Amsterdam.
Die von Urlaubern überrannte Stadt überlegt, Nicht-Einheimischen den Kauf von Cannabis zu verbieten
Joint in Coffeeshops nur mehr für Einheimische? Amsterdam überlegt das
Kichernde Menschen auf Fahrrädern. Kreischende amerikanische Touristinnen. Maturareisende, die sich mit bleichen, aber glücklichen Gesichtern über eine der unzähligen Brücken beugen und gebannt dem Lauf eines der unzähligen Kanäle folgen.
„I amsterdam“(Wortspiel mit der englischen Übersetzung für „Ich bin Amsterdam“) steht schon in großen Lettern auf dem Flughafen Schipol – 17 Millionen Touristen sind jährlich in der Hauptstadt der Niederlande. Für einen großen Teil gehört es dazu, sich in einen der zahlreichen Coffeeshops zu setzen und dort einem Joint zu frönen.
Das soll bald vorbei sein. Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema
fürchtet, dass die Stadt durch den immer stärker wachsenden Tourismus zugrunde gerichtet wird – und das will sie verhindern. Eventuell auch durch ein Cannabis-KaufVerbot.
Coffeeshops als Reisegrund
Halsema gab eine Studie in Auftrag, um nachzuprüfen, wie sich ein Marihuana-Verbot für Touristen auf den Tourismus auswirken würde.
42 Prozent der Befragten würden demnach Amsterdam seltener besuchen, zwölf Prozent würden gar nicht mehr in das Venedig des Nordens fahren, wenn sie nicht mehr kiffen dürften. Fast ein Fünftel (18 Prozent) ginge das Verbot pragmatisch an – es würden nicht mehr in die Coffeeshops gehen, sondern sich das Kraut woanders holen, während 22 Prozent jemanden aus der Bevölkerung bitten würden, die begehrten Joints für sie zu besorgen. Die Coffeeshops sind für 33 Prozent der Befragten der Hauptgrund, nach Amsterdam zu fahren, gefolgt von 21 Prozent, die eine Fahrradtour durch die Stadt machen wollen.
Aus für Rotlicht-Tourismus
Amsterdam hat schon seit Langem mit dem sogenannten „Overtourism“zu kämpfen – also die zu große Masse an Touristen, die vor allem die Einheimischen stören. Auch im Bereich der Rotlichtviertel gab es darum bereits Einschränkungen für Touristen: Im Rotlichtbezirk wurde die Anzahl auf täglich 115 geführte Besichtigungen gesenkt, die auch nur noch 15 teilnehmende Personen zählen dürfen. Hält man sich dabei dann auch nicht an die Auflagen, Stopps auf engen Brücken, vor Wohnhäusern oder Geschäfts- und Restauranteingängen zu vermeiden, drohen Strafen von 190 Euro.
Ab 1. April dieses Jahres sollen die Führungen übrigens endgültig der Vergangenheit angehören. Stattdessen wird eine zentrale Einrichtung angestrebt, die nicht mehr ohne Weiteres für jedermann zugänglich ist und besser kontrolliert werden kann. In welcher Form dies realisiert werden soll, ist noch nicht entschieden. Zu den Optionen gehören ein Prostitutionshotel oder ein Erotikzentrum mit Sextheater, Nachtklubs und Restaurants.