Peter Schröcksnadel.
Der Skiboss und Unternehmer über medizinische Möglichkeit vs. wirtschaftliche Notwendigkeit in Zeiten der Krise, die Lehren aus Ischgl und Chancen für den heimischen Tourismus ÖSV-Boss & Firmenchef
KURIER: Welche Herausforderungen kommen durch die Corona-Krise auf den ÖSV zu? Peter Schröcksnadel: Der Verband ist gut aufgestellt, aber wir müssen mit den Ressourcen jetzt sehr sorgsam umgehen. Es wird für alle schwieriger werden. Wichtig ist, dass wir auf den Tag X vorbereitet sind, wenn es wieder aufgeht und die Maßnahmen vorbei sind. Dazu erhoffe ich mir auch Antworten von der Politik: Welche Ziele gibt es für die Zukunft? Und wie sieht der entsprechende Plan aus?
Was meinen Sie konkret?
Selbstverständlich begrüße ich die Maßnahmen, die getroffen wurden, um das Virus einzudämmen. Aber die Menschen brauchen zugleich auch Orientierung. Sie müssen wissen, wie es weitergeht und wann wir wieder mit einer Form von Normalität rechnen können. Ansonsten wird die Wirtschaft großen Schaden erleiden. Das ist jetzt genau die Herausforderung für die Politik: Dass sie eine Balance findet zwischen medizinischer Möglichkeit und wirtschaftlicher Notwendigkeit. Mir ist klar, dass das schwierig ist und mit viel Sensibilität verbunden sein muss.
Apropos
Sensibilität:
Hat
Klare Worte: Der ÖSV-Chef erwartet sich von der Politik einen Plan: „Die Leute müssen wissen, wie’s weitergeht“ sich der Tiroler Nationalratsabgeordnete Franz Hörl geschickt verhalten?
Ich kritisiere grundsätzlich niemanden. Deshalb will ich das nicht kommentieren.
Der Name Ischgl machte die letzten Tage europaweit negative Schlagzeilen. Fürchten Sie um das Image des österreichischen Tourismus?
Ischgl wird natürlich negative Auswirkungen nach sich ziehen. In jedem Fall haben die höher gelegenen Skigebiete einen unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden.
Andererseits denke ich, dass der Tourismus insgesamt in Österreich von dieser Krise sogar profitieren könnte.
Tatsächlich?
Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen in der nächsten Zeit auf Flugreisen
Peter Schröcksnadel
Jahre
Unternehmer und Fernreisen eher verzichten werden. Wer will sich jetzt schon in ein Flugzeug setzen? Also werden die Leute sich Naherholungsmöglichkeiten suchen und Urlaub in der Umgebung machen. Das ist eine Chance für den heimischen Tourismus. Aber nochmals: Es geht jetzt nicht nur um den Tourismus, sondern um die gesamte Wirtschaft. Es darf nicht zu lange dauern, bis die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Sonst gefährden wir unser gesamtes soziales System. Ein gutes Gesundheitssystem kann man sich nur in einer florierenden Wirtschaft leisten.
Wird der Skisport unter dieser Krise leiden?
Grundsätzlich sind Skifahren und Wandern in der Natur das Gesündeste, das man machen kann. Inwieweit die Hüttengaudi in Zukunft noch in sein wird, ist eine andere Frage. Ich bin überzeugt, dass unsere Skigebiete nicht zu den Verlierern zählen werden. Die Welt wird in Zukunft nicht mehr so offen sein wie jetzt, der Nahtourismus kann dazu die Alternative sein.
In sieben Monaten sollte in Sölden der Weltcupauftakt stattfinden. Geht es sich aus?
Das kann ich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Viel wird davon abhängen, welche medizinischen Möglichkeiten es bis dahin gibt. Wenn man ein Medikament und eine Impfung gefunden hat, dann sollte das Thema erledigt sein. Ich fürchte nur: In dem Moment, in dem es eine Impfung und ein Medikament gegen das Coronavirus gibt, wird es in den Bars wieder so zugehen wie vorher.