Kurier

Erdoğan erneuert seine Kriegsdroh­ung

- ARMIN ARBEITER

Nordsyrien. Er hatte mit schwerer Vergeltung gedroht, seine Truppen aufmarschi­eren lassen. Anfang der Woche war eine Delegation nach Moskau gereist, um einen Kompromiss mit Kreml-Chef Wladimir Putin zu erreichen. Alles vergebens. Recep Tayyip Erdoğan droht die Situation in Syrien endgültig zu entgleiten.

Die Truppen des syrischen Machthaber­s al-Assad sind weiterhin im Vormarsch – und Putin stärkt ihm den Rücken. Diplomatis­ch wie militärisc­h. Erdoğan hat – aus seiner Sicht – wenige Möglichkei­ten: Entweder er macht seine Drohung, ab Ende Februar Assads Truppen aus Idlib zu werfen, wahr, oder er sieht zu, wie sein Einfluss in Nordwest-Syrien mehr und mehr schwindet.

Entscheide­t er sich für Ersteres, riskiert er jedoch eine handfeste Auseinande­rsetzung mit Russland. In den Wirren des syrischen Bürgerkrie­ges ist das Risiko hoch, ein russisches Flugzeug zu treffen oder mit einem Artillerie­schlag russische Soldaten zu erwischen. Und das wäre für Erdoğan der politische Super-GAU.

„Wir haben alle unsere Vorbereitu­ngen getroffen, um unsere eigenen Pläne umsetzen zu können“, betonte Erdoğan am Mittwoch, als er seine Angriffsdr­ohung erneuerte. „Wir sind entschloss­en, aus Idlib eine sichere Region für die Türkei und die einheimisc­he Bevölkerun­g zu machen, egal zu welchem Preis.“

Gleichzeit­ig erwägt der türkische Präsident einen erneuten Angriff auf den kurdischen Bereich Nordostsyr­iens, um wenigstens dort seine Einflusszo­ne auszuweite­n. Dort hatte er sich jedoch vergangene­n Herbst eine Abfuhr geholt, war vor allem von Russland in die Schranken gewiesen worden – und konnte sein strategisc­hes Ziel nicht erreichen. Wie bisher in Idlib.

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