Ökonom warnt vor „Spirale nach unten“
Für Christian Helmenstein ist die AUA ein Leit-Unternehmen
Die Krise der Austrian Airlines (AUA) ist für den Standort Österreich eine Gefahr. Weil die AUA die zentrale Fluglinie am Flughafen Wien ist. Und weil wiederum der Flughafen ein zentrales Unternehmen für ganz Österreich ist.
Zu diesem Befund kommt Christian Helmenstein, Chef des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung. Er widerspricht damit den vielen „Hobby-Ökonomen“in den sogenannten sozialen Medien, die eine Hilfe für die AUA als reine Hilfe für die Lufthansa betrachten.
Helmenstein hat die Bedeutung zentraler Fluglinien für einen Standort erforscht. „Wien ist es seit der Ostöffnung gut gelungen, eine Rolle als internationale Drehscheibe aufzubauen.“Das würde sowohl den kompletten Tourismus als auch den Geschäftsreiseverkehr betreffen, so Helmenstein weiter. Gerade der Geschäftsreiseverkehr aber, sagt Helmenstein, sei für den Flughafen Wien von enormer Bedeutung. Nicht zuletzt wegen seiner guten internationalen Anbindung im Flugverkehr verfüge Wien über derzeit rund 300 internationale Konzernniederlassungen.
Keine Alternative zur AUA
Wenn Wien – und damit Österreich – weiterhin eine Rolle als internationale Drehscheibe einnehmen wolle, so sei dafür ein global ausgerichteter Flughafen wie Wien/Schwechat samt einer zentralen Fluglinie unumgänglich, erläutert Helmenstein. Er bezweifelt, dass im Falle eines Endes der AUA eine andere Fluglinie in Wien/Schwechat diese zentrale Rolle übernehmen könne. „Die gesamte Flugbranche befindet sich in einem Konsolidierungsprozess. Ich sehe da keine wirkliche Alternative.“
Helmenstein verweist dabei auch auf Zürich. Die Schweizer Metropole habe nach dem Ende der Swissair an Bedeutung eingebüßt. Zuletzt hat Wien bei den Passagierzahlen Zürich bereits überholt.
Und wie gefährdet sieht Helmenstein die AUA? Ein Ende – oder wie er sagt, „eine Null-Option“– hält er für „sehr unwahrscheinlich“. Der Regierung empfiehlt er jedenfalls, jetzt mit der AUA-Mutter Lufthansa „intensive bilaterale Gespräche auf Vertrauensbasis“zu führen. Er sehe da viel Potenzial für eine sinnvolle Lösung. Ziel müsse es wohl sein, die bisherige Strategie der AUA als Qualitätsairline mit schlanken Kostenstrukturen fortzuführen. Ob dies über Staatshilfen bis hin zu einer staatlichen Beteiligung gehen könnte, das will Helmenstein nicht kommentieren.
Dritte Piste
Er warnt nur vor einer Spirale nach unten durch falsche Sparmaßnahmen. Eine solche etwa wäre für ihn, die AUA nur noch als europäische Airline zu positionieren. „Das wäre der falsche strategische Ansatz. Sie würde damit ihre Funktion als globaler Carrier verlieren, was in weiterer Folge dazu führen würde, dass der Standort Wien/Schwechat als internationaler Hub an Bedeutung verlieren würde.“
Stellt sich noch die Frage, ob der Flughafen Wien/Schwechat die dritte Piste vergessen kann. Der Ökonom hält eine Diskussion darüber für verfrüht. „Das wird man erst in ein bis zwei Jahren richtig beurteilen können.“Denn dann erst werde man sehen, wie schnell in der Nach-Corona-Ära der Tourismus und die Wirtschaft insgesamt auf den Wachstumspfad zurückgekehrt seien.