F. Troyansky, Ex-Fußballer
Madrid. Ex-Austrianer Fernando Troyansky erlebt den Corona-Horror
Der frühere Verteidiger von Austria Wien lebt in Madrid und berichtet über den Alltag im Krisengebiet der CoronaEpidemie.
Fernando Troyansky lehnt sich aus dem Fenster seiner Wohnung, blickt auf die Calle de Arturo Soria und sieht – nichts. Madrid steht still, die Menschen bleiben daheim. So auch der Ex-Austrianer Troyansky samt seiner Frau und seiner Schwiegermutter.
Er kann noch nicht wirklich fassen, was in der spanischen Hauptstadt passiert. In seiner Stimme schwingt Besorgnis und etwas Angst mit. „Es ist eine Katastrophe, wir haben so viele Infizierte und Tote. Mehrmals am Tag kommen neue Zahlen.“
Der tägliche Wahnsinn
Sein kleines und feines Fitnesscenter in der Calle Goya, einer belebten Einkaufsstraße in Madrid, hat er schon vor einigen Tagen schließen müssen. „Das Wichtigste ist ohnehin, dass wir in der Familie gesund sind. Wir machen jetzt eben Dinge, für die sonst im Alltag wenig Zeit bleibt.“
Täglich erfährt der Argentinier die neuen Zahlen aus den Medien. „Täglich sind es mehr als 500 Tote. Was für ein Wahnsinn!“Unweit seiner Wohnung im Nordosten der Stadt liegt das Einkaufszentrum Palacio de Hielo. „Es ist zu vergleichen mit der Lugner City in Wien. Es hat ein Kino, sogar einen Eislaufplatz.“
Aktuell stapeln sich dort die Leichen der Corona-Toten auf 1800 Quadratmetern. „Die Bestattungsinstitute sind überfordert und haben keinen Platz mehr, daher bringen sie die Toten hierher.“Der 42-Jährige wirkt erschüttert.
Doch Troyansky wäre nicht Troyansky, würde er nicht im nächsten Augenblick positiv denken. Er war schon als aktiver Fußballer in Österreich als Kämpfernatur bekannt. Diese Eigenschaft zeichnet ihn auch jetzt noch aus. „Wir werden das überstehen, und es wird uns vielleicht in bessere Menschen verwandeln. Ich hoffe es zumindest. Denn man sieht hier in Madrid sehr viel Solidarität.“
Die Modekette Zara zum Beispiel hat die Produktion umgestellt und viele Lkw-Ladungen
voll mit sanitären Utensilien zur Verfügung gestellt. „Viele pensionierte Ärzte kommen aus ihrem Ruhestand zurück, helfen, wo es geht. Das Virus und die Krise holen aktuell das Beste aus den Menschen heraus.“
Positiv denken, verantwortungsbewusst sein. „Wir müssen uns an die Vorgaben der Regierung halten, damit diese Krise nicht allzu lange dauert.“Dennoch macht er sich Sorgen. Um Freunde, die bei den großen Sport-Tageszeitungen
als Journalisten tätig sind. Zwei Legenden des Sportjournalismus, 76 und 59 Jahre, sind dem Virus zum Opfer gefallen.
Troyansky hat nach wie vor einen Bezug zu Österreich. „Vor Kurzem wurden mir Magnetfeld-Matten aus Klagenfurt geliefert. Die stärken das Immunsystem und verbessern die Lungenfunktion. Die hatten wir damals schon bei der Austria zur Regeneration.“Heute legt er sich zur Prophylaxe darauf.
„Bitte bleibt daheim“
Natürlich will er wissen, wie sich die Lage in Österreich gestaltet. Seinen Ex-Kollegen von Austria Wien hat er vor einigen Tagen ein Aufmunterungsvideo geschickt. „Bitte bleibt alle daheim. Es bringt nichts. Wenn das alles vorüber ist, dann werde ich sofort meine Freunde in Österreich wieder besuchen und wir werden auf einen Kaffee gehen. Oder sie kommen zu mir, wir trinken eine Flasche Rioja und schauen uns ein Spiel von Real Madrid an.“
Die Hoffnung lebt. Bei Troyansky immer.