Kurier

„Es fühlte sich an, als hätte ich einen Stein in meiner Brust“

Studentin hatte kaum Luft zum Atmen Alleine krank.

- G. KUHN

Etwas schwach und fiebrig fühlte sich Laura, 21, nach der Rückkehr von den Semesterfe­rien in der Provinz Bergamo Anfang März. Dort leben die Eltern der Italieneri­n, die in Wien Kunstgesch­ichte studiert und in einer WG wohnt. Sie hatte erhöhte Temperatur, isolierte sich sicherheit­shalber selbst und rief bei der Hotline an. Ein paar Tage danach wurde sie auf Covid-19 getestet, noch einmal drei Tage später erfuhr sie von der Infektion. „Da fühlte ich mich noch gut – ich hatte auch keinen Husten“, erzählt sie. Nur riechen und schmecken konnte sie nicht.

An dem Tag, an dem sie das Testergebn­is erfuhr, kam die Kurzatmigk­eit: „Das erste Mal nachts – es hat sich angefühlt, als würde ich aufs Atmen vergessen. Erst dachte ich, dass ich mir das einbilde, doch die Beschwerde­n wurden stärker. Wie ein Stein im Brustkorb oder als würde ich in eine Plastiktüt­e atmen.“Laura war verunsiche­rt und irritiert: „Ich wusste nicht, wen ich anrufen soll, die Hotline war überlastet. Da dachte ich, okay, wenn ich jetzt sterbe, isoliert in dem Zimmer ...“

Atemübunge­n halfen

Ein Freund der Familie, Arzt in Italien, beruhigte sie am Telefon, sie nahm Paracetamo­l und trank – wie sonst auch – jeden Morgen eine frisch gepresste Zitrone. „In den Tagen mit den Atemproble­men habe ich versucht, durch mein Zimmer zu spazieren. Im Sitzen hatte ich das Gefühl, es würde mir die Lungen zerquetsch­en.“Atemübunge­n halfen: „Einatmen – und lange ausatmen.“Drei Tage lang kämpfte sie mit Kurzatmigk­eit, danach blieb das Gefühl, dass die Lungen nicht richtig funktionie­ren. Am 14. März wurde die Studentin erneut getestet, der Test fiel diesmal negativ aus: „Seitdem gehe ich wieder kurz raus – passe aber sehr auf.“

Betroffen macht sie das Geschehen in ihrer Heimat Bergamo: „Die Situation ist dramatisch. Viele Eltern von Freunden haben das Virus – viele Freunde ebenso.“Auch Lauras Mutter (52) erkrankte: „Stärker als ich, mit hohem Fieber. Sie musste aber nicht ins Spital, es geht ihr wieder gut.“Viele Eltern von Freunden – die meisten Mitte 50 – brauchen aber Intensivpf­lege und müssen künstlich beatmet werden.

Es gibt Todesfälle im nahen Umfeld: „Drei Großeltern meiner Freunde sind gestorben – und der 55-jährige Onkel eines Freundes, er hatte aber Vorerkrank­ungen.“Italien solle man als trauriges Vorbild nehmen: „Es zeigt, wohin es führen kann, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Ich hoffe, dass das vielen Menschen klar wird. Macht aus der Isolation das Beste – nützt die Zeit.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria