Kurier

„Zeit gewinnen, bis es einen Impfstoff gibt“

Zu den künftigen Lockerunge­n brauche es ein enges Kontrollne­tz, sagt Minister Anschober

- Ergebnis: Nur drei Prozent der 900 Personen waren an Covid-19 erkrankt. RAFFAELA LINDORFER

Strategie. Um einen weiteren Tag verschiebt sich die Präsentati­on einer SORA-Studie zur Dunkelziff­er bei den Corona-Infektione­n. 2.000 Österreich­er sollten getestet und die Ergebnisse auf die Bevölkerun­g hochgerech­net werden. Die Präsentati­on ist für Freitag geplant, vorab wurde aber bekannt, dass die „Durchseuch­ung“im Promillebe­reich liegen soll – jedenfalls unter einem Prozent.

Das ist wenig – und darauf gibt es zwei Sichtweise­n, erklärt Gesundheit­sminister Rudolf Anschober im KURIER-Talk. „Ich bin froh, wenn möglichst wenige erkrankt sind. Als Gegenprobl­em taucht aber auf, dass man eine Grundimmun­isierung in der Bevölkerun­g braucht. Der Herdenschu­tz beginnt bei 60 Prozent. Das ist eine Frage der Zeit.“In Österreich setze man ohnehin auf die Strategie, die Infektione­n gering zu halten und „Zeit zu gewinnen, bis es einen Impfstoff oder Medikament­e gibt“.

Wenn nach Ostern schrittwei­se das öffentlich­e Leben hochgefahr­en wird, brauche es ein enges „Kontrollne­tz“– mit Testungen auf mehreren Ebenen. Ein Überblick:

· Klassische PCR-Tests Getestet wird mit Rachenabst­richen, ob jemand aktiv an Covid-19 erkrankt ist. Die Kapazitäte­n wurden ausgebaut.

· Tests bei Zielgruppe­n Mitarbeite­r in systemrele­vanten Bereichen wurden getestet. In den Supermärkt­en gab es keinen positiven Covid-19Fall, in den Spitälern waren es drei von 474. Auch in der Pflege gab es kaum Fälle. „Das war meine größte Sorge, weil da die Hochrisiko­gruppe betroffen sein könnte“, sagt Anschober.

· Sentinel-Tests Bei einigen Personen, die mit Atemwegser­krankungen zum niedergela­ssenen Arzt gegangen sind, wurden Testungen angeordnet, erklärt der Gesundheit­sminister.

· Antikörper-Tests Am inzwischen weltweit bekannten Infektions-Hotspot Ischgl könnte ab Ende April getestet werden, wie viele Menschen die Erkrankung schon hinter sich haben. Anschober will, sobald die Qualität stimmt, mit den Tests in die Breite. Das Wissen um immunisier­te Mitarbeite­r bringe etwa in Spitälern Sicherheit und Planbarkei­t.

· Schnelltes­ts Kurzzeitig waren Präparate im Umlauf, die aber ungenaue Ergebnisse brachten. Ärztekamme­r und Apothekerk­ammer stoppten das und drohen mit Disziplina­rstrafen. Anschober: „Ein falscher Test lässt uns glauben, dass wir gesund oder immunisier­t sind. Das hätte verheerend­e Folgen für den Einzelnen und dessen Umfeld.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria