Wie die Corona-Krise Airbnb und seine Nutzer trifft
Vermieter von Ferienwohnungen fallen um ihre Einnahmen um, das trifft auch Vermittler wie Airbnb
Airbnb und andere Online-Plattformen zur Vermittlung von Ferienwohnungen haben die Tourismusbranche kräftig umgekrempelt. Wohnungsbesitzer wurden zunehmend zum Unterkunftgeber für Reisende. Die profitierten von relativ günstigen Preisen, während ihre Gastgeber höhere Einnahmen als durch Langzeitmieter genossen. Hotels verloren dadurch Kundschaft, Kommunen Steuereinnahmen. Außerdem stiegen Mietpreise durch das verknappte Angebot. Airbnb und Co. wurden deshalb vehement bekämpft – bisher vergeblich.
Doch nun scheint die Corona-Krise den Geschäftszweig in die Knie zu zwingen. Laut Daten der Analysefirma Airdna, von denen das
Handelsblatt berichtet, brach der Airbnb-Umsatz zwischen Mitte Februar und Mitte März um rund die Hälfte ein. Wie die Lage bei Airbnb in Österreich aussieht, dazu will sich das US-Unternehmen nicht äußern.
„Airbnb wurde während einer weltweiten Krise geboren. Das hat uns damals nicht gestoppt und wird uns auch jetzt nicht stoppen“, lautet die kämpferische Botschaft, die CEO Brian Chesky an seine Mitarbeiter verschickte. Wie die aktuelle Krise weitergehe, könne man freilich nicht vorhersagen. Während Kunden, die über Airbnb Wohnungen gebucht haben, kostenloses Storno angeboten wird, sind die Vermieter nun auf sich allein gestellt. In Irland wird bereits beobachtet, wie es zu einer deutlichen Vermehrung von verfügbaren Mietobjekten am Wohnungsmarkt kommt. Ursprünglich hübsch für Touristen hergerichtete Unterkünfte werden nun Langzeitmietern angeboten.
Österreich
In Österreich sei eine solche Tendenz noch nicht bemerkbar, meint Maria Dreschl, von immo.kurier.at. „Es werden derzeit mehr Wohnungen verkauft. Kunden, die Geld haben, investieren es derzeit gerne in Immobilien. Bei Mietobjekten hat es dagegen keine Steigerung gegeben.“Auch beim Portal ImmobilienScout24 wurde kein nennenswerter Anstieg bei Mietwohnungen registriert. „Viele sind in Schockstarre“, meint Stephanie Rank vom Ferienwohnungsvermittler Apartment.at und weist auf ein großes Problem hin: „Du kannst die meisten Wohnungen ja nicht von heute auf morgen langfristig vermieten. Dazu ist die Nachfrage zu gering.“Von der eigenen Plattform habe sich bisher noch kein Anbieter zurückgezogen.
Einige Wohnungsanbieter versuchen bereits, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen bestmöglich einzustellen und lassen ihre Kreativität spielen. Aus der ursprünglich heimeligen, zentrumsnahen Basis für Städtetouristen wird dann etwa eine Herberge für Corona-Infizierte, die sich in Quarantäne begeben müssen und dabei nicht die restliche Familie daheim gefährden wollen. Auch die Nutzung als Homeoffice legen Vermieter von Ferienapartments nahe. Manche Wohnungen werden nun ganz kurzfristig für Fotoshootings verliehen oder – trotz Versammlungsverboten – als Event-Location angepriesen.
Für viele Vermieter wird es jedenfalls immer schwieriger: Die ursprüngliche Idee von Airbnb, die eigene Wohnung während Abwesenheiten gewinnbringend für sich arbeiten zu lassen, hat sich längst weiterentwickelt. Mehrere Wohnungen wie ein Hotelier zu bewirtschaften, ist für viele zum Hauptberuf geworden.
In den USA fordern viele Vermieter bereits, von Airbnb für den Zusammenbruch ihres Geschäfts kompensiert zu werden. In China hat Airbnb Anfang Februar tatsächlich einen Hilfsfonds für Vermieter eingerichtet. Dass das Unternehmen auf ähnliche Weise weltweit helfend einspringen wird bzw. kann, ist aber unwahrscheinlich.