Gabriele Greiner, Laborärztin
Coronakrise. Laborärztin Greiner erklärt, warum nicht schneller getestet wird
Auch ihr Privatlabor testet nun auf Corona. Sie erklärt, warum die Tests derzeit limitiert sind.
Nun testen auch drei Privatlabore auf Corona. Der KURIER sprach mit der Leiterin von ihrlabor.at, Dr. Greiner, warum nicht schneller getestet wird.
KURIER: Konnten Sie schon mit den Coronatests beginnen?
Dr. Gabriele Greiner: Wir haben am Freitag eine erste Evaluierung der Tests machen können. Seit Montag haben wir die ersten 500 Tests abgearbeitet.
Wie lange dauern die Tests? Wir garantieren Ergebnisse innerhalb von 24 Stunden und können pro Tag etwa 800 Tests abarbeiten.
Wie verlässlich sind die?
Das sind verlässliche, seriöse PCR-Testungen von Roche. Das ist derzeit die einzige Firma, die einen zugelassenen Test für Hochdurchsatzmaschinen hat. Leider bekommen wir nur ein Kontingent an Reagens (Testflüssigkeit, Anm.).
Eine Steigerung ist Ihrerseits also gar nicht möglich? Nein, weil die Engstelle ist das nur begrenzt vorhandene Reagens.
Mathematiker der TU Wien haben vorgeschlagen, dass man die Proben poolen kann, damit man schneller und mehr Menschen testen kann. Ist das aus Ihrer Sicht vernünftig?
Ja, solche Pool-Bestimmungen haben wir auch angedacht, da könnten wir viel mehr testen. Das funktioniert so: man leert die Proben von einigen Personen zusammen und testet dann. Wenn das Ergebnis negativ ist, kann man sagen, dass alle negativ sind, weil die analytische Sensitivität so hoch ist. Ist die Pool-Probe positiv,
muss man natürlich jeden einzelnen Patienten in diesem Pool nachtesten.
Denken Sie, qualitative Antikörper Tests werden bald verfügbar sein?
Ja, wir haben auf unseren Geräten bereits Tests appliziert, wir warten nur noch auf die Zulassung, das wird vielleicht zwei Wochen dauern.
Wenn ich Antikörper habe, bin ich dann immun gegen den Covid-19-Virus?
Bei entsprechender Antikörperkonstellation haben Sie eine Immunität erworben. Das ist vor allem für Ärzte wichtig, die in Quarantäne sind und ihre Ordinationen ja wieder aufmachen wollen.
Sie sind ein privates Labor, kann ich einfach zu Ihnen kommen, um mich wegen Corona testen zu lassen?
Nein, wir machen in unserer Ordination keine Abstriche, weil die Gefahr einer Kontamination hoch ist. Wir testen nur übersandte Proben.
Ein Blick in die Zukunft: Wie könnte das weitergehen?
Denken Sie, künftig wird an jedem Flughafen und jedem Grenzübergang ein Schnelltest durchgeführt?
Ich glaube, dass in absehbarer Zeit so viele Menschen infiziert sein werden, dass eine Herdenimmunität besteht. Je mehr Leute nach einer Infektion wieder genesen sind, desto geringer ist die Anzahl der Neuinfektionen.
Herdenimmunität heißt ja, 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung müssen das gehabt haben. Das dauert doch sehr lang, oder?
Das glaube ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass bei der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erkrankung das in ein paar Monaten der Fall sein könnte.
Was denken Sie, wie wird das bei uns weitergehen?
Wenn wir nach China schauen, sehen wir, dass sich die Kurve an Neuinfektionen abgeflacht hat. Wann das bei uns der Fall sein wird, und ob das genauso schnell sein wird, bezweifle ich, weil China im Kampf gegen das Virus viel konsequenter vorgegangen ist. Es wird aber auch bei uns passieren.
Immer öfter kommt von Politikern jetzt der Ruf nach flächendeckenden Tests, ist das aus ihrer Sicht sinnvoll?
Flächendeckende PCRTests halte ich nicht für sinnvoll. Wenn ich nämlich heute bei einem asymptomatischen Patienten einen Test mache, und der ist negativ, heißt das nicht, dass er nicht infiziert ist. Der Test könnte ja erst morgen positiv werden. Ich müsste also alle QuarantänePatienten täglich mittels PCR testen. Wir testen derzeit vor allem jene, die Kontakt mit einem nachgewiesenen CoronaPatienten hatten, die in einem Risikogebiet waren, und die Symptome zeigen. Anders ist das bei der Antikörper-Bestimmung, da ist eine flächendeckende Testung sinnvoll.