Das Virus bremst den Verkehr aus
Statistik. Die Corona-Pandemie verändert das Mobilitätsverhalten der Wiener massiv. Vier Beobachtungen zu den Daten
Statistik. Die Corona-Pandemie verändert das Mobilitätsverhalten der Wiener: Die Zahl der Autos auf der Straße ging um 52 Prozent zurück. Fußgänger gehen noch halb so viele Schritte.
Wien dämmert dahin. Das zeigt sich nicht zuletzt auf den Straßen: Staus am Gürtel oder dichtes Gedränge auf den Geh- und Radwegen am Ring gehören der Vergangenheit an. Doch wer lässt eigentlich sein Auto in der Garage stehen? Und welche Gruppen nehmen den frei werdenden Platz ein? Eine Betrachtung der aktuellen Wiener Verkehrsstatistik.
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Pendler meiden die Stadt Aktuell wird ein Traum der Wiener SPÖ Realität: Zu Jahresbeginn kündigte Bürgermeister Michael Ludwig an, die Zahl der Pendlerautos aus Klimaschutzgründen bis 2030 halbiert zu wollen. Auf der Perchtoldsdorfer Straße, über die klassischerweise Pendler aus Niederösterreich zum Bahnhof Liesing und der dortigen Park-and-Ride-Anlage fahren, dürfte dieses Ziel aktuell übererfüllt sein: Von Mitte März bis in die erste Aprilwoche ist der Pkw-Verkehr dort um 61,4 Prozent weniger geworden. Das ist das größte Minus von allen neun untersuchten Straßen. Diese Zahl deutet darauf hin, dass Pendler am aktuellen Verkehrsrückgang in Wien – das Minus beträgt insgesamt 52 Prozent – einen nicht unwesentlichen Anteil haben.
Insgesamt sind in ganz Wien statt 322.595 derzeit nur 152.242 Pkw unterwegs. Auch die Wiener fahren weniger mit dem Auto: Am zentralen Universitätsring wurde ein Minus von Prozent verzeichnet (wie auch auf der Reichsbrücke).
Die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein nahm diese Zahlen am Mittwoch zum Anlass, um einmal mehr die temporäre Umwandlung von Straßen in Begegnungszonen zu fordern. Der freie Platz auf den Straßen sei „gerade jetzt wichtig und wir sollten ihn für die Menschen zugänglich machen, die Luft schnappen und sich die Beine vertreten wollen.“
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Fußgänger treten auf der Stelle Obwohl Spaziergänge eine der wenigen erlaubten Möglichkeiten sind, sich aus der Wohnung zu bewegen, dürften die Wiener auf allzu ausgedehntes Flanieren verzichten. Seit die Ausgangsbeschränkungen in Kraft sind, geht die Stadtbevölkerung weit weniger zu Fuß. Laut der städtischen Schrittzähler-App „Wien zu Fuß“hat sich die Zahl der Schritte insgesamt halbiert: Legten die Nutzer in der zweiten Märzwoche 50.749.992 Schritte zurück, waren es in der Woche darauf nur noch 26.616.853 Schritte.
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Das Rad ist ein Freizeitgefährt Radfahrer hätten auf den Straßen aktuell zwar viel Platz. Aber auch sie blieben daheim: Die Zählstellen registrierten von der zweiten auf die dritte Märzwoche rund 22 Prozent weniger Radfahrer. Besonders groß war das Minus auf innerstädtischen Routen wie der Argentinierstraße, über die Radler üblicherweise in die Arbeit gelangen. Zuwächse von mehr als 30 Prozent gab es dagegen am Donaukanal – einer typischen Freizeitstrecke.
Das heißt: Obwohl das Rad derzeit als Alternative zu den Öffis für notwendige Fahrten beworben wird, schöpft es angesichts der großen Fahrgastrückgänge nicht das volle Potenzial aus. Eher scheinen die Wiener auf dem Fahrrad Zerstreuung vom Krisenalltag zu suchen.
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U-Bahn-Nutzer scheuen Knoten Sowohl die U-Bahn-Garnituren als auch die Stationen sind wie ausgestorben. Besonders deutlich ist das Passagieraufkommen in sonst stark frequentierten Linienkreuzen zurückgegangen: Am größten ist das Minus mit 90 Prozent am Schwedenplatz. Andere Knoten wie Schottenring, Spittelau oder Westbahnhof verzeichnen zwischen rund 83 und 86 Prozent weniger Frequenz. Insgesamt beträgt das Passantenaufkommen in den Stationen nur noch 14 Prozent des Vorkrisenniveaus.