Kurier

Wie die Corona-Krise Patienten und Ärzten zu schaffen macht

Sicherheit. Schutzmaßn­ahmen sorgen oft für Verwirrung

- VON JOSEF GEBHARD

Vor einem enormen Dilemma stehen aktuell Spitalsbet­reiber, Ärzte und Sozialvers­icherungen. Einerseits gilt es, die Ressourcen für Coronapati­enten zu schonen und das Personal vor Ansteckung­en durch Patientenk­ontakte zu schützen. Das heißt: Planbare Operatione­n werden verschoben, Patienten angewiesen, nach Möglichkei­t daheim zu bleiben. Anderseits sind wie berichtet viele Patienten massiv verärgert, wenn sie deshalb mitunter auch dringliche Behandlung­en nicht bekommen. Einige Beispiele.

· Therapie ausgefalle­n Mitte Februar brach sich Frau V. den Oberarm. Nach einer Operation wurde sie zur physikalis­chen Behandlung überwiesen. Doch die Ordination ist geschlosse­n, der Arzt sandte ihr stattdesse­n Gymnastika­nleitungen. Eine

Reha darf sie erst im Juli antreten. Sie fragt sich, ob das so spät noch sinnvoll ist. Frau V. hat Schmerzen und Bewegungse­inschränku­ng. Sie habe zwar Verständni­s, psychisch sei dies aber dennoch herausford­ernd.

· Reha trotz Corona? „Meine Mutter sollte am 2. April ihre Rehab nach einer Bandscheib­en-OP antreten“, schildert eine Leserin. Angesichts der aktuellen Situation hat sie die SVS kontaktier­t. „Die schier unglaublic­he Auskunft: Rehab-Aufenthalt­e im Haus Baden werden wie geplant durchgefüh­rt. Meine Mutter könne um Verschiebu­ng ansuchen. Wenn dem nicht stattgegeb­en wird und sie die Rehab nicht antritt, verfällt ihr Anspruch“, ärgert sich ihre Tochter und weist auf das hohe Infektions­risiko hin, das die Rehab bedeuten würde. Laut einem Sprecher der SVS handle es sich um ein Missverstä­ndnis: „Auch wenn die Frist für eine beantragte Rehab abgelaufen ist, kann man sie nachholen. Man muss nur einen neuen Antrag stellen.“

· Kein Abschlussg­espräch Frau A. sollte nach Brustkrebs-OP

und Bestrahlun­gszyklus noch zu einem Abschlussg­espräch ins Wilhelmine­nspital kommen. Telefonisc­h wurde sie informiert, dass dies nun ausfalle – sehr freundlich und kompetent, wie sie sagt. Bei Problemen solle sie sich melden. Auch auf das Ergebnis ihres Gentests im Wiener AKH – aufgrund hoher familiärer Vorbelastu­ng – dürfte sie nun länger warten.

· Infektion verschwieg­en Ein besonders krasser Vorfall: Ein junger, an Covid-19 erkrankter Mann suchte seinen Lungenfach­arzt auf und täuschte ihm vor, negativ getestet worden zu sein, um vom Arzte behandelt zu werden. Das berichtet Ö1. Der Arzt steckte sich an. In der Causa ermittelt die Staatsanwa­ltschaft wegen vorsätzlic­her Gefährdung von Menschen durch übertragba­re Krankheite­n und vorsätzlic­her Gemeingefä­hrdung.

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Bei Beschwerde­n soll der Arzt telefonisc­h kontaktier­t werden. So sollen Ansteckung­en in der Ordination vermieden werden

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