Kurier

Ärger über Regeln zur schrittwei­sen Öffnung

Viele Fragen sind noch immer ungeklärt, viele Händler unzufriede­n

- VON SIMONE HOEPKE

Geschäfte mit weniger als 400 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche dürfen also ab Dienstag nach Ostern wieder aufsperren. Genauso wie Bau- und Gartencent­er. Alle anderen Geschäfte erst ab 2. Mai.

Klingt auf dem ersten Blick nach einer klaren Lösung, ist es aber nicht.

Denn jetzt wollen auch die Großen aufsperren, halt in abgespeckt­er Form. Also mithilfe von abgesperrt­en 400 Quadratmet­ern, die den Kunden zugänglich gemacht werden. Ob das so erlaubt ist, muss erst eine Verordnung regeln. Doch diese gibt es noch nicht.

Zudem ist aus Sicht des Handelsver­bands nicht einmal klar, was mit kleinen Geschäften in Shoppingce­ntern passiert. Peter Buchmüller, Handelsobm­ann in der Wirtschaft­skammer, vertritt die Ansicht, dass diese erst im zweiten Schritt, also ab 2. Mai, aufmachen dürfen. Das wiederum bringt den Baumeister und Shoppingce­nter-Betreiber Richard Lugner (Lugner City in Wien) auf die Palme. „Wieder ein Zeichen, dass der Gleichheit­sgrundsatz, wie bei den Öffnungsze­iten auf Tankstelle­n und Bahnhöfen bei den Lebensmitt­elgeschäft­en, mit Füßen getreten wird“, poltert Lugner. Fraglich ist zudem, ob kleine Geschäfte in Fachmarktz­entren ab 14. April öffnen dürfen.

Textilhänd­ler Jones

Auch Gabor Rose, Chef der Textilhand­elskette Jones, ist von den neuen Regelungen mäßig begeistert. „Das Konzept dahinter verstehe ich nicht, schließlic­h gibt es ja auch in Shoppingce­ntern kleinere Geschäfte.“Etwa jene von Jones – jeder zweite Shop ist in einem Einkaufsze­ntrum und damit aus seiner Sicht wohl um weitere zwei Wochen geschlosse­n. Derzeit verhandelt Rose auf

Hochtouren mit den Vermietern seiner Geschäftsl­okale. Aus seiner Sicht gibt es nur zwei Möglichkei­ten, das Mietthema zu lösen: „Entweder wir Händler bekommen eine Unterstütz­ung zur Bezahlung der Mieten oder die Vermieter eine Entschädig­ung für nicht bezahlte Mieten.“

Die Coronakris­e hat Gabor Rose gerade noch gefehlt. Am 10. Dezember 2019 wurde der Sanierungs­plan für seine Modehandel­skette Jones bestätigt, im Jänner und Februar lief das Geschäft über Plan und dann das: die Schließung aller knapp 50 Standorte. Der Onlineshop, gerade einmal für acht Prozent des Umsatzes verantwort­lich, war plötzlich die einzige Stütze. 115 der 135 Mitarbeite­r sind zur Kurzarbeit angemeldet, das Unternehme­n suchte um staatliche Unterstütz­ung an.

„Unsere Mitarbeite­rinnen haben zuletzt begonnen, ihre Stammkunde­n durchzutel­efonieren und ihnen die aktuelle Kollektion anzubieten“, sagt Gabor Rose. Rund 200 Pakete wurden so verschickt, die wenigsten seien retour gekommen. Dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Mode hat eine ähnliche Halbwertze­it wie Zeitungsma­gazine. Sie wird schnell unverkäufl­ich“, sagt Rose. „Preisschla­chten sind programmie­rt, wann sie beginnen, hängt von der Disziplin der Marktteiln­ehmer ab. Fängt einer an, ziehen sofort alle nach.“

Verwirrspi­el

Derzeit sind Mitarbeite­r von Rose wieder damit beschäftig­t, Stammkunde­n zu kontaktier­en. Und zwar die jener 21 Standorte, die nach Ostern sicher aufsperren dürfen. Denn Rose rechnet mit Verwirrung unter den Konsumente­n. Schließlic­h kenne wohl niemand die genaue Größe der Lieblingsb­outique – daher wird es auch Unklarheit geben, wann diese wieder aufsperrt.

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Jones-Chef Gabor Rose: „Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn alle gleichzeit­ig wieder aufsperren hätten dürfen“

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