Kurier

Gehaltsver­zicht und Kurzarbeit bei Rapid

Spieler helfen dem Verein in der Corona-Krise

- ALEXANDER HUBER

„Ich habe noch nie mit einer so intelligen­ten Mannschaft zusammenge­arbeitet.“Das hat Fredy Bickel in seiner Zeit als RapidSport­direktor gerne betont. Während Bickel wieder zurück in Zürich ist, zahlt sich sein Befund für Rapid nun aus. Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Die gut bezahlten Kicker können über den Tellerrand blicken und wollen dem Verein beim dringend nötigen Sparen helfen.

Angeführt von Kapitän Stefan Schwab werden die Profis solidarisc­h mit ihrem Arbeitgebe­r sein. Denn Rapid gehört in der Corona-Krise zu den Risikopati­enten: hohe Fixkosten für 170 Mitarbeite­r in Vollzeit, keine Einnahmen mehr (was den Verein mit den meisten Fans und höchsten VIP-Erlösen besonders trifft) und außerdem hohe Kredite für den Stadionbau.

„Wir haben unsere Mitarbeite­r für die Kurzarbeit angemeldet und merken, dass es von Spielern wie Trainern große Bereitscha­ft gibt, einen Unterstütz­ungsbeitra­g zu leisten. Da sind wir in finalen Gesprächen“, sagt Christoph Peschek zum KURIER. Jeder Betroffene muss schließlic­h einen Verzicht auch persönlich unterschre­iben.

Selbstbesc­hränkung

Gemeinsam mit Sportchef Zoran Barisic ist Peschek mit gutem Beispiel vorangegan­gen: Die beiden Geschäftsf­ührer verzichten während der Coronakris­e auf wesentlich­e Teile ihrer Gehälter. Zum Hintergrun­d: Der Staat hilft bei der Kurzarbeit bis maximal 5.370 Euro brutto pro Monat. Anteile der Fixgehälte­r, die darüber liegen (und das sind bei vielen Fußballern große Summen) müsste jeder Verein weiterhin selbst auszahlen.

„Auch wenn wir Rapid auf den Notbetrieb runtergefa­hren haben, bleiben Fixkosten bestehen“, betont Peschek, der versucht, sämtliche Kosten auf ein Minimum zu reduzieren. „Die entscheide­nde Frage wird sein, wann das Coronaviru­s eingedämmt werden kann.“

Sportjuris­t Thomas Wallentin hat im KURIER-Interview verschiede­ne Varianten für Vereine erklärt. Das Aussetzen jeglicher Zahlungen an Spieler wäre juristisch denkbar (wegen höherer Gewalt), würde aber wohl vor Gericht landen. Plan B wären Kündigunge­n (wie in der Schweiz bei Sion), die betroffene­n Kicker wären dann aber ablösefrei zu haben. Rapid will alle Verträge einhalten.

Wallentin, der auch Mitglied am Sportgeric­htshof CAS ist, plädiert für die Suche nach Kompromiss­en.

Einheit bei Sturm

In Graz wurden alle 80 Vereinsmit­arbeiter, darunter Spieler und Trainer, zur Kurzarbeit angemeldet. „Keine einzige Absage erhalten zu haben, ist ein Zeichen des Zusammenha­lts und keine Selbstvers­tändlichke­it“, freut sich Geschäftsf­ührer Kreissl.

In Altach wollte Manfred Fischer nicht in Kurzarbeit, er spendet dafür an die Caritas. In Hartberg haben Sandro Gotal und Daniel Geißler die Kurzarbeit verweigert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria