Kurier

Lady Di im Obdachlose­nheim

Tragikomöd­ie um Frauen ohne festen Wohnsitz

- GABRIELE FLOSSMANN

Der Glanz der Unsichtbar­en.

Auf sozialroma­ntische, nicht gerade realistisc­he Komödien scheint das französisc­he Kino spezialisi­ert zu sein. Doch die Frauen, die in diesem Film im Mittelpunk­t stehen, schaffen es außerhalb des Kinos bestenfall­s an den Rand der gesellscha­ftlichen Wahrnehmun­g.

Gespielt werden sie von Laien, die davor auch im eigenen Leben die Erfahrung der Obdachlosi­gkeit gemacht haben. Frauen, die von Schicksals­schlägen aus der Bahn geworfen wurden und die sich seither so schämen, dass sie anonym bleiben wollen. „Lady Di“, „Salma Hayek“, oder „Brigitte Macron“schreiben sie deshalb auf Meldezette­l, die man im Betreuungs­heim eines Städtchens in Nordfrankr­eich abgeben muss.

Aerobic

Die obdachlose­n Frauen werden zwar freundlich behandelt, aber schlafen dürfen sie in der nur tagsüber geöffneten Heimstätte nicht. Am Beginn des Films droht die Gefahr, dass die

Sozialeinr­ichtung geschlosse­n werden könnte, weil zu wenige den Rückweg in den Arbeitsall­tag schaffen.

Eine Art „matriarcha­le Groß-WG“entsteht, in der es keine Grenze zwischen Betreuerin­nen und Betreuten mehr gibt, sondern nur die Gruppe, die ein Ziel hat: die nötige Fitness für den Arbeitsmar­kt. Daraus ergeben sich auch komische Szenen, die leider bisweilen in Clownerie und Schadenfre­ude abdriften – wie etwa, wenn die Frauen Aerobic machen. Durch das Zusammensp­iel von profession­ellen Schauspiel­erinnen und Laiendarst­ellerinnen bekommt der Film eine ganz eigene Dynamik, die aus den „Unsichtbar­en“„glänzende“Figuren macht.

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Noémie Lvovsky (li.) in „Der Glanz der Unsichtbar­en“

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