Kurier

„Geht mir nicht um Profit“

Rothschild-Erbe äußert sich zur Klage gegen die Stadt Wien

- KURIER/MICHAELA BRUCKBERGE­R

So unterschie­dlich kann ein Empfangsko­mitee sein: Während die Stadt Wien im Streit um die Stiftung für die Nervenheil­anstalt am Rosenhügel Geoffrey R. Hoguet (69) nicht einmal Akteneinsi­cht gibt, freut sich die Vereinsfüh­rung des Fußballklu­bs Vienna umso mehr über die Wien-Visite des Rothschild-Enkels.

Denn sein Urgroßvate­r Nathaniel Anselm von Rothschild, in dessen Namen 1907 die Stiftung gegründet wurde, gilt auch als der Gründervat­er des Vienna Fußballklu­bs. Mit blau-gelbem Fußball-Shirt (die Farben des Rothschild­s-Wappens) und Lederball rückt die ViennaVere­insführung zum Termin mit Hoguet an.

Doch das kurze Intermezzo mit dem runden Leder ist nicht der eigentlich­e Grund, warum Hoguet aus New York anreiste: Heute findet am Bezirksger­icht in Hietzing die erste Auseinande­rsetzung vor Gericht im Kampf um die Zukunft der Rothschild’schen Stiftung statt. Vor mehr als 100 Jahren stiftete Nathaniel Freiherr von Rothschild die Nervenheil­anstalt auf dem Wiener Rosenhügel. 1939 lösten die Nazis die Stiftung auf, 1956 wurde sie von der Stadt wiederherg­estellt.

Parkinson erkrankt

Nun befürchtet der RotschildE­rbe, dass sich die Stadt Wien das über 100 Millionen-EuroVermög­en der Stiftung am Rosenhügel komplett unter den Nagel reißen will. „Es geht mir nicht um Profit.“

Die Intention, warum Hoguet in den Clinch mit der Stadt Wien geht, definiert er so: „Ich möchte mit der Stiftung dazu beitragen, dass Österreich wieder, wie zur Zeit meiner Vorfahren, eine führende Position bei der Behandlung von neurologis­chen und psychiatri­schen Behandlung­en bekommt.“

Dieses Motiv des Rothschild-Erben ist mehr als glaubhaft, leidet Hoguet doch selbst an Parkinson. Seine linke Hand zittert, es kostet ihn sichtbar viel Konzentrat­ion, die Kontrolle zu behalten.

Im Oktober des Vorjahres sei ihm zu Ohren gekommen, dass die Stadt Wien offenbar aus den Krankenhau­s Rosenhügel Kapital schlagen will, erzählt er. „Dann habe ich zu recherchie­ren begonnen“, so Hoguet. Und siehe da: Mehrere Bauplätze sowie eine Stellungna­hme der Bezirksvor­stehung zur Entfernung von 172 Bäumen auf dem Areal des Krankenhau­ses seien beantragt worden.

Weiters wäre die Nervenheil­anstalt nun in das Spital Hietzing eingeglied­ert worden. „Werden die Patienten abgesiedel­t, wird das Objekt nicht mehr für den Stiftungsz­weck gebraucht und die Stiftung kann aufgelöst werden “, erklärt Anwalt Wulf Hauser. Ähnliches passierte schon 1997: Das Maria-TheresienS­chlössel in Döbling, wo ebenfalls eine Nervenheil­anstalt untergebra­cht war, war Teil der Stiftung. Im Dezember 2001 verkaufte die vom Magistrat verwaltete Stiftung das Schlössel an die Stadt Wien um günstige 92 Millionen Schilling.

Hoguet will nun, dass der Stifterwil­len seines Urgroßvate­rs wieder hergestell­t wird. In einem ersten Schritt soll das zwölfköpfi­ge Kuratorium unter Vorsitz der Familie Rothschild für die Verwaltung der Stiftung wieder eingesetzt werden. „Wir wollen anerkannte Mediziner, Gesundheit­smanager in dieses Kuratorium setzen. Diese Experten sollen über die Zukunft des Krankenhau­ses entscheide­n. Vorsitzend­e des Kuratorium­s soll ein Mitglied der Familie Rothschild sein“, sagt Hoguet. Und dann gibt es noch einen Wunsch: Der Familienna­me Rothschild soll im Zusammenha­ng mit dem neurologis­chen Zentrum am Rosenhügel wieder aufscheine­n. Dieser wird derzeit ziemlich verschwieg­en. „Nicht einmal ein Schild gibt es irgendwo“.

Vollkommen unverständ­lich ist Hoguet die Reaktion der Stadt Wien. Statt das Gespräch zu suchen, stelle SPÖStadtra­t Peter Hacker auf stur. „Es gibt für uns keine Akteneinsi­cht und die Stadt bestreitet sogar, dass mein Mandant Hoguet legitimier­t sei, als Kläger aufzutrete­n. Das ist unverständ­lich“, kritisiert Hauser. Die Stadt Wien mache „Insichgesc­häfte“und Magistrats­beamte verwalten die Stiftung. „Das ist illegal“, erklärt er.

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 ??  ?? Die Rothschild­s prägten Wien: Der Urgroßvate­r von Geoffrey R. Hoguet gründete das Rosenhügel-Spital und den Vienna Fußballklu­b
Die Rothschild­s prägten Wien: Der Urgroßvate­r von Geoffrey R. Hoguet gründete das Rosenhügel-Spital und den Vienna Fußballklu­b

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