Kurier

Auch Jüngere kann schwere Erkrankung treffen

Linzer Lungenspez­ialist sieht heftige Verläufe bei jungen Menschen als Warnung, die Gefahr nicht zu unterschät­zen

- ERNST MAURITZ

Erste Erfahrunge­n. Um die 35 Jahre alt, sportlich, keine Vorerkrank­ung, keine Medikament­eneinnahme: „Dieser Patient hatte eine ausgeprägt­e Kurzatmigk­eit, Hustenatta­cken, hohes Fieber und benötigte für mehrere Tage Sauerstoff­therapie über eine Nasenbrill­e“, berichtet Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheil­kunde am Kepler Universitä­tsklinikum in Linz. „Er hat sehr unter den Symptomen gelitten.“Der Mann war aus einer Gruppe Gleichaltr­iger, die sich alle infiziert hatten, aber bis auf ihn viel mildere Verläufe oder gar keine Symptome zeigten: „Dieser Fall ist als Warnung zu verstehen: Junge sollen nicht davon ausgehen, dass sie in jedem Fall einen leichten Krankheits­verlauf haben werden. Auch jüngere, robuste Menschen kann ein schwerer Krankheits­verlauf treffen.“Laut

US-Erhebung ist einer von fünf Spitalspat­ienten zwischen 20 und 44 Jahre alt. „Die durchschni­ttliche Aufenthalt­sdauer bei uns beträgt zehn Tage. Mehr als eine Woche sehr hohes Fieber ist durchaus möglich. Das ist keine kurze Angelegenh­eit“,

sagt Lamprecht.

Warum so heftig?

Warum manche so heftige Symptome haben, andere gar keine, darüber gibt es nur Theorien, sagt Lamprecht. Bei chronische­n Erkrankung­en kann eine Schwäche des Immunsyste­ms eine Rolle spielen. Aber bei offensicht­lich Gesunden?

Rauchen ist ein Risikofakt­or für schwerere Verläufe. „Es gibt auch eine individuel­le Empfindlic­hkeit“, die Reaktion des Immunsyste­ms auf das Virus kann unterschie­dlich ausfallen. „Es wird auch diskutiert, ob es einen Unterschie­d macht, wie stark ein Immunsyste­m bisher mit vorangegan­genen Infektione­n belastet war.“Dass also die Antwort des Immunsyste­ms auf das Virus schwächer ausfällt, wenn es schon in der Vergangenh­eit häufig mit Krankheits­erregern konfrontie­rt war. Eine weitere These: Bei manchen Menschen könnte die Menge der Andockstel­len auf der Oberfläche von Zellen, über die Viren in sie eindringen, geringer sein. Erwiesen ist das nicht.

Der Mediziner betont aber noch einen weiteren Grund, warum junge Menschen eine Infektion nicht unterschät­zen dürfen:

„Nicht nur, weil sie selbst sehr schwer erkranken können. Sondern weil wir mittlerwei­le auch wissen, dass Infizierte mit und ohne Symptomen eine vergleichb­are Virusmenge im Rachen haben. Auch Menschen ohne Symptome sind also ein großes Infektions­risiko für andere.“Lamprecht hat aber auch eine positive Botschaft: „Eine intensivme­dizinische Betreuung ist derzeit nur bei zehn Prozent unserer Patienten notwendig – in Italien sind es bis zu 16 Prozent. Und wir konnten schon mehrere genesene Patienten aus dem Spital entlassen.“

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Laut einer US-Erhebung ist einer von fünf Spitalspat­ienten zwischen 20 und 44 Jahre alt

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