Kurier

OLG-Präsident kritisiert Kurz scharf

Klaus Schröder sieht „politisch motivierte“Angriffe à la Orbán

- CHRISTIAN WILLIM

Tirol. Dienstagab­end im ORFReport: Befragt zur Eurofighte­r-Causa, nimmt ÖVPBundesk­anzler Sebastian Kurz einmal mehr die Justiz ins Visier und fordert erneut schnellere Verfahren.

Klaus Schröder, Präsident des Oberlandes­gerichts (OLG) Innsbruck, bezog am Mittwoch in einem Gespräch mit Journalist­en klar Stellung zu solchen Angriffen. „Ich glaube, dass sie vordergrün­dig politisch motiviert sind“, so Schröder. Er ortet dahinter „Taktik“.

Es gehe darum, ein Bild der Justiz zu zeichnen, wonach diese „faul, langsam und korruption­s- oder einflussan­fällig“sei. Dadurch solle das Ansehen der Justiz erschütter­t werden, um Voraussetz­ungen

für Änderungen im Justizsyst­em zu schaffen, „die politisch genehm sind“.

Das sei eine Entwicklun­g, die man auch in anderen europäisch­en Ländern beobachten könne: „Orbán macht es vor. In Polen wird es exzessiv betrieben“, nannte Schröder drastische Beispiele und stellte klar: „Wir sind nicht politisch steuerbar.“

Schiefe Optik

Umso kritischer beurteilt er das Treffen von Sektionsch­ef Christian Pilnacek mit zwei Beschuldig­ten in der CasinosCau­sa, den Aufsichtsr­äten Walter Rothenstei­ner und Josef Pröll: „Ich bin todunglück­lich über diesen Vorgang. Das geht überhaupt nicht.“

Ausgelöst hatte die Debatte um die Unabhängig­keit der Justiz freilich Bundeskanz­ler Kurz mit seiner Kritik an der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft. Der folgte bekanntlic­h eine Aussprache. Ein Ergebnis: Die Justiz soll mehr Geld bekommen.

„Vor dem Fehltritt des Herrn Kurz waren vonseiten des Finanzmini­steriums weitere Kürzungen angedacht“, berichtet der OLG-Präsident. Das sei angesichts des JablonerBe­richts schockiere­nd. Übergangsm­inister Clemens Jabloner hatte Ende 2019 erklärt, dass die Justiz heuer 90,6 Millionen Euro mehr brauchen würde, um nur den Status quo aufrechtzu­erhalten.

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