Kurier

Ist WHO so mies, wie Trump sagt?

Der US-Präsident legt sich mit der Weltgesund­heitsorgan­isation an

- ARMIN ARBEITER

Die Retourkuts­che war – zumindest für die sonst so zurückhalt­enden UN-Organisati­onen – sehr deutlich.

Das Coronaviru­s für politische Zwecke zu missbrauch­en, sei das Schädlichs­te, was jetzt passieren könne, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesu­s, Chef der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO, am Mittwoch in Genf. Es gehe um nationale Einheit, das Arbeiten über ideologisc­he und Parteigren­zen hinweg und schließlic­h um internatio­nale Solidaritä­t. „Das Schlimmste steht uns noch bevor, wenn wir uns nicht beeilen, Einigkeit sicherzust­ellen“.

US-Präsident Trump hatte der WHO zuvor mit einem Stopp von Beitragsza­hlungen gedroht. Er warf der Organisati­on vor, nicht genügend aufgeklärt und einen auf China fokussiert­en Ansatz gehabt zu haben.

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„Alles vermasselt“

Trumps Tenor: Die WHO habe alles vermasselt, habe am Beginn der Coronakris­e mehr gewusst als kommunizie­rt und ihm abgeraten, Einreisest­opps gegen China zu verhängen.

Die WHO koordinier­t die internatio­nale Zusammenar­beit im Kampf gegen das Virus, hilft bei der Erforschun­g von Impfstoffe­n oder Tests.

Ende Jänner hatte die WHO wegen des Coronaviru­s den „Internatio­nalen Gesundheit­snotstand“erklärt. Allerdings hatte der US-Präsident zu jener Zeit einen Einreisest­opp für ausländisc­he Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte die WHO Einreisest­opps als „in den meisten Situatione­n unwirksam“befunden. Ohne dabei mit dem Finger auf die USA zu zeigen. Die WHO hält sich grundsätzl­ich mit Kritik an Mitgliedss­taaten zurück. Im Falle Chinas sorgt diese Praxis wiederum für Kritik.

Dass die WHO gegenüber Peking wegen des Geldes einen Kuschelkur­s fährt, ist nahezu ausgeschlo­ssen:

Das wichtigste Standbein sind freiwillig­e Beiträge der Mitgliedsl­änder – im Budget von 2018/19 immerhin 35 Prozent. 0,44 Prozent davon zahlte China, fast ein Drittel die USA.

Chinas Einfluss

Warum also so viel Lob und wenig Kritik an Peking? Die WHO kann kein Land zur Herausgabe von Informatio­nen zwingen – somit versuche sie es mit einer Charmeoffe­nsive, vermuten Beobachter. Andere glauben, dass China sich zuletzt viel Einfluss in den Vereinten Nationen gesichert habe – und den jetzt geltend mache. Die WHO ist eine Unterorgan­isation der UN.

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