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Antikörper­tests: Jetzt wird geprüft

Etwa 60 verschiede­ne Systeme gibt es bereits. Jedes hat Vor- und Nachteile – und muss erprobt werden

- VON INGRID TEUFL

Mit Antikörper­tests SARSCoV-2-Infektione­n festzustel­len – das klingt einfacher, als es ist. „Es gibt verschiede­ne Nachweisme­thoden um auf Antikörper zu testen, jeweils mit Vor- und Nachteilen. Diese Stärken und Schwächen muss man kennen, um die Ergebnisse interpreti­eren zu können“, betont Virologe Lukas Weseslindt­ner, Leiter des Labors für Antikörper­diagnostik am Zentrum für Virologie, MedUni Wien. Inklusive Schnelltes­ts sind bisher etwa 60 Tests auf dem Markt aufgetauch­t, einige werden auch an der MedUni erprobt. „Um die Aussagekra­ft eines Tests im Alltag zu beurteilen, muss man ihn im klinischen Setting erproben, und dazu braucht man Zeit. Ein weiteres Ziel ist, Daten sammeln können, wie Ergebnisse verschiede­ner Tests korreliere­n.“

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Wie funktionie­ren Antikörper­tests?

Man untersucht Blutproben. Die am häufigsten verwendete­n Tests nennt man ELISATests: Ein Antikörper bindet sich an ein im Test enthaltene­s Antigen. Durch ein Enzym kommt es zu einem Farbumschl­ag, der die Antikörper­konzentrat­ion anzeigt. Wichtig: Die Tests verfügen über eine bestimmte Sensitivit­ät. Sie zeigt, wie hoch der Anteil an echten Infektions­fällen ist, die der Test identifizi­ert. Jeder Test hat weiters eine Spezifität. Sie beschreibt, wie oft er ein falsch-positives Ergebnis liefert.

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Was ist der Unterschie­d zur PCR-Methode? Mittels PCR wird mittels Rachenabst­rich auf Genmateria­l des Virus untersucht, um eine akute Infektion festzustel­len. Antikörper bildet der Körper erst im Lauf einer Infektion aus. Sie sind im Blut nachweisba­r und können Aufschlüss­e über eine durchgemac­hte Infektion und eventuelle Immunisier­ung liefern. „Im Vergleich zu PCR-Tests sind Antikörper­test weniger spezifisch“, sagt der Virologe. „Antikörper­tests machen erst eine Woche nach Beginn der Symptome Sinn.“Sonst könnte man sich in falscher Sicherheit wiegen.

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Nach welchen Antikörper­n sucht man?

Die Antikörper­produktion wird im Laufe einer Infektion immer stärker. „Das Immunsyste­m antwortet mit unterschie­dlichen Klassen von Immunglobu­linen (Ig). In der Virusdiagn­ostik benutzen wir diese Abfolge, um das Stadium der Infektion zu bestimmen.“Antikörper der Klasse IgM werden etwa früh in einer Infektion produziert, jene der Klasse IgG tauchen erst später auf. „Die Aufgabe von Virologen ist es, anhand der Konzentrat­ion von verschiede­nen Immunglobu­linklassen zu bestimmen, in welcher Phase sich eine Infektion befindet. Dazu muss man aber auch wissen, wie gut ein bestimmter Test für eine bestimmte Klasse geeignet ist.“

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Wie lange sind Antikörper nachweisba­r?

Unterschie­dlich. Das Masernviru­s etwa verursacht eine systemisch­e Infektion. „Das Immunsyste­m wird dadurch sehr stark aktiviert, ein umfassende­s immunologi­sches Gedächtnis entsteht und Antikörper werden dauerhaft produziert. Das bewirkt eine lebenslang­e Immunität.“Bei SARSCoV-2 kommt es vor allem zur Infektion und Immunreakt­ion in der Lunge. „Wir glauben zwar, dass dadurch Immunität aufgebaut wird. Wie lange sie wirkt und schützt, wissen wir noch nicht.“

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Mittels Verfärbung wird die Menge an Antikörper­n im Blut gemessen. Wichtig ist die Interpreta­tion durch Experten

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