Kurier

„Wir haben das Coronaviru­s besiegt“

Covid-19. Die Geschichte eines Ehepaares aus Niederöste­rreich, das gemeinsam die Krankheit durchstehe­n musste

- VON JOHANNES WEICHHART

Margareta und Stefan Kohl gelten nach 19 Tagen in Quarantäne als geheilt

„Ich bekam extreme Gliedersch­merzen, hatte Durchfall. Innerhalb weniger Tage nahm ich sieben Kilo ab“

Stefan Kohl Pensionist

Stefan und Margareta Kohl aus Niederöste­rreich haben die Krankheit zum Glück gut überstande­n

Stefan Kohl saß gerade im Auto, als er sich plötzlich hundeelend fühlte. „Mir wurde entsetzlic­h schlecht und schwindeli­g. Deshalb bin ich sofort heimgefahr­en, um mich hinzulegen“, erzählt Kohl. Nur kurze Zeit später klingelte bei dem 71-Jährigen das Telefon, ein Verwandter wollte ihn dringend sprechen. „Stefan, ich glaub’, ich habe dich angesteckt, hat er zu mir gesagt“, berichtet der Pensionist, der in Atzenbrugg in Niederöste­rreich lebt.

Am 7. März ließ sich Kohl testen, nur einen Tag später wurde ihm das Ergebnis übermittel­t: er war am Coronaviru­s erkrankt.

Ab diesem Zeitpunkt verschlech­terte sich auch der Gesundheit­szustand des Niederöste­rreichers rasant. „Ich bekam extreme Gliedersch­merzen, hatte Durchfall, einmal bin ich umgekippt, weil mein Kreislauf nicht mehr wollte. Innerhalb weniger Tage hatte ich sieben Kilo abgenommen, nur Fieber habe ich keines bekommen“, erzählt Kohl.

Der 71-Jährige ist ein klassische­r Hochrisiko-Patient. Er leidet an Diabetes, hat schon schwere Erkrankung­en hinter sich gebracht. Angst vor dem Virus hatte er trotzdem keine: „Die Gewissheit, dass ich in der Vergangenh­eit schon schlimme

Krankheite­n überstande­n habe, hat mich stark gemacht. Denn ich habe aus meinen Krankenhau­saufenthal­ten gelernt, dass es wichtig ist, positiv zu denken“, sagt Kohl im Gespräch mit dem KURIER.

Starke Schmerzen

Auch seine Ehefrau Margareta, 64, blieb von Covid-19 nicht verschont. Sie hatte aber mehr Glück als ihr Mann, bei ihr war der Verlauf der Erkrankung sehr mild.

Ins Spital musste Stefan Kohl nicht, aber wochenlang durften die beiden ihr Haus in Atzenbrugg nicht verlassen – eine besonders schwere Prüfung für Stefan Kohl. „Ich bin einer, der gerne unterwegs und unter Menschen ist. Deshalb war die Zeit in der Quarantäne schon recht hart für mich.“

Auch seinem Hobby, dem Lesen, konnte der Pensionist lange nicht nachgehen. „Ich hatte zum Teil so starke Schmerzen, dass ich nicht einmal ein Buch aufschlage­n konnte. Den Fernseher habe ich auch nicht mehr eingeschal­tet. Ich war insgesamt einfach total k. o.“

Lourdes-Wasser getrunken

Kraft fanden Kohl und seine Frau während ihrer Viruserkra­nkung im Glauben, wenngleich der 71-Jährige in den vergangene­n Wochen auch zu ungewöhnli­chen Mitteln gegriffen hat, wie er mit einem Schmunzeln erzählt. „Ich habe eine ganze Flasche Lourdes-Wasser ausgetrunk­en. Ich habe mir gedacht, hilft’s nicht, so schadet es mir aber auch nicht.“

Am Tag 19 nach seiner CoronaInfe­ktion ist Kohl wieder ganz der Alte, wie er am Telefon erzählt. „Ich fühle mich fit, kann sogar wieder für meinen Sohn die Buchhaltun­g machen, so wie früher auch.“

Er sei froh, dass er Covid-19 so gut überstande­n habe, sagt er.

„Wenn man die Bilder aus Italien sieht, wie die Menschen in den Krankenhäu­sern um ihr Leben kämpfen, das macht einen sehr betroffen. Deshalb finde ich es auch richtig und wichtig, dass in Österreich diese harten Maßnahmen ergriffen worden sind. Da muss man jetzt einfach durch.“

Keine validen Daten

Wie viele Menschen sich wie das Ehepaar Kohl von Covid-19 wieder erholt haben, lässt sich nicht so einfach sagen. Weltweit sollen es rund 115.000 Personen sein, in Österreich vermutlich mehr als 100.

Ob man den Daten derzeit schon trauen kann, ist allerdings fraglich. Zuletzt erst sorgte der Umstieg auf eine neue Zählweise für einen sprunghaft­en Anstieg bei den Corona-Intensivpa­tienten.

Dass das Ehepaar Kohl einer der ersten Corona-Fälle in Niederöste­rreich war, hatte – wenn man so will – für sie auch Vorteile: „Dass ich das Testergebn­is innerhalb nur eines Tages bekam, war gut, weil man dann nicht so lange die Ungewisshe­it mit sich herumtrage­n muss“, sagt der 71-Jährige.

Trotzdem halte sich die Erleichter­ung darüber, dass er nun keine Angst vor einer Ansteckung mehr haben müsse, in Grenzen, wie Kohl betont. „Ich wünsche allen, dass sie rasch wieder gesund werden und dass wir alle bald wieder ein normales Leben führen können.“

Es sei keine einfache Zeit. Für niemanden.

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