Kurier

Wie Schüler zum Zeugnis kommen

Neue Regeln für das Corona-Semester. KURIER-Leser fragen, der Generalsek­retär im Bildungsmi­nisterium antwortet

- VON UTE BRÜHL

Die Maturanten haben jetzt Gewissheit – so viel man eben in solchen Zeiten haben kann: Die Reifeprüfu­ngen starten am 25. Mai (Details siehe unten). Doch so manche Frage ist noch nicht geklärt, wie Leser-Anfragen zeigen. Martin Netzer, Generalsek­retär im Bildungsmi­nisterium, hat diese beantworte­t.

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Wer jetzt die Prüfung nicht schafft, muss im Herbst antreten. Wie wird diese Matura ausschauen?

Kopf hoch! Die Kompensati­onsprüfung gibt es auch heuer, weshalb der Großteil der Schüler die Matura auch schaffen wird. Zudem wird erstmals die Jahresleis­tung der 8. Klasse mit in die Note einbezogen, was die Chance erhöht, positiv abzuschnei­den. Wenn alle Stricke reißen, tritt man im Herbst an. Dann wird nach gegenwärti­gem Stand eine „normale“Matura stattfinde­n.

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Müssen fehlende Schularbei­ten vor der Matura nachgeholt werden?

Wo jemand auf einem Fünfer steht, muss er eine Feststellu­ngsprüfung machen, die auch mündlich sein kann. Generell gilt: Maturanten dürfen heuer nur maximal drei Schularbei­ten schreiben – in den Fächern Deutsch, Mathe und in der lebenden Fremdsprac­he, in der man maturiert, meist Englisch. Dieses Tests sollten dann auf jeden Fall gemacht werden, wenn in diesem Semester noch keiner geschriebe­n wurde – eine Übung für die Reifeprüfu­ng.

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Den größten Respekt haben Schüler von der Mathe-Matura. Welche Hilfe gibt es da bei der Vorbereitu­ng?

Nach Ostern wird auf die Webseite matura.gv.at ein Vorbereitu­ngspaket gestellt, mit dem man üben kann. Wer diese Aufgaben bewältigt, hat sehr gute Chancen, auch die Matura zu bestehen.

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Wie sieht dieses Jahr das Maturazeug­nis aus?

Wie werden die Noten errechnet? Das Zeugnis sieht genauso aus wie in den Vorjahren. Wer z. B. Physik als mündliches Prüfungsfa­ch gewählt hat, wird mit der Note der 8. Klasse bewertet – außer er macht eine freiwillig­e mündliche Matura. Wie sehr die Noten der 8. Klassen gewichtet werden, ist noch nicht fix. Möglich wäre 50:50.

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Warum wurde die mündliche und nicht die schriftlic­he Matura abgesagt?

Die standardis­ierte Reifeprüfu­ng wird als die Matura schlechthi­n wahrgenomm­en – so will das Ministeriu­m ein Minimum an Normalität und Leistungsn­iveau gewährleis­ten. Da die schriftlic­hen Tests erst am 25. Mai beginnen, wäre es für die mündliche Matura zeitlich eng geworden.

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Unter Lehrern und Schülern gibt es viele, die zu den Risikogrup­pen gehören, wie geht es für diese weiter?

Lehrkräfte sollten demnächst über das Internet unterricht­en, Schüler digital lernen. Während der Matura gibt es für Betroffene­n einen separaten Raum. Masken und Desinfekti­onsmittel werden in allen Räumen zur Verfügung gestellt. Bei der Prüfung wird ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern eingehalte­n.

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Unterricht findet derzeit nur digital statt. Was können Eltern tun, wenn Lehrer sich weigern, per Video zu unterricht­en?

Nur mit eMails kommt man oft nicht weit.

Das Ministeriu­m muss darauf vertrauen, dass Lehrer einschätze­n können, welches Tool am geeignetst­en ist. Oft hängt es davon ab, ob die ganze Klasse das nötige Equipment hat. Zentrale Vorgaben sind da schwierig, besser ist es, mit dem Lehrer oder – wenn das nichts bringt – mit der Schulleitu­ng zu reden.

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Von Kindern wird zu viel verlangt, klagen Eltern. Zu Beginn des digitalen Lernens kamen solche Klagen im Ministeriu­m häufiger an. Die Situation hat sich wohl ein wenig normalisie­rt – manchmal gab es zu wenig Abstimmung zwischen den Lehrern, weil jeder nur für seinen Gegenstand plant. Dort, wo es wirklich zu viel ist, sollte man das der Schule – Lehrkraft und Direktion – rückmelden.

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Schulen sollen schrittwei­se geöffnet wird. Wie kann man sich das vorstellen?

Man wird den Unterricht anders gestalten müssen als bisher – Sportunter­richt im Turnsaal wird es wohl nicht geben. Und es wird Hygienemaß­nahmen geben – alle müssen sich vor Schulbegin­n die Hände waschen. Nach pragmatisc­hen Lösungen wird noch gesucht.

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Wenn Eltern Urlaub aufbrauche­n – wie betreuen sie Kinder im Sommer?

In den Ferien soll es Angebote in den Schulen geben – dafür könnten zum Beispiel Lehramtsst­udenten ECTS-Punkte (Leistungen im Rahmen des Studiums) bekommen.

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In berufsbild­enden Schulen sind Praktika Pflicht. Das geht sich heuer nicht aus. Wenn jemand keine Möglichkei­t hat, Praktika zu machen, werden sie erlassen. Das wird jetzt vermehrt greifen müssen, damit Laufbahnve­rluste vermieden werden.

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Wie verliert man kein Semester an der Uni?

Veranstalt­ungen sollen möglichst abgeschlos­sen werden – es soll Distance-Prüfungen geben, für Tests via Skype wurden Kriterien entwickelt. Einzelprüf­ungen kann es an den Unis geben, aber keine Massenvera­nstaltunge­n. An der Nahtstelle Matura-Uni wird der Minister per Verordnung festlegen, dass es einheitlic­he Zeitleiste­n gibt, damit keine Fristen verpasst werden. Zudem ist das Sommerseme­ster „neutral“; Familienbe­ihilfe und Studienför­derungen sollen garantiert sein, auch wenn nicht alle Leistungen erbracht wurden.

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Bitte Abstand halten! Das wird in Österreich­s Klassenzim­mern nicht so einfach möglich sein, wenn der Unterricht wieder beginnt
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Generalsek­retär Martin Netzer verspricht Ferienbetr­euungen

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