Kurier

Das Virus bremst den Verkehr aus

Statistik. Die Corona-Pandemie verändert das Mobilitäts­verhalten der Wiener massiv. Vier Beobachtun­gen zu den Daten

- VON STEFANIE RACHBAUER

Statistik. Die Corona-Pandemie verändert das Mobilitäts­verhalten der Wiener: Die Zahl der Autos auf der Straße ging um 52 Prozent zurück. Fußgänger gehen noch halb so viele Schritte.

Wien dämmert dahin. Das zeigt sich nicht zuletzt auf den Straßen: Staus am Gürtel oder dichtes Gedränge auf den Geh- und Radwegen am Ring gehören der Vergangenh­eit an. Doch wer lässt eigentlich sein Auto in der Garage stehen? Und welche Gruppen nehmen den frei werdenden Platz ein? Eine Betrachtun­g der aktuellen Wiener Verkehrsst­atistik.

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Pendler meiden die Stadt Aktuell wird ein Traum der Wiener SPÖ Realität: Zu Jahresbegi­nn kündigte Bürgermeis­ter Michael Ludwig an, die Zahl der Pendleraut­os aus Klimaschut­zgründen bis 2030 halbiert zu wollen. Auf der Perchtolds­dorfer Straße, über die klassische­rweise Pendler aus Niederöste­rreich zum Bahnhof Liesing und der dortigen Park-and-Ride-Anlage fahren, dürfte dieses Ziel aktuell übererfüll­t sein: Von Mitte März bis in die erste Aprilwoche ist der Pkw-Verkehr dort um 61,4 Prozent weniger geworden. Das ist das größte Minus von allen neun untersucht­en Straßen. Diese Zahl deutet darauf hin, dass Pendler am aktuellen Verkehrsrü­ckgang in Wien – das Minus beträgt insgesamt 52 Prozent – einen nicht unwesentli­chen Anteil haben.

Insgesamt sind in ganz Wien statt 322.595 derzeit nur 152.242 Pkw unterwegs. Auch die Wiener fahren weniger mit dem Auto: Am zentralen Universitä­tsring wurde ein Minus von Prozent verzeichne­t (wie auch auf der Reichsbrüc­ke).

Die grüne Vizebürger­meisterin Birgit Hebein nahm diese Zahlen am Mittwoch zum Anlass, um einmal mehr die temporäre Umwandlung von Straßen in Begegnungs­zonen zu fordern. Der freie Platz auf den Straßen sei „gerade jetzt wichtig und wir sollten ihn für die Menschen zugänglich machen, die Luft schnappen und sich die Beine vertreten wollen.“

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Fußgänger treten auf der Stelle Obwohl Spaziergän­ge eine der wenigen erlaubten Möglichkei­ten sind, sich aus der Wohnung zu bewegen, dürften die Wiener auf allzu ausgedehnt­es Flanieren verzichten. Seit die Ausgangsbe­schränkung­en in Kraft sind, geht die Stadtbevöl­kerung weit weniger zu Fuß. Laut der städtische­n Schrittzäh­ler-App „Wien zu Fuß“hat sich die Zahl der Schritte insgesamt halbiert: Legten die Nutzer in der zweiten Märzwoche 50.749.992 Schritte zurück, waren es in der Woche darauf nur noch 26.616.853 Schritte.

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Das Rad ist ein Freizeitge­fährt Radfahrer hätten auf den Straßen aktuell zwar viel Platz. Aber auch sie blieben daheim: Die Zählstelle­n registrier­ten von der zweiten auf die dritte Märzwoche rund 22 Prozent weniger Radfahrer. Besonders groß war das Minus auf innerstädt­ischen Routen wie der Argentinie­rstraße, über die Radler üblicherwe­ise in die Arbeit gelangen. Zuwächse von mehr als 30 Prozent gab es dagegen am Donaukanal – einer typischen Freizeitst­recke.

Das heißt: Obwohl das Rad derzeit als Alternativ­e zu den Öffis für notwendige Fahrten beworben wird, schöpft es angesichts der großen Fahrgastrü­ckgänge nicht das volle Potenzial aus. Eher scheinen die Wiener auf dem Fahrrad Zerstreuun­g vom Krisenallt­ag zu suchen.

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U-Bahn-Nutzer scheuen Knoten Sowohl die U-Bahn-Garnituren als auch die Stationen sind wie ausgestorb­en. Besonders deutlich ist das Passagiera­ufkommen in sonst stark frequentie­rten Linienkreu­zen zurückgega­ngen: Am größten ist das Minus mit 90 Prozent am Schwedenpl­atz. Andere Knoten wie Schottenri­ng, Spittelau oder Westbahnho­f verzeichne­n zwischen rund 83 und 86 Prozent weniger Frequenz. Insgesamt beträgt das Passantena­ufkommen in den Stationen nur noch 14 Prozent des Vorkrisenn­iveaus.

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Der Autoverkeh­r ist von März bis April um 52 Prozent zurückgega­ngen

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