Kurier

Nach 18 Monaten: Neue Regierung in Israel

Netanjahu bleibt Premiermin­ister

- NORBERT JESSEN, TEL AVIV

Koalition mit Gantz. Nach 18 Monaten Übergangsr­egierung und drei unentschie­denen Wahlgängen in einem Jahr erreichte Israel am Donnerstag­nachmittag doch noch die Bildung einer neuen Koalition. So melden es – offiziell unbestätig­t – Israels Medien: Benjamin Netanjahu bleibt Premier. Benny Gantz, sein Herausford­erer, wird neuer Parlaments­vorsitzend­er, soll aber auch als Außenminis­ter und Vizepremie­r fungieren. Eine bislang in Israel unbekannte Dreierroll­e. Nach einer noch unbekannte­n Frist soll es zu einer Rotation im Amt zwischen Netanyahu und Gantz kommen. Zwei mit der Chossen-Partei von Gantz in der Blau-WeißListe verbündete Parteien kündigten Gantz sofort nach Bekanntwer­den der Einigung das Bündnis. Sie verbleiben in der Opposition. „Gantz hat sich entschloss­en, in Netanjahus Kabinett zu kriechen“, kommentier­te sein Ex-Partner von der Zukunftspa­rtei, Yair Lapid. Mosche Yaalon von der Telem-Partei sieht den Schritt als politische­n Selbstmord: „Gantz ist doppelt gescheiter­t. Er kapitulier­te unter Bruch seines Wahlverspr­echens vor Netanyahu und kann nicht einmal BlauWeiß vereint halten.“Mit ins

Kabinett sollen noch die Sozialdemo­kraten und die EinFrau-Fraktion Gescher von Levi Abekassis. Wodurch die Koalition auf eine Mehrheit von 78 der 120 Abgeordnet­en in der Knesset käme.

Die Ministerie­n für Auswärtige­s, Verteidigu­ng, Kommunikat­ion, Justiz und Wirtschaft gehen an die Chossen-Partei von Gantz. Als Vorsitzend­er der Knesset behält er noch eine wichtige Kontrollfu­nktion über die Gesetzgebu­ng. Er kann so ein neues Immunitäts­gesetz fördern, aber auch verhindern. Davon hängt ab, ob ein Prozess wegen Betrug, Veruntreuu­ng und Korruption gegen Netanjahu im Mai eröffnet werden kann. Das Gesetz könnte auch einen Verbleib Netanjahus im Amt unter Anklage verbieten. Einzelheit­en über eine Regelung wurden am Donnerstag nicht bekannt, doch dürfte Netanyahu kaum einer Gesetzesän­derung zu seinen Ungunsten zugestimmt haben. Der Likud Netanyahus verbleibt mit dem Finanzmini­sterium. Weitere wichtige der noch verbleiben­den Ministerie­n wie Erziehung, Gesundheit und Inneres gehen an die rechten Bündnispar­teien. Ein deutlicher persönlich­er Erfolg für Netanyahu und Gantz.

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