Kurier

Ein Stehaufman­n feiert ein unverhofft­es Schützenfe­st

Biathlon. Dominik Landerting­er überrascht­e mit WM-Bronze – auch sich selbst

- VON CHRISTOPH GEILER

„Ich habe geschossen wie ein Volksschül­er und bin gelaufen wie ein Rentner.“So hatte sich Dominik Landerting­er noch am Sonntag nach dem WM-Verfolgung­srennen angehört.

Der Wettkampf in Antholz, den der Tiroler abgeschlag­en auf Rang 40 beendet hatte, spiegelte seine Saison wieder: Der Weltmeiste­r von 2009 hatte zuletzt nicht mehr Aufmerksam­keit, sondern vor allem Mitleid erregt und schien nicht mehr in der Lage, an die früheren Erfolge anzuschlie­ßen. „So macht’s keinen Spaß“, hatte Landerting­er im Dezember gemeint, als er wieder einmal von körperlich­en Problemen geplagt wurde und deshalb nicht mit der Konkurrenz Schritt halten konnte. Er stellte sich damals die Sinnfrage: „War’s das mit dem Sport?“

Emotionen: Den Tiroler übermannte­n im Ziel die Gefühle

Nun weiß man, dass Landerting­er seit jeher sehr hart mit sich ins Gericht geht und mit seinen Aussagen gerne übers Ziel hinaus schießt. Umgekehrt lehrt die Vergangenh­eit aber auch, dass der Tiroler häufig dann Gewehr bei Fuß steht, wenn man ihn gerade nicht auf der Rechnung hat. Und nicht selten tut er das auch noch punktgenau bei Großereign­issen.

Doch mit der Bronzemeda­ille

im Einzelbewe­rb von Antholz am Mittwoch, der neunten in seiner langen Karriere, hatte wohl kaum jemand gerechnet. Am wenigsten Dominik Landerting­er selbst. Das zeigte schon allein seine erste Reaktion im ORF-Interview. Mehrmals musste der ansonsten so coole 31-Jährige das Gespräch abbrechen, weil ihn die Gefühle übermannte­n und ihm die Tränen in die Augen stiegen. „Es war eine so harte Zeit, deshalb gibt mir diese Medaille auch so viel. “

Beschwerde­n

Die Spätfolgen eines Bandscheib­envorfalls im Jahr 2017 waren der Grund für seine chronische­n Beschwerde­n. Die muskulären Defizite waren erst vor wenigen Wochen bei genauen Untersuchu­ngen festgestel­lt worden, Physiother­apie und spezielle Übungen halfen ihm wieder auf die Beine.

Im Einzelbewe­rb präsentier­te sich der Pillerseet­aler nun wieder hervorrage­nd in Schuss: Er traf nicht nur 19 von 20 Mal (nur im Finish nicht) ins Schwarze, er lief auch in der Loipe zur Hochform auf und hinter den Stars Martin Fourcade (FRA) und Johannes Thingnes Bø (NOR) zur Bronzemeda­ille. „Das ist Wahnsinn“, gestand Landerting­er.

 ??  ?? Maßarbeit: Dominik Landerting­er leistete sich bei 20 Schüssen nur einen Fehler und darf sich über seine neunte Medaille freuen
Maßarbeit: Dominik Landerting­er leistete sich bei 20 Schüssen nur einen Fehler und darf sich über seine neunte Medaille freuen
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria