„Zeit gewinnen, bis es einen Impfstoff gibt“
Zu den künftigen Lockerungen brauche es ein enges Kontrollnetz, sagt Minister Anschober
Strategie. Um einen weiteren Tag verschiebt sich die Präsentation einer SORA-Studie zur Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen. 2.000 Österreicher sollten getestet und die Ergebnisse auf die Bevölkerung hochgerechnet werden. Die Präsentation ist für Freitag geplant, vorab wurde aber bekannt, dass die „Durchseuchung“im Promillebereich liegen soll – jedenfalls unter einem Prozent.
Das ist wenig – und darauf gibt es zwei Sichtweisen, erklärt Gesundheitsminister Rudolf Anschober im KURIER-Talk. „Ich bin froh, wenn möglichst wenige erkrankt sind. Als Gegenproblem taucht aber auf, dass man eine Grundimmunisierung in der Bevölkerung braucht. Der Herdenschutz beginnt bei 60 Prozent. Das ist eine Frage der Zeit.“In Österreich setze man ohnehin auf die Strategie, die Infektionen gering zu halten und „Zeit zu gewinnen, bis es einen Impfstoff oder Medikamente gibt“.
Wenn nach Ostern schrittweise das öffentliche Leben hochgefahren wird, brauche es ein enges „Kontrollnetz“– mit Testungen auf mehreren Ebenen. Ein Überblick:
· Klassische PCR-Tests Getestet wird mit Rachenabstrichen, ob jemand aktiv an Covid-19 erkrankt ist. Die Kapazitäten wurden ausgebaut.
· Tests bei Zielgruppen Mitarbeiter in systemrelevanten Bereichen wurden getestet. In den Supermärkten gab es keinen positiven Covid-19Fall, in den Spitälern waren es drei von 474. Auch in der Pflege gab es kaum Fälle. „Das war meine größte Sorge, weil da die Hochrisikogruppe betroffen sein könnte“, sagt Anschober.
· Sentinel-Tests Bei einigen Personen, die mit Atemwegserkrankungen zum niedergelassenen Arzt gegangen sind, wurden Testungen angeordnet, erklärt der Gesundheitsminister.
· Antikörper-Tests Am inzwischen weltweit bekannten Infektions-Hotspot Ischgl könnte ab Ende April getestet werden, wie viele Menschen die Erkrankung schon hinter sich haben. Anschober will, sobald die Qualität stimmt, mit den Tests in die Breite. Das Wissen um immunisierte Mitarbeiter bringe etwa in Spitälern Sicherheit und Planbarkeit.
· Schnelltests Kurzzeitig waren Präparate im Umlauf, die aber ungenaue Ergebnisse brachten. Ärztekammer und Apothekerkammer stoppten das und drohen mit Disziplinarstrafen. Anschober: „Ein falscher Test lässt uns glauben, dass wir gesund oder immunisiert sind. Das hätte verheerende Folgen für den Einzelnen und dessen Umfeld.“