Kurier

Die zweite Welle kommt sicher

Asien. In Hongkong steigen die Fallzahlen wieder, Japan warnt

- VON EVELYN PETERNEL UND KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Gerade mal eine Woche ist es her, da galt Hongkong als Vorzeigela­nd in puncto Corona. Trotz der Nähe zum Epizentrum in China explodiert­en die Fallzahlen nicht: Die 7,5-Millionen-Stadt konnte mit der exzessiven Suche nach Kontakten, der Schließung aller Schulen und Kindergärt­en und dem verpflicht­enden Homeoffice für alle Behördenmi­tarbeiter die Fallzahlen extrem niedrig halten; das alles war eine Lehre der SARS-Epidemie 2002. Anfang März, gut fünf Wochen nach dem ersten bestätigte­n Fall, gab es dadurch gerade mal 100 Erkrankte, die Kurve war extrem flach.

Zu schnell gelockert

Heute ist die Lage eine andere. 453 Fälle gibt es mit Stand Donnerstag, seit Mitte März steigt die Zahl stark an. Der Grund: Anfang des Monats wurden die Maßnahmen langsam gelockert, „die Leute haben sich entspannt“, so Carrie Lam, Hongkongs Regierungs­chefin.

Ein Fehler, sagen Experten wie auch Behörden gleicherma­ßen. Die Menschen strömten in Bars und Restaurant­s, viele kamen einander zu nahe – deshalb habe man nun eine „zweite Welle“, sagt Lam. Dazu kamen Einschlepp­ungen von außen: Viele Hongkonger kehrten aus dem Ausland heim und brachten so das Virus zurück. Dieser Trend werde noch wochenlang anhalten.

Ähnlich sieht es in Japan aus, wo man gehofft hatte, das Schlimmste hinter sich zu lassen. Die Gouverneur­in von Tokio, Yuriko Koike warnte dieser Tage vor einer „Explosion“der Infektione­n und bat die Einwohner, übers Wochenende zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte aufs Minimum zu beschränke­n.

Fataler Fehler

Die Erfahrunge­n dürfen als Lehrstück gelten, schließlic­h fragt man sich im Westen, wie lang der jetzige Lockdown aufrechtzu­erhalten ist. Donald Trump spricht davon, die US-Wirtschaft nach Ostern wieder raufzufahr­en. Sieht man sich die Zeitverläu­fe an, wäre das fatal.

Eine Studie aus London lobt China für seine strengen und lang anhaltende­n Beschränku­ngen. So habe man den zweiten Peak in den Oktober verlegt, das Gesundheit­ssystem könne sich in der Zwischenze­it etwas entspannen. Hätte man einen Monat früher wieder alles geöffnet, wäre der nächste Peak bereits im August zu erwarten.

Hongkong erlaubte seinen Bürgern vier Wochen nach den ersten drakonisch­en Maßnahmen, ihr „altes“Leben wieder ein wenig aufzunehme­n. Das hat man jetzt revidiert: Seit Montag arbeiten Beamte wieder von zu Hause, seit Mittwoch müssen alle nicht in Hongkong Gemeldeten ausreisen. Einwohner dürfen einreisen, werden allerdings getestet. Der Flughafen erlaubt keine Transitrei­sen mehr. Aus Angst vor einer zweiten Corona-Infektions­welle reduziert China ab Sonntag wiederum die Zahl der internatio­nalen Flugverbin­dungen drastisch.

Wie lange das noch so sein wird? Hongkongs Regierungs­chefin Lam: „Das ist ein langer, langer Kampf.“

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In Japan geht die Angst vor einer zweiten Welle des Virus um

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