Ein Stehaufmann feiert ein unverhofftes Schützenfest
Biathlon. Dominik Landertinger überraschte mit WM-Bronze – auch sich selbst
„Ich habe geschossen wie ein Volksschüler und bin gelaufen wie ein Rentner.“So hatte sich Dominik Landertinger noch am Sonntag nach dem WM-Verfolgungsrennen angehört.
Der Wettkampf in Antholz, den der Tiroler abgeschlagen auf Rang 40 beendet hatte, spiegelte seine Saison wieder: Der Weltmeister von 2009 hatte zuletzt nicht mehr Aufmerksamkeit, sondern vor allem Mitleid erregt und schien nicht mehr in der Lage, an die früheren Erfolge anzuschließen. „So macht’s keinen Spaß“, hatte Landertinger im Dezember gemeint, als er wieder einmal von körperlichen Problemen geplagt wurde und deshalb nicht mit der Konkurrenz Schritt halten konnte. Er stellte sich damals die Sinnfrage: „War’s das mit dem Sport?“
Emotionen: Den Tiroler übermannten im Ziel die Gefühle
Nun weiß man, dass Landertinger seit jeher sehr hart mit sich ins Gericht geht und mit seinen Aussagen gerne übers Ziel hinaus schießt. Umgekehrt lehrt die Vergangenheit aber auch, dass der Tiroler häufig dann Gewehr bei Fuß steht, wenn man ihn gerade nicht auf der Rechnung hat. Und nicht selten tut er das auch noch punktgenau bei Großereignissen.
Doch mit der Bronzemedaille
im Einzelbewerb von Antholz am Mittwoch, der neunten in seiner langen Karriere, hatte wohl kaum jemand gerechnet. Am wenigsten Dominik Landertinger selbst. Das zeigte schon allein seine erste Reaktion im ORF-Interview. Mehrmals musste der ansonsten so coole 31-Jährige das Gespräch abbrechen, weil ihn die Gefühle übermannten und ihm die Tränen in die Augen stiegen. „Es war eine so harte Zeit, deshalb gibt mir diese Medaille auch so viel. “
Beschwerden
Die Spätfolgen eines Bandscheibenvorfalls im Jahr 2017 waren der Grund für seine chronischen Beschwerden. Die muskulären Defizite waren erst vor wenigen Wochen bei genauen Untersuchungen festgestellt worden, Physiotherapie und spezielle Übungen halfen ihm wieder auf die Beine.
Im Einzelbewerb präsentierte sich der Pillerseetaler nun wieder hervorragend in Schuss: Er traf nicht nur 19 von 20 Mal (nur im Finish nicht) ins Schwarze, er lief auch in der Loipe zur Hochform auf und hinter den Stars Martin Fourcade (FRA) und Johannes Thingnes Bø (NOR) zur Bronzemedaille. „Das ist Wahnsinn“, gestand Landertinger.