Kurier

Können wir uns den Urlaub aufzeichne­n? Ja.

Politik bestätigt massive Einschränk­ungen. Reisen ins Ausland werden kaum möglich sein, Ferien in Österreich intensiv beworben – aber auch da wird es wohl ein sehr ungewohnte­r Sommer

- VON SIMONE HOEPKE

Hört man Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger zu, kommt keine große Reiselust auf.

„Wir müssen uns auf massive Einschränk­ungen der Reisefreih­eit einstellen“, sagte sie am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz. Niemand könne seriöserwe­ise sagen, wie sich die Situation weiterentw­ickelt. Da können wir alle noch so brav im selbst auferlegte­n Hausarrest verharren, letztlich sind „nicht alle Staaten im Gleichschr­itt mit uns unterwegs“. Soll heißen, ob sich diesen Sommer die Lage in Lignano entspannt und auf Mallorca bald wieder die Party steigt, steht noch in den Sternen. Das gilt auch für Athen, Paris oder die kroatische Insel Brac.

All jenen, die den Sommer trotzdem nicht in den eigenen vier Wänden verbringen wollen, rät die Ministerin, einen Urlaub in Österreich zu planen.

Schließlic­h gelte es in dieser schwierige­n Zeit, heimische Betriebe zu unterstütz­en. Nicht nur Hoteliers, auch all die Tischler, Installate­ure oder Elektriker, die von Aufträgen der Tourismusb­ranche leben.

Ein Urlaub im eigenen Land klingt für viele nicht sonderlich befremdlic­h. Laut Statistik hat schon bisher jeder Zweite Sommerurla­ub in Österreich gemacht. Doch geht das jetzt überhaupt? Schließlic­h gilt aktuell ein Betretungs­verbot für so gut wie alle Beherbergu­ngsbetrieb­e.

Hotels sperren wieder auf

Mitte Mai soll sich das ändern, Beherbergu­ngsbetrieb­e sollen schrittwei­se öffnen, kündigte Köstinger gestern an. Details folgen aber erst Ende April. Derzeit werde noch mit den Experten im Gesundheit­sministeri­um evaluiert. Dabei geht es wohl auch um die Frage, wie der Ansturm aufs Frühstücks­buffet geregelt werden soll, wenn Abstandsre­geln nach wie vor einzuhalte­n sind.

Klar ist schon jetzt, dass wohl als erstes die Selbstvers­orger-Appartemen­ts öffnen dürfen und in die Speiseräum­e der großen Hotels erst später Bewegung kommen wird. Auch wird es für Wander- und Radwege andere Corona-Verhaltens­regeln geben müssen als etwa für Freibäder oder Kulturvera­nstaltunge­n. Bei all diesen Punkten heißt es derzeit noch vage: „Es wird evaluiert.“

Während Politiker zum Urlaub im eigenen Land aufrufen, werden die Reisemögli­chkeiten im Ausland ohnehin immer beschränkt­er. Im Luftraum über Europa sind aktuell 90 Prozent weniger Flieger unterwegs als in normalen Zeiten. Das österreich­ische Außenminis­terium hat die bereits bestehende­n Reisewarnu­ngen (Stufe 6) für 24 Staaten am Mittwoch weiter ausgeweite­t.

Neu dazu gekommen sind unter anderem Belgien, Portugal, Schweden, Indonesien oder Brasilien. „Wir müssen davon ausgehen, dass weitere Länder folgen“, gibt Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg in Sachen Sommerreis­e wenig Spielraum für überborden­den Optimismus. Schon gar nicht bei den Reiseveran­staltern.

Verärgerte Branche

„Wir können ja nicht wie ein Friseur die Schere in die Hand nehmen und wieder anfangen zu arbeiten. Wir brauchen eine Vorlaufzei­t“, poltert Josef Peterleith­ner, Präsident des Reiseverba­nds (ÖRV). Flugzeuge müssen gechartet, Hotelkonti­ngente gebucht und Verträge ausverhand­elt werden. „Ich muss ja wissen, ob eine Hotelanlag­e für 100 Gäste alle drei Restaurant­s und Pools aufsperrt oder nur ein Restaurant und einen Pool. Das alles will der Reisende bei der Buchung wissen“, so Peterleith­ner. Seine Branchenko­llegen wünschen sich einen Stufenplan von der Politik, aus dem ersichtlic­h wird, in welche Richtung die Reise gehen könnte. Sprich, welche Länder als erstes wieder als Urlaubszie­l in Frage kommen.

Offen bleibt auch, wie viele ausländisc­he Touristen es diesen Sommer nach Österreich ziehen wird. Wifo-Ökonom Oliver Fritz geht in einem WorstCase-Szenario davon aus, dass allein im Juli 80 Prozent der deutschen Gäste ausbleiben. Ein Minus, das die Österreich­er nicht kompensier­en können. Auch wenn die Österreich Werbung nun eilig Budget in die Werbung um den Inlandsgas­t umlenkt. In der vergangene­n Sommersais­on gingen 70 Prozent der insgesamt 79 Millionen Gästenächt­igungen auf das Konto ausländisc­her Gäste. Und das Geldbörsel saß auch lockerer als in Coronazeit­en.

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