Gold erklimmt neue Preisgipfel
In Euro gerechnet so teuer wie noch nie
Krisenwährung. Das Coronavirus wird die Weltwirtschaft wohl nicht heftig erschüttern können. Dennoch nimmt bei Anlegern die Angst vor Rezession oder zumindest schrumpfenden Wirtschaftsbereichen zu. Die Konsequenz: Die Krisen- währung Gold ist gefragt.
Rekorde
In US-Dollar kostete das Edelmetall am Mittwoch zeitweise so viel wie seit 2013 nicht mehr. Der vergleichsweise hohe DollarKurs wiederum führte dazu, dass Gold in Euro mit mehr als 1.492 Euro ein neues Rekordhoch erreichte.
In US-Dollar ist der Preis vom Höchststand im September 2011 aber noch weit entfernt. Der Abstand wird aber kleiner werden. Goldexperte Ronald Stöferle sagt dem Edelmetall auch ohne Krisen auf den Finanzmärkten weitere Gewinne voraus.
„Gold ist der siebente Sinn der Finanzmärkte, praktisch das Bauchgefühl“, sagt Roland Stöferle. Behält der Goldexperte und Managing Partner der Vermögensverwaltungsgesellschaft Incrementum recht, braut sich auf den Finanzmärkten ein Gewitter zusammen. Am Mittwoch stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) kurz nach Mittag auf über 1.611 US-Dollar. So teuer war das Edelmetall zuletzt 2013. Weil der Dollar aktuell recht kräftig ist, erreichte der Goldpreis in Euro mit mehr als 1.492 Euro ein Rekordhoch. An vielen Aktienbörsen gab es am Mittwoch allerdings auch Gewinne. Warum schlägt dann der Krisenseismograf Gold derart aus?
Stöferle hat dafür mehrere Argumente zur Hand. Zum einen würden sich „die Rezessionswolken verdichten, früher oder später wird die Rezession kommen“. Was schlecht für die Aktienbörsen wäre, ließe Gold heller glänzen. Das grassierende Coronavirus wird die Weltwirtschaft zwar (hoffentlich) nicht in einen Wirtschaftsabschwung stürzen können. Sehr wohl werden aber etliche Bereiche leiden. Als Beispiel nennt Stöferle die Mobilfunkmesse in Barcelona, die aus Angst vor dem Coronavirus abgesagt worden ist. „Damit ging eine Wertschöpfung von 500 Millionen Euro verloren, so etwas verstärkt Rezessionsgefahren“, kalkuliert der Goldexperte.
Die Wirtschaft in vielen Ländern wächst, wenn auch nicht berauschend. Im Vergleich dazu sind die Aktienmärkte blendend unterwegs, an vielen von ihnen werden neue Rekorde aufgestellt. Das hat allerdings vor allem damit zu tun, dass es Kleinund Großanlegern an Alternativen
mangelt. Rund um den Globus weisen Staatsanleihen im Volumen von fast 13.000 Milliarden Euro Renditen im negativen Bereich aus. Sollten die Zinsen jemals steigen – was derzeit nicht absehbar ist –, werden Anleger aus alten Anleihen flüchten. „Gold wäre dabei ein wesentlicher Profiteur“, sagt Stöferle.
Zinstief
Noch muss der Anleger allerdings mit der Welt der Nullund Negativzinsen leben. Die Suche nach Rendite hat dazu geführt, dass sich bei manchen Veranlagungen zumindest Preisbläschen gebildet haben. Dazu zählen manche Technologie-Aktien, Immobilien oder auch Kunst. Platzen derartige Blasen, hat sich in der Vergangenheit gezeigt: Gold zählt zu den Profiteuren.
Politische Krisen haben dagegen meist nur kurz
Auswirkungen auf den Preis des Edelmetalls.
Seit der Schulden- und Eurokrise 2011 hat sich der Goldpreis alles andere als berauschend entwickelt. Im Vorjahr setzte das Edelmetall allerdings zum Aufschwung an. In 70 Währungen rund um den Globus gab es neue Rekordstände, in anderen zumindest gute Entwicklungen (siehe Grafik). Das hat auch damit zu tun, dass Notenbanken im Gegensatz zu früher Gold für ihre Währungsreserven kaufen, um sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen.
Vom Allzeithoch von gut 1.920 US-Dollar (erreicht am 6. September 2011) ist der Preis für eine Unze allerdings noch weit entfernt. Auch ganz ohne große Krisen – wohin könnte der Preis in absehbarer Zukunft noch klettern? „Auf Sicht von einem Jahr in Richtung 1.800 Dollar“, sagt Stöferle voraus.