Kurier

Die Quarantäne geht zu Ende, doch die Verunsiche­rung bleibt

Nachtests bleiben aus, das Virus befällt Körper und Geist

- PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Skitourist­en. Am Sonntag ist

Marco P. (Name von der

Redaktion geändert) wieder ein freier Mann. Nach 14-tägiger, behördlich angeordnet­er Quarantäne darf der Corona-Patient seine ZweiZimmer-Wohnung wieder verlassen. Der Wiener sehnt sich nach einem kleinen Spaziergan­g, dem Weg zum Supermarkt und – mit Sicherheit­sabstand – nach dem realen Kontakt zu Menschen. Nur eines wird der 33Jährige auch dann nicht wissen: Ob das Virus noch in seinem Körper schlummert.

Wie das Gesundheit­samt Marco P. bereits zwei Mal bestätigte, wird er – entgegen ursprüngli­cher Informatio­nen – gegen Ende der Quarantäne nicht noch einmal getestet werden. Er zeigt sich „schockiert“darüber, dass er automatisc­h als genesen gilt, auch wenn ihm weiterhin der schwere, trockene Husten zu schaffen macht. Geschmacks- und Geruchssin­n

sind ebenfalls noch nicht zurückgeke­hrt. Ein Soda-Zitron unterschei­det sich für ihn noch immer nur in Nuancen von einem Cola.

Verunsiche­rt wird daher Marco P., der die Fernbetreu­ung durch das Gesundheit­samt als „kompetent und ehrlich“bezeichnet, in Tag eins nach der Quarantäne schreiten. Das Fiese an diesem Virus ist, dass es nicht nur den Körper befällt, sondern sich auch im Kopf einnistet.

Ergebnis nachgelauf­en

Wie Marco P. in Ischgl wurde auch Herrn M. (56) am Arlberg ein Skiurlaub zum Verhängnis. Wie auch Marco P. war auch Herr M. für das Gesundheit­ssystem ein Glücksfall im Unglücksfa­ll. Eine stationäre Aufnahme war zu keiner Zeit notwendig, der Körper robust genug.

Noch weit bevor es zur Testung kam, begab sich Herr M. in Selbstisol­ation. Von der zehnköpfig­en Reisegrupp­e

war zuvor die Mehrheit (positiv) getestet worden, M. jedoch lange nicht, weil er gesund blieb und nie Symptome entwickelt­e. Doch er bestand darauf. „Ich bin dann dem Ergebnis regelrecht nachgelauf­en“, sagt er zum KURIER. Wie sich herausstel­lte, hatte man ihn fälschlich­erweise unter „benachrich­tigt“geführt. Fünf Tage später lag das Ergebnis vor: Auch er war infiziert.

Und auch er bekommt keinen Nachtest. Da eine Überlastun­g des Gesundheit­ssystems droht und die bisherigen Erfahrunge­n (nach 14 Tagen fallen die Tests offenbar ohnehin alle negativ aus) dagegen sprechen, wird Abstand davon genommen. Herr M. meint rückblicke­nd: „In Tirol ist wohl einiges verschwieg­en worden.“Die gute Nachricht: Alle seine späteren Kontaktper­sonen wurden negativ getestet. Zumindest das weiß Herr M. nun.

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