Kurier

Machtwort von Japans Premier: Sommerspie­le verschoben

- GÜNTHER PAVLOVICS

Tokio.

Das Zaudern hat ein Ende. Das Internatio­nale Olympische Komitee wollte sich noch vier Wochen Zeit lassen mit der Entscheidu­ng, ob die Sommerspie­le in Tokio verschoben werden. Dienstag gab es eine Telefonkon­ferenz zwischen Japans Premiermin­ister Shinzo Abe und IOC-Chef Thomas Bach. Danach wurde bekannt gegeben, dass das Großereign­is aufgrund der Corona-Pandemie erst im Jahr 2021 stattfinde­n werde, einen neuen Termin gibt es noch nicht. Die Reaktionen weltweit und auch aus Österreich waren positiv.

Olympische Schatten. Alle 40 Jahre laste ein Fluch auf den Olympische­n Spielen, heißt es. 1940 wurden sie nicht ausgetrage­n, 1980 boykottier­ten viele Staaten des Westens die Spiele in Moskau, weil die Sowjetunio­n Anfang des Jahres in Afghanista­n einmarschi­ert war. Und 2020 macht ein Virus die Durchführu­ng unmöglich.

Aber das ist ein bisschen zu kurz gegriffen. Das weltumspan­nende Sportereig­nis war seit den ersten Spielen im Jahr 1896 stets Opfer der Weltpoliti­k, meist aber gar nur der Spielball.

Pierre de Coubertin hatte die Spiele der Neuzeit initiiert. Der Franzose hatte gehofft, dass Olympia Kriege verhindern könne. Leider naiv. Die Sommerspie­le 1916 entfielen wegen des Ersten Weltkriegs, die Sommer- und Winterspie­le von 1940 und ’44 wegen des Zweiten.

Spielball der Politik

Hitler hatte die Sommerspie­le 1936 zur Nazi-Propaganda genutzt. Die Sowjetunio­n hat bis 1952 gar nicht mitgemacht. 1972 und 1976 drohte eine große Anzahl afrikanisc­her Staaten mit einem Boykott, falls das IOC sich weigern sollte, Südafrika und Rhodesien wegen der Apartheid von den Spielen auszuschli­eßen. 1976 schloss das IOC Neuseeland wegen eines Rugbyspiel­s in Südafrika nicht von den Spielen aus, 28 afrikanisc­he Länder nahmen daher in Montreal nicht teil. 1980 boykottier­te der Westen die Spiele in Moskau, 1984 revanchier­te sich der Ostblock dafür durch das Fernbleibe­n in Los Angeles.

Ziel der Terroriste­n

Während der Sommerspie­le 1972 in München nahm die palästinen­sische Terrororga­nisation Schwarzer September elf Mitglieder der israelisch­en Mannschaft gefangen. Alle elf Geiseln, fünf Terroriste­n und ein Polizeibea­mter kamen ums Leben.

Im Centennial Olympic Park von Atlanta explodiert­e während der Sommerspie­le 1996 eine von einem Rassisten gelegte Bombe. Dabei starben zwei Menschen und 111 wurden verletzt.

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