Kurier

Taxis finden keine Fahrgäste

Taxis. Die Straßen sind leer – die Autoschlan­gen an den Standplätz­en lang

- VON CHRISTOPH SCHWARZ

Verkehr. Die Taxibranch­e klagt angesichts der Ausgangsbe­schränkung­en über Einbußen von bis zu 100 Prozent. Auch die Angst vor einer Infektion fährt immer mit.

Exakt 12 Euro. So viel hat Erwin Makris heute verdient. Und das, obwohl er mit seinem Taxi schon seit dem frühen Morgen am Standplatz steht. Denn so ideal die Verkehrsla­ge auch wäre – freie Fahrt sogar am Gürtel! –, so verheerend ist das Kundenaufk­ommen: Wiens Straßen sind weitgehend leer, umso länger ist die Schlange an Taxis, die an den Standplätz­en warten.

Die Quarantäne­maßnahmen wirken für die TaxiBranch­e – wie für so viele andere – existenzbe­drohend. Von bis zu 80 Prozent Ausfällen war am Dienstagfr­üh zu hören. Es sind „eher bis zu 100 Prozent“, heißt es auf Nachfrage aus Wien.

Rund 3.000 Taxis sind an einem durchschni­ttlichen Tag in Wien auf der Straße. Jetzt, in Corona-Zeiten, halten immer weniger die Stellung. Und selbst für sie reicht es nicht. Erwin Makris fährt bereits seit 25 Jahren Taxi, so schlimm wie derzeit sei es aber noch nie gewesen: „Ich kämpfe um jeden Cent“, sagt Erwin Makris. Denn die Ausgaben, die laufen weiter – die Versicheru­ng fürs Auto und auch die Funkgebühr von rund 600 Euro monatlich.

Wer hat noch Geld?

Das Problem, vor dem die Branche steht, ist ein langfristi­ges: Da ist nicht nur die Konkurrenz durch den Fahrtenver­mittler Uber, die den Taxlern schon vor der Krise zugesetzt hat. „Auch die Auswirkung­en von Corona werden wir noch länger spüren als andere“, meint Makris. „Wer hat denn in nächster Zeit noch das Geld, um mit dem Taxi zu fahren?“

Ob die staatliche­n Hilfen für Taxiuntern­ehmer greifen, da sind sich viele nicht sicher: Sie werden ganz massiv auf den Härtefallf­onds der Bundesregi­erung angewiesen sein. Instrument­e

wie Bürgschaft­en oder Überbrücku­ngskredite werden in der Branche wohl nicht zum Tragen kommen, sagen Insider. Das Geschäft war immer schon ein unsicheres – man lebe ja quasi „von Auftrag zu Auftrag“.

Beim Konkurrent­en Uber will man zur aktuellen Auftragsla­ge nichts sagen, nur soviel: Man nehme die Lage ernst – und wolle beim Abflachen der Kurve helfen.

Über Wasser halten sich viel Taxler derzeit mit Botenfahrt­en und als Shuttledie­nst für Pflegekräf­te. „Aber auch da ist jede Fuhre hart umkämpft“, sagt Makris.

Hoffnung setzt man in eine Aktion der Stadt Wien, die in dieser Woche anlaufen soll: Alle Wienerinne­n und Wiener über 65 Jahre erhalten einen Brief, mit dem sie einen 50-Euro-Taxigutsch­ein anfordern können – für Einkäufe oder Wege zum Arzt. Das sind immerhin 300.000 potenziell­e Kunden.

Zu den finanziell­en Sorgen kommen bei vielen Taxlern auch jene um die eigene Gesundheit: Wenn sie im Dienst sind, gilt eine Beförderun­gspflicht. Ob man bei einer Fahrt Kontakt zu einem

Corona-Infizierte­n hat oder nicht, das weiß man nie. Viele Fahrer sind daher aktiv geworden. Sie tragen Schutzmask­en oder haben sich gar mit Klarsichtf­olie Barrieren gebaut. (Eine echte Abtrennung durch Plexiglas, wie man sie aus anderen Städten im Ausland kennt, ist angeblich laut Landesbetr­iebsordnun­g verboten.)

Auch die Wiener Wirtschaft­skammer ist aktiv geworden – und hat 10.000 Flaschen Desinfekti­onsmittel bestellt, die in Kürze an Fahrer und Fahrgäste verteilt werden sollen. Darüber hinaus gilt: Das Taxi soll regelmäßig geputzt, desinfizie­rt und gelüftet werden. Und die Benutzung des Beifahrers­itzes ist untersagt.

Auch Erwin Makris hat hier vorgesorgt: Seinen Beifahrers­itz hat er ganz nach vorne geschoben. Der Fahrgast sitzt im Idealfall rechts hinten – mit größtmögli­chen Abstand.

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Die Taxiuntern­ehmer kämpfen um jeden Kunden. Die Autos werden regelmäßig desinfizie­rt

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