Die Ökonomen halten die Kurve flach
Konjunktur. Österreich wird 2020 eine Rezession erleben. Von „Horror-Szenarien“halten die Wirtschaftsforscher nichts
Wie lange wird der Teil-Stillstand zur Eindämmung des Coronavirus dauern? Das ist die alles entscheidende Frage dafür, wie tief die Rezession ausfallen wird. Wegen der Unwägbarkeiten legten Österreichs führende Wirtschaftsforscher am Donnerstag statt einer Prognose Szenarien vor.
Jenes des WIFO sieht so aus: Die Einschränkungen für Geschäfte, Betriebe und Reiseverkehr in Österreich dauern bis Ende April an. Im Mai werden sie allmählich gelockert, außer im Freizeit-, Event- und Tourismusbetrieb, wo es länger dauert. Im Sommer sollte sich die Lage normalisieren. Unterm Strich würde das bedeuten, dass die Wirtschaftsleistung (BIP) 2020 um 2,5 Prozent schrumpft. Denselben Wert hatte Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, kürzlich errechnet, wie der KURIER exklusiv berichtete.
Eine Frage von Wochen
Das sei ein „optimistisches Szenario“, betonte WIFO-Chef Christoph Badelt. Passieren dürfe da nichts; ein weiterer Schock oder eine stärkere Krise in Deutschland oder den USA würde die Aussichten deutlich verschlechtern.
Das Institut für Höhere Studien (IHS) kommt auf nur 2 Prozent BIP-Minus, weil es von ein bis zwei Wochen weniger Stillstand ausgeht. Eine Verlängerung um einen Monat würde weitere drei Prozentpunkte kosten, erläuterte IHS-Chef Martin Kocher. Mit steigender Tendenz: Die Kosten des Stillstandes werden mit Fortdauer nicht geringer, sondern höher. Der Grund: Dann steige die Gefahr permanenter Schäden. Werden in der Industrie Lieferketten häufiger unterbrochen, könnten Versorgungsprobleme dazukommen. Davon „Horrorszenarien“zu berechnen (in Deutschland wurde teils ein Minus von 21 Prozent gesehen) halten Badelt und Kocher gar nichts. Das sei „nicht verantwortungsvoll“, schüre Panik und verstärke so einen „Teufelskreis nach unten“.
Rasche Überbrückung
Das 38-Milliarden-Euro-Paket in Österreich hält Badelt für „goldrichtig“, auch wenn das ein Loch von 21,5 Milliarden Österreich
Wirtschaftswachstum BIP real zum Vorjahr in %
Budgetsaldo (Maastricht) in % des BIP 2018
Euro ins Budget reißen wird. Das „Aller-, Allerwichtigste“sei, dass das Geld rasch ankommt. Ein-Personen-Unternehmen hätten keinen Spielraum, um Einnahmen-Totalausfälle zu verkraften. Für viele würde sogar eine flotte Kreditprüfung zu lange dauern. Trotz der Hilfsmaßnahmen wie Kurzarbeit 2019 2020*
WIFO
– 2,5
IHS wird die Arbeitslosigkeit von 7,4 auf 8,4 Prozent steigen. Industrie und Bau müssten mit Sicherheitsregeln weiterarbeiten können und die Grenzen in Europa offen bleiben, betont Kocher: Wenn die Produktion stehe, weil Teile oder Personal fehlen, halte man das „zwei, drei Wochen durch, dann wird es kritisch“.