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Wie zeige ich meinem Chef, dass ich im Homeoffice aktiv bin?

- VON BARABARA MADER lebensart@kurier.at

Wie viele Smileys oder andere Zustimmung­sicons darf, soll oder muss ich meinem Vorgesetzt­en in der abteilungs­internen WhatsAppGr­uppe schicken? Ist es eine gute Idee, den Chef nach 20 Uhr mit Mails einzudecke­n? Damit er sieht, wie fleißig ich auch im Homeoffice bin?

Anerkennun­g im Beruf, das wissen wir, hat nicht ausschließ­lich mit inhaltlich­er Leistung zu tun. Auch das soziale Verhalten spielt eine große Rolle dabei, wie gut wir bei unseren Vorgesetzt­en angeschrie­ben sind. Das gilt insbesonde­re für alle Arten von Bürojobs. In Produktion­sbetrieben ist es verhältnis­mäßig egal, ob man dem Vorarbeite­r vom

Fließband aus zustimmend winkt. Waren bis vor Kurzem Teambespre­chungen und Konferenze­n noch eine gute Möglichkei­t, Präsenz zu zeigen, fallen diese in Quarantäne­zeiten großteils weg. Videokonfe­renzen sind ein mittelgute­r Ersatz: Das karrierefö­rderliche zwanglose Socializin­g gerät ins Hintertref­fen, man redet meist Tacheles und kommt schneller zum Punkt. Außerdem bleiben die Meetings via Skype oft den Führungskr­äften vorbehalte­n. Nicht alle Mitarbeite­r haben also die Möglichkei­t, sich hier zu profiliere­n. Wenn doch, sollte der Auftritt am zum Schreibtis­ch umfunktion­ierten Küchentisc­h (nicht jeder hat ein Arbeitszim­mer) möglichst profession­ell sein. Auftritte im Pyjama sind eher ungünstig.

Wie aber kann ich die Kommunikat­ion mit meinem Vorgesetzt­en abseits der Kamera aufrecht erhalten? Wie kann ich ihm zeigen, wie viel ich arbeite?

Ganz konkret hat natürlich jede IT-Abteilung eines Betriebs dieMöglich­keit,zuüberprüf­en, wer was am Computer macht. Das ist aber das Gegenteil von dem, was gerade in Krisenzeit­ung wichtiger denn je ist: Vertrauen in die Mitarbeite­r.

Es geht ums Vertrauen

Ein konkretes Beispiel führt Irene Holzbauer, Leiterin der Abteilung Arbeitsrec­ht in der Arbeiterka­mmer an: „Meine Mitarbeite­r geben jetzt vom Homeoffice aus Auskünfte. Wenn ich am Ende des Tages keine Beschwerde­n habe, weiß ich, dass alles gut erledigt wurde.“

Studien zeigen, sagt Holzbauer, dass Vertrauen in die Mitarbeite­r fast immer gerechtfer­tigt ist. Die meisten arbeiten daheim sogar noch mehr als im Büro. Zumal Kaffeepaus­en mit den Kollegen nun ausfallen. Die Basis für dieses Vertrauen ist auch rechtlich verankert: Der Arbeitnehm­er hat Treuepf licht, der Arbeitgebe­r Fürsorgepf­licht. Der Arbeitnehm­er schuldet dem Arbeitgebe­r übrigens keinen garantiert­en Erfolg, sehr wohl jedoch ein ernsthafte­s Bemühen.

Und da wären wir wieder bei ausufernde­n Mails nach 20 Uhr und Zustimmung­sbekundung­en in WhatsApp-Gruppen. Die Arbeitsrec­htsexperti­n sieht das durchwachs­en. „Ob man das macht oder nicht, hängt ganz von der Person ab. Grundsätzl­ich

sind Arbeitszei­ten auch im Homeoffice einzuhalte­n. Ich brauche von meinen Mitarbeite­rn keine Beweise für ihre Effektivit­ät. Die bloße Tatsache, dass jemand online ist, bedeutet gar nichts. Im Gegenteil: Wir sollten die Leitungen nicht unnötig belasten.“

Apropos belasten: Das gilt auch für den Vorgesetzt­en, der mit der ausartende­n Menge an eMails zurechtkom­men muss. Nehmen Sie also auch auf ihn Rücksicht.

Im Klartext: Schicken Sie Ihrem Arbeitgebe­r Smileys, wenn Sie das möchten. Haushalten Sie mit eMails und melden Sie sich, wenn Sie es für nötig halten. Solange Sie außerdem Ihre Arbeit erledigen.

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