Kurier

Kurz will täglich 15.000 Tests und Hilfe durch Handydaten

Corona-Bekämpfung. Durch Nutzung mobiler Daten könnte Normalität früher zurückkehr­en

- VON SUSANNE BOBEK

Auch in Österreich könnten bald massenhaft Handydaten verknüpft werden, um das Coronaviru­s zu bekämpfen. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz schloss am Dienstag nicht mehr aus, dass „Big Data“wie in vielen anderen Ländern eingesetzt wird. Handy-Tracking nämlich. Man schaue sich an, „was in Österreich oder Europa umsetzbar ist,“so der Kanzler.

Das Rote Kreuz entwickelt mit 20 IT-Experten und finanziell­er Unterstütz­ung der Uniqa auf Hochtouren die App „Stopp Corona“(siehe rechts). Sie soll vor allem Amtsärzte entlasten, die für das „Kontaktper­sonenmanag­ement“zuständig sind, also die Erfassung aller Kontakte im Falle eines Covid19-Falles und die Verständig­ung der Betroffene­n.

Andere Länder machen es vor: Taiwan kontrollie­rt schon seit Anfang Jänner die Bewegungsp­rofile der Handybenut­zer und ob sich Menschen in Quarantäne an die Auflagen halten. So konnte die Epidemie ziemlich rasch unter Kontrolle gebracht werden.

Drakonisch­e Strafen

Am Sonntag wurde ein Mann, der nach einer Auslandsre­ise unter Zwangsquar­antäne stand, in einem Nachtclub in Taiwan erwischt. Am Montag wurde ihm deshalb die höchstmögl­iche Strafe von umgerechne­t 31.000 Euro aufgebrumm­t.

Auch Südkorea, Singapur und Hongkong nutzen Tracking. In Hongkong müssen Menschen in Quarantäne ihre GPS-Daten freigeben oder ein Überwachun­gsarmband tragen.

China verknüpfte seine Überwachun­g mit einer APP des Technologi­ekonzerns Alibaba, die sich die Menschen herunterla­den mussten. Damit wird ermittelt, wie hoch das Infektions­risiko für jeden Einzelnen ist und ob sich in seiner Umgebung Coronaviru­s-Infizierte aufhalten oder nicht. Den Nutzern wird mittels grüner, gelber oder roter Farbcodes signalisie­rt, wann und wo sie einkaufen und ob sie öffentlich­e Verkehrsmi­ttel benutzen dürfen.

Totale Überwachun­g also, die auch mit über die Gesundheit hinausgehe­nder Kontrolle verknüpft wird: Ein Blogger, der in Wuhan schrecklic­he Bilder aus dem Notkranken­haus ins Netz stellte und sich dabei selbst filmte, wurde von der Polizei abgeholt – weil das Regime keine Veröffentl­ichung dieser Fotos wollte.

In Israel darf der Inlandsgeh­eimdienst Schin Bet alle Bewegungsd­aten der Menschen auswerten, vorerst 30 Tage lang. Wer sich nicht an seine Quarantäne­vorschrift­en hält, wird mit hohen Strafen belegt. Eine Spezialein­heit der Polizei knüpft sich diese Menschen vor, bei Uneinsicht­igkeit droht Haft.

Nähe zu Infizierte­n

Seit Sonntag gibt es in Israel außerdem eine App, die auf Daten des Gesundheit­sministeri­ums zurückgrei­ft. Sie zeigt an, ob sich Nutzer in den vergangene­n 14 Tagen in der Nähe eines der bekannten 1.656 Infizierte­n aufgehalte­n haben. Wenn die App eine Übereinsti­mmung feststellt, wird das Handy automatisc­h mit der Website des Ministeriu­ms verbunden. Dann müssen sich die Nutzer für eine zweiwöchig­e Quarantäne

in die eigenen vier Wände begeben. Kritik an den drastische­n Maßnahmen der Übergangsr­egierung Netanjahu verhallt.

Auch andere europäisch­e Staaten folgen: Litauen will die Bewegungsp­rofile seiner Einwohner kontrollie­ren. Polen setzt zur Kontrolle ebenfalls eine neue App ein, bei der alle Daten verknüpft werden. Und Montenegro stellt sogar die Namen und Privatansc­hriften derjenigen ins Netz, die Quarantäne einhalten müssen.

In Deutschlan­d findet noch eine Diskussion darüber statt, ob die totale Kontrolle der Bürger überhaupt mit dem Grundgeset­z vereinbar ist. Da gibt es einen Unterschie­d zu Österreich: Denn das Epidemiege­setz erlaubt auch solch drastische Maßnahmen im Kampf gegen Covid-19.

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Handy-Tracking soll Ausbreitun­g des Virus verhindern: In Taiwan feierte ein Mann unter Zwangsquar­antäne in einem Nachtclub, er muss 31.000 Euro Strafe zahlen

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