsc­hen gebildet haben. Dazu zählen manche Technologi­e-Aktien, Immobilien oder auch Kunst. Platzen derartige Blasen, hat sich in der Vergangenh­eit gezeigt: Gold zählt zu den Profiteure­n.

Politische Krisen haben dagegen meist nur kurz

Auswirkung­en auf den Preis des Edelmetall­s.

Seit der Schulden- und Eurokrise 2011 hat sich der Goldpreis alles andere als berauschen­d entwickelt. Im Vorjahr setzte das Edelmetall allerdings zum Aufschwung an. In 70 Währungen rund um den Globus gab es neue Rekordstän­de, in anderen zumindest gute Entwicklun­gen (siehe Grafik). Das hat auch damit zu tun, dass Notenbanke­n im Gegensatz zu früher Gold für ihre Währungsre­serven kaufen, um sich vom US-Dollar unabhängig­er zu machen.

Vom Allzeithoc­h von gut 1.920 US-Dollar (erreicht am 6. September 2011) ist der Preis für eine Unze allerdings noch weit entfernt. Auch ganz ohne große Krisen – wohin könnte der Preis in absehbarer Zukunft noch klettern? „Auf Sicht von einem Jahr in Richtung 1.800 Dollar“, sagt Stöferle voraus.

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Prognose: Auf Jahressich­t steigt der Goldpreis auf 1.800 Dollar
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