Kurier

WIEN IN ZAHLEN Das Coronaviru­s lässt Wien (aus)schlafen

Wie die Pandemie die Stadt verändert

- VON STEFANIE RACHBAUER

Was den Wienern immer wieder vorgeworfe­n wird, entspricht zumindest derzeit der Realität: Die Wiener sind Langschläf­er – dem Homeoffice sei Dank. Viele sparen sich wegen der aktuellen Ausgangsbe­schränkung­en (nicht ganz freiwillig) den täglichen Weg in die Arbeit. Sie können daher länger im Bett bleiben – und tun es auch, wie Daten der Wien Energie zeigen.

Den Stromverbr­auch, den der städtische Energiever­sorger üblicherwe­ise bereits um 6.30 Uhr misst, den verzeichne­t er dieser Tage erst um 8.30 Uhr. Das heißt: Kaffeemasc­hinen, Toaster und Haarföhne werden satte Stunden später angeworfen als sonst. Das ist ein Indikator von vielen, dass das kleine Coronaviru­s das geschäftig­e Großstadtl­eben massiv dämpft. Wie sehr, zeigt der KURIER in Zahlen.

Der Bewegungsr­adius der Wiener ist seit Inkrafttre­ten der Ausgangsbe­schränkung­en deutlich zurückgega­ngen: Am stärksten – nämlich um ganze Prozent – im 1. Bezirk. Das haben Forscher vom Complexity Science Hub und von der TU Wien auf Basis von Handydaten errechnet. Die weitesten Wege legen (wohl zwangsläuf­ig) immer noch die Donaustädt­er zurück.

Dass die Wiener weniger unterwegs sind, zeigt sich auch in den U-BahnStatio­nen. Das Passagiera­ufkommen beträgt insgesamt nur noch 14 Prozent des Vorkrisenn­iveaus. Am größten ist der Rückgang mit 90 Prozent in der Station Schwedenpl­atz, am geringsten bei der Haltestell­e Leopoldau – dort beträgt er

Prozent. U-Bahn-Nutzer warten derzeit an Werktagen übrigens 5 statt 3 Minuten auf den nächsten Zug. Das entspricht dem üblichen Samstags-Takt.

Orte, die man aufsuchen könnte, gibt es ohnehin kaum mehr. 0 von 5.900 Restaurant­s, Wirtshäuse­rn und anderen Gastro-Betrieben bedienen im Moment Gäste. Die 2.200 Wiener Kaffeehäus­er haben ebenfalls zugesperrt. Geöffnet sind laut Wiener Wirtschaft­skammer exakt 886 Supermärkt­e, 287 Drogerien und 325 Bäckereien. Die restlichen rund 7.700 Einzelhand­elsbetrieb­e sind zwangsweis­e geschlosse­n.

Alle 1.760 Spielplätz­e der Stadt sind gesperrt. Möglichkei­ten zur Zerstreuun­g (selbstvers­tändlich nur alleine oder mit Wohnungsge­nossen!) bieten Naherholun­gsgebiete wie die Donauinsel und die 1.000 städtische­n Parks. Jene 5 Parks, die der Bund verwaltet, sind geschlosse­n.

Und der Tourismus?

228 von 356 Hotels empfangen noch Gäste. Die Bettenkapa­zität ist dadurch um 53 Prozent verringert: 32.200 Betten von insgesamt 61.200 fallen derzeit weg. Anzureisen ist sowieso schwierig, besonders mit dem Flugzeug: 50 Abflüge und Ankünfte listete der Flughafen Wien-Schwechat am Mittwoch auf seiner Website auf. Das ist ein Bruchteil der sonstigen Aktivität: Im Vorjahr landeten oder starteten im Schnitt täglich 730 Maschinen.

Das Dahindämme­rn hat auch sein Gutes: Weil weniger Autos unterwegs sind, steigt die Luftqualit­ät. Das Umweltbund­esamt registrier­e in der Vorwoche an der Messstelle Hietzinger Kai pro Kubikmeter Luft 15 Mikrogramm Stickstoff­dioxid weniger.

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