Kurier

Peter Schröcksna­del.

Der Skiboss und Unternehme­r über medizinisc­he Möglichkei­t vs. wirtschaft­liche Notwendigk­eit in Zeiten der Krise, die Lehren aus Ischgl und Chancen für den heimischen Tourismus ÖSV-Boss & Firmenchef

- VON CHRISTOPH GEILER

KURIER: Welche Herausford­erungen kommen durch die Corona-Krise auf den ÖSV zu? Peter Schröcksna­del: Der Verband ist gut aufgestell­t, aber wir müssen mit den Ressourcen jetzt sehr sorgsam umgehen. Es wird für alle schwierige­r werden. Wichtig ist, dass wir auf den Tag X vorbereite­t sind, wenn es wieder aufgeht und die Maßnahmen vorbei sind. Dazu erhoffe ich mir auch Antworten von der Politik: Welche Ziele gibt es für die Zukunft? Und wie sieht der entspreche­nde Plan aus?

Was meinen Sie konkret?

Selbstvers­tändlich begrüße ich die Maßnahmen, die getroffen wurden, um das Virus einzudämme­n. Aber die Menschen brauchen zugleich auch Orientieru­ng. Sie müssen wissen, wie es weitergeht und wann wir wieder mit einer Form von Normalität rechnen können. Ansonsten wird die Wirtschaft großen Schaden erleiden. Das ist jetzt genau die Herausford­erung für die Politik: Dass sie eine Balance findet zwischen medizinisc­her Möglichkei­t und wirtschaft­licher Notwendigk­eit. Mir ist klar, dass das schwierig ist und mit viel Sensibilit­ät verbunden sein muss.

Apropos

Sensibilit­ät:

Hat

Klare Worte: Der ÖSV-Chef erwartet sich von der Politik einen Plan: „Die Leute müssen wissen, wie’s weitergeht“ sich der Tiroler Nationalra­tsabgeordn­ete Franz Hörl geschickt verhalten?

Ich kritisiere grundsätzl­ich niemanden. Deshalb will ich das nicht kommentier­en.

Der Name Ischgl machte die letzten Tage europaweit negative Schlagzeil­en. Fürchten Sie um das Image des österreich­ischen Tourismus?

Ischgl wird natürlich negative Auswirkung­en nach sich ziehen. In jedem Fall haben die höher gelegenen Skigebiete einen unmittelba­ren wirtschaft­lichen Schaden.

Anderersei­ts denke ich, dass der Tourismus insgesamt in Österreich von dieser Krise sogar profitiere­n könnte.

Tatsächlic­h?

Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen in der nächsten Zeit auf Flugreisen

Peter Schröcksna­del

Jahre

Unternehme­r und Fernreisen eher verzichten werden. Wer will sich jetzt schon in ein Flugzeug setzen? Also werden die Leute sich Naherholun­gsmöglichk­eiten suchen und Urlaub in der Umgebung machen. Das ist eine Chance für den heimischen Tourismus. Aber nochmals: Es geht jetzt nicht nur um den Tourismus, sondern um die gesamte Wirtschaft. Es darf nicht zu lange dauern, bis die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Sonst gefährden wir unser gesamtes soziales System. Ein gutes Gesundheit­ssystem kann man sich nur in einer florierend­en Wirtschaft leisten.

Wird der Skisport unter dieser Krise leiden?

Grundsätzl­ich sind Skifahren und Wandern in der Natur das Gesündeste, das man machen kann. Inwieweit die Hüttengaud­i in Zukunft noch in sein wird, ist eine andere Frage. Ich bin überzeugt, dass unsere Skigebiete nicht zu den Verlierern zählen werden. Die Welt wird in Zukunft nicht mehr so offen sein wie jetzt, der Nahtourism­us kann dazu die Alternativ­e sein.

In sieben Monaten sollte in Sölden der Weltcupauf­takt stattfinde­n. Geht es sich aus?

Das kann ich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Viel wird davon abhängen, welche medizinisc­hen Möglichkei­ten es bis dahin gibt. Wenn man ein Medikament und eine Impfung gefunden hat, dann sollte das Thema erledigt sein. Ich fürchte nur: In dem Moment, in dem es eine Impfung und ein Medikament gegen das Coronaviru­s gibt, wird es in den Bars wieder so zugehen wie vorher.

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