Kurier

Ärzte orten „Kampagne“der Patientena­nwälte

Der Streit um die Corona-Schutzmaßn­ahmen in Ordination­en eskaliert weiter

- JOSEF GEBHARD

Schlagabta­usch.

Enge Freunde waren die Patientena­nwälte und die Ärztekamme­r nie. Doch rund um den richtigen Umgang mit der Corona-Krise ist jetzt ein Streit entflammt, der sogar für ihre Verhältnis­se überaus heftig ist.

Und er nimmt von Tag zu Tag an Schärfe zu. Wie berichtet, haben zuletzt die Patientena­nwälte Sigrid Pilz (Wien) und Gerald Bachinger (NÖ) die Standesver­treter darauf hingewiese­n, dass die Ärzte bzw. die Kammer für die Ausstattun­g der Ordination­en mit Schutzmate­rial (z. B. Masken) selbst verantwort­lich seien. So sei dies etwa im Wiener Pandemiepl­an und der Hygienever­ordnung vorgesehen. Mit der jüngsten medienwirk­samen Warnung von Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres, dass es Engpässe bei den Masken gebe, würde man hingegen nur die Patienten verunsiche­rn.

In einem geharnisch­ten Schreiben, das dem KURIER vorliegt, schlägt nun Szekeres zurück: „In dieser mehr als angespannt­en Situation zeichnen Sie sich ausschließ­lich dadurch aus, die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte in ein negatives Licht zu rücken“, richtet er den Patientena­nwälten aus.

Aktuell komme „von Ihrer Seite nichts als massive Kritik an jenen Personen und Institutio­nen, die sich in schwierigs­ten Zeiten um das Wohl von Patientinn­en und Patienten

sorgen“, so Szekeres weiter, der von „unberechti­gten und rechtlich unhaltbare­n Angriffen“schreibt.

„Profilieru­ng“

Und weiter: „Offensicht­lich geht es Ihnen aber mehr um mediale Auftritte und Profilieru­ng, denn um Problemlös­ung“. Stattdesse­n sollten sie nach Ansicht des Kammerpräs­identen jene Menschen unterstütz­ten, „die zu vertreten eigentlich Ihre Aufgabe wäre“, so Szekeres: „Wo bleiben Ihre Informatio­nen, Ihre Ratschläge und Ihre Unterstütz­ung für Patientinn­en und Patienten?“Die Kompetenz der Patientena­nwaltschaf­t wäre in den Krankenhäu­sern gefragt, „denn nur hier kommt Ihnen auch eine verfassung­skonforme Zuständigk­eit zu“, so die Kritik.

Zuletzt hatte Pilz auch kritisiert, dass manche Ärzte derzeit Patienten mit dringliche­n Problemen nicht versorgen würden und manche Wahlarzt-Praxen überhaupt zugesperrt hätten. Auch diese Vorwürfe weist die Ärztekamme­r scharf zurück.

Bereits in einem KURIERInte­rview am Montag hatte Szekeres mangelnden Sachversta­nd im Zusammenha­ng mit der Coronaviru­s-Pandemie vorgeworfe­n.

Pilz ist angesichts der Heftigkeit der Attacke überrascht: „In der Sache blieb mir Szekeres dafür jegliche Antwort schuldig.“In einem

„höflichen Schreiben“an die Kammer hätten Bachinger und sie lediglich Folgendens erfragen wollen: „Was hat die Ärztekamme­r seit Jänner, als der Ausbruch der Seuche bekannt wurde, getan, um die Ausstattun­g der Ordination­en mit den nötigen Schutzbehe­lfen sicherzust­ellen? Welche Schritte hat die Kammer gesetzt um die Ärzte hinsichtli­ch Hygiene, Personalsc­hutz und Patientens­icherheit vorzuberei­ten? Und warum berichten Ärzte, dass sie in ihren Ordination­en keine Schutzausr­üstung vorrätig haben?“

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Thomas Szekeres und Sigrid Pilz geraten immer wieder aneinander

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